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Testbericht
Digitalcamera CANON PowerShot S60

 

 

 

Technische Daten
1/1,8" RGB-CCD-Chip, Auflösung 5,0 MPixel. Brennweite 28 - 100 mm bei F 2,8 bis 5,3. Optischer Zoom 3,6-fach, digital 4,1-fach. Macro 4 bis 44 cm. Optischer Sucher (80 Prozent der Bildfläche) und 1,8" TFT-LCD-Monitor mit 118.000 Bildpunkten. Empfindlichkeit ISO 50 bis 400, Belichtungszeit 15 s bis 1/2.000 s. Speicher: Compact Flash Typ I und II und Microdrive. Dateiformat
JPEG (*.jpg) oder RAW (Canon-eigenes Rohdatenformat). Abmessungen B x H x T: 114 x 56 x 39 mm. Gewicht mit Speicherchip und Batterie ca. 300 g. Strassenpreis im August 2004: 550 Euro, im Internet 100 Euro weniger. Das Datenblatt ... und ein sehr detaillierter Testbericht liefern Details zu dieser interessanten Camera.

Die Canon S60 folgt dem Konzept der PowerShot S-Reihe. Der direkte Vorgänger ist die Canon PowerShot S50. Beide Cameras verfügen über den gleichen CCD-Chip. Gegenüber der S50 weist die S60 aber wesentliche Weiterentwicklungen auf:

  • Weitwinkeloptik 28 bis 100 mm statt 35 bis 105 mm
  • Zusätzliche Auflösungsstufe 2048 x 1536 Pixel
  • Video-Aufnahmen bis zur VGA-Grösse von 648 x 480
  • Kürzeste Belichtungszeit 1/2000 statt 1/1500
  • Neue Batterie NB-L2H Batterie mit höherer Kapazität
  • Unterstützung von PictBridge
  • Neues Gehäusedesign, geringfügig kleiner und leichter

 

 

Lieferumfang, Bedienungsanleitung, Installation
Zum Lieferumfang der Camera gehören der Akku NB-L2H inclusive Ladegerät, eine CF Card 32 MB, die erforderlichen Verbindungskabel zu Computer und TV-Gerät, Treiber und eine Software für das Herunterladen und Bearbeiten von Bildern.

Die Bedienungsanleitung besitzt einen Umfang von 177 Seiten. Sie ist in einem guten Deutsch geschrieben und gut bebildert. Leider ist sie mit einem schlechten Druckverfahren und sehr kleiner Schrift gedruckt. Vieles ist nur mit Lupe lesbar, manches unkenntlich, besonders bei den Bildern. Auf der mitgelieferten CD ist diese Bedienungsanleitung nicht zu finden. Dort wird nur die Software Camera Solution Disk Version 19 erläutert. Abgesehen von der Lesbarkeit, gibt die Bedienungsanleitung aber erschöpfend Auskunft über die Camera.

Die Installation der Software funktioniert reibungslos. Die Software ist sehr umfangreich und enthält auch Tools zur Bildbearbeitung. Aus meiner Sicht sind nur Treiber für die USB-Schnittstelle der Camera wirklich notwendig, denn inzwischen kann wohl jeder mit dem Dateimanager umgehen und damit die Bilder auf seine Festplatte kopieren.

 

Bedienung, Ergonomie
Die S60 ist keine Ultra-Compact-Camera. Sie ist relativ gross und schwer. Für die Bedienung ist das ein Vorteil, die Bedienelemente sind auch gross und problemlos zu handhaben. D
as Navigationsprinzip ist gewöhnungsbedürftig aber logisch. Die gesamte Bedienung erfolgt über den TFT-Monitor auf der Rückseite der Camera. Vielleicht der entscheidende Mangel dieser Camera: Dieses Display ist klein und es besitzt weder eine ausreichende Auflösung, noch eine genügende Helligkeit. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist der Monitor praktisch nicht mehr funktionsfähig. Wie bei solchen Compactcameras üblich, zeigt der optische Sucher nur 80 Prozent des tatsächlichen Bildes an. Sucher und Monitor sind die Schwachstellen dieser Camera.

Wenn die Sonne nicht scheint, kann man auf dem Monitor alle Einstellungen und 100 Prozent des Bildes sehen. Zwei Kontrollleuchten informieren zusätzlich über den Autofocus und die eventuelle Verwackelungsgefahr. Die Umschaltung zwischen Aufnahme, Betrachtung der aufgenommenen Bilder und dem Bedienungsmenü erfolgt per Knopfdruck. Die Menüs sind klar und übersichtlich. Schnell kann man mit einem Wahlrad zwischen drei Betriebsmodi wechseln: Automatikmodus, Normalprogrammen (Landschaft, Porträt, Nachtaufnahmen usw.) und Kreativprogrammen (Verschluss priorisiert, Blende priorisiert, manuelle Einstellungen usw.). Diesen drei Modi kann man auch verschiedene Bildauflösungen mit der dazugehörigen Komprimierung (Superfine, Fine, Normal) fest zuordnen. Besonders hilfreich ist die mit dem Wählrad erreichbare Einstellung C: Hier kann man eine individuelle Einstellung speichern und sehr schnell aktivieren. Quasi 'My Programm'. Leider ist nur eine Einstellung möglich. Für die schnelle Umstellung von Empfindlichkeit, Auflösung, Komprimierung, Weissabgleich, Belichtungsart, Auslösemodus, (und andere Parameter) sowie für das Löschen von Bildern, existieren drei gut zugängliche Sondertasten an der linken Seite der Camera. Auch für die Blitz- und Macroeinstellung existieren gesonderte Tasten. Nach einigem Üben ist man sehr gut in der Lage, schnell jede Funktion der Camera zu aktivieren und die vielen einstellbaren Parameter zu beherrschen.

Leider besitzt keine Camera der Canon S-Reihe eine Docking Station, wie die Fujifilm FinePix F610. Daran kann man sich sehr schnell gewöhnen, weil sie so praktisch ist. Bei der S60 muss man die Batterie aus der Camera nehmen, um sie aufzuladen. Auch bei der CF-Card empfiehlt sich ein Card-Reader. Der direkte Anschluss der Camera an den Computer über USB funktioniert. Aber er ist langsam (USB 1.1) und mit dem sehr kleinen Stecker labil.

 

Technische Raffinessen
Die Canon PowerShot besitzt keine auffälligen technischen Raffinessen. Dass sie zu den wenigen Compactcameras mit Weitwinkeloptik gehört, scheint bisher nicht aufgefallen zu sein. Die technischen Raffinessen sind in den Menüs versteckt. Welche andere Camera kann mit solchen Features aufwarten:

  • Drei Lichtmessverfahren: Mehrfeld-, Spot- und mittenbetonte Integralmessung
  • Variation der Blitzleistung, automatisch und manuell einstellbar
  • Manuelle Schärfeeinstellung
  • Automatischer Weissabgleich und manueller Kalibrierung mit Vorlage
  • Manuelle Scharfeinstellung über frei wählbaren Autofocus-Rahmen
  • Speicherung von Autofocus- Blitz- und Belichtungswerten
  • Fotoeffekte: Sepia, Schwarz/Weiss, Kontrast, Farbsättigung, Schärfe
  • Belichtungsreihen (Bildreihen mit unterschiedlicher Belichtung)
  • Focusreihen (Bildreihen mit unterschiedlicher Scharfeinstellung)
  • Kurz- und Langzeit Reihenaufnahmen
  • Automatisches Drehen der Bilder bei Aufnahmen im Hochformat
  • Steuerung der Camera vom Computer aus
  • Anzeige von Foto und zugehörigem Histogramm
  • Direktdruck und Druckvorbereitung von der Camera aus
  • u.v.m.

 

Bildqualität
Der wesentlichste Mangel der ansonsten sehr interessanten Camera Fujifilm FinePix F610 (Zitat): Die Bilder werden ausschliesslich im Format JPEG gespeichert. Dass das TIFF-Format (oder äquivalent) fehlt, wäre noch verzeihlich. Aber man kann die Kompression der JPEG-Bilddateien nicht variieren, sie ist fest und noch dazu sehr hoch eingestellt. Das ist ein schwerwiegender Mangel. Eine geringere Empfindlichkeit könnte diesen Mangel vielleicht verringern. Aber im Auto-Bereich wird ISO 125 bis 400 benutzt und manuell ist ISO 200 als minimaler Wert einstellbar. Keine Chance.

Dieses Problem, das sich verheerend auf die Bildqualität bei wenig Licht auswirken kann, existiert bei keiner Canon-Camera. Die PowerShot S60 speichert Bilder im JPEG- und RAW-Format (auch gleichzeitig!). Die Kompression ist bei jeder Auflösung in drei Stufen einstellbar (Superfine, Fine und Normal). Die ISO- Empfindlichkeit ist automatisch (50-150) und manuell in den Stufen 50, 100, 200 und 400 einstellbar. Damit sind die Grundvoraussetzungen für eine hohe Bildqualität gegeben.

Visuell ist die Bildqualität in allen Auflösungsstufen einwandfrei. Verzerrungen, Farbfehler und Farbsäume an kontrastreichen Kanten sind nicht erkennbar. Kompressionsartefakte sind bei Superfine nur in Extremfällen schwach zu sehen (s.Testbild Sonnenuntergang). Durch den hohen Dynamikumfang (9,1 Blendenstufen) und das ausgereifte Belichtungssystem liefert die Camera gut ausgewogen belichtete Bilder auch bei grossen Helligkeitsunterschieden und im Gegenlicht. Erstaunlich, dass die Camera sehr gute Bilder auch bei wenig Licht macht (z.B. in Innenräumen, natürlich ohne Blitz). Dieser Umstand war schon bei der Canon A50 Zoom und der Canon S45 auffällig. Im Macro-Modus kann man 4 cm an das Objekt heran. Fährt man den Zoom aus, kann man dabei sogar den Blitz benutzen.

Die Messwerten der DCTau Testprotokolle, die man sich (gegen Bezahlung) bei digitalcamera.de besorgen kann, beschreiben numerisch Parameter der Bildqualität. Sie wird besonders von der optischen Auflösung, der Scharfzeichnung, dem Rauschverhalten, der Wiedergabe feiner Bildstrukturen, der Signalübertragung und der Komprimierung beeinflusst. In diesen Parametern besitzt die All-In-One-Camera Olympus C-8080 derzeitig die besten Werte, dicht gefolgt von der Canon PowerShot S60. Damit wird die Canon PowerShot G5 als Referenzobjekt für die Bildqualität digitaler Cameras von der Olympus C-8080 abgelöst.

Gegenüber dem Spitzenreiter C-8080 ist nur die optische Auflösung und der Wirkungsgrad der PowerShot S60 geringer (besonders bei voll ausgefahrenem Zoom). In allen anderen Parametern ist die Bildqualität der S60 aber durchaus mit der Top-Camera Olympus C-8080 vergleichbar. Das heisst, auch die Canon S60 besitzt in folgenden Parametern bessere Werte als die ehemalige Referenzcamera Canon PowerShot G5: Feine Bildstrukturen und Artefakte, Scharfzeichnung horizontal und vertikal, geringeres Rauschen, höherer Dynamikumfang (9,1 gegenüber 8,7 Blendenstufen der G5). Aus meiner Sicht ist deshalb die Canon PowerShot S60 nach den DCTau-Testprotokollen und dem subjektiven Eindruck der gegenwärtige Primus in der Klasse der Compactcameras.

Erste Testbilder wurden im Weblog.al veröffentlicht. Weitere Testbilder ...

 

Das Facit
Die Canon PowerShot S60 ist eine grundsolide Compactcamera mit hervorragenden technischen Eigenschaften, exzellenter Bildqualität und einem hochwertigen Metallgehäuse. Ihre Qualitäten sind so unauffällig, dass sie gegenwärtig in den Testberichten (noch?) keine Rolle spielt. Die Bildqualität der S60 ist in einigen Parametern mit der der Olympus C-8080 vergleichbar. Sie ist besser als die der ehemaligen Referenzcamera Canon PowerShot G5. Der einzige Mangel dieser Camera ist der zu kleine und lichtschwache TFT-Monitor.

Auf die Frage, wie die Camera aussehen müsste, die ich mir nach der PowerShot S60 kaufen werde, fällt mir durchaus einiges ein:

  • Deutlich grösserer und hoch auflösender TFT-Monitor
  • Höhere Auflösung bis 10 MPixel (Das Ende der Fahnenstange für Consumer-Cameras?)
  • Lichtstärkere Weitwinkeloptik mit 5-fach Zoom
  • Hoch auflösender LCD-Farbsucher mit Bildfläche 100 Prozent
  • Reduzierung von Gewicht und Abmessungen um 50 Prozent (!)
  • Automatische Blitzsteuerung bis 10 cm Macro
  • Dynamischer Autofocus, gekoppelt an die Sucherbewegungen
  • Permanente Anzeige des Ladezustands der Batterie
  • Geringerer Stromverbrauch - höhere Batteriekapazität
  • Docking Station für einfachere Datenübertragung und Aufladung der Batterie

 

Nachtrag: PowerShot S70
Die Canon S60 war nicht lange Primus: Nur drei Monate nach der Markteinführung wurde heute der Nachfolger angekündigt: Canon PowerShot S70. Praktisch die gleiche Camera, aber mit höherer Auflösung: 1/1,8" RGB-CCD-Chip, Auflösung 7,1 MPixel. Weil nur der Bildsensor ausgetauscht wurde ist davon auszugehen, dass dieser Test linear auch für die PowerShot S70 gilt. Sobald ein DCTau-Protokoll für die neue Camera existiert werde ich feststellen, ob diese Vermutung richtig ist. 20. August 2004, 9:53

Nachtrag: PowerShot S70 - DCTau-Protokoll
Jetzt kann man sich bei digitalcamera.de das DCTau-Testprotokoll für die PowerShot S70 kaufen. Aber es gibt auch ein Problem: Die S70 wurde mit DCTau Version 4.1 untersucht, die S60 mit der Version 3.3. Wie kompatibel sind die Ergebnisse?! Die Messwerte der Optik weisen deutliche Unterschiede auf (bis ca. 10%). Das Objektiv ist aber nach Herstellerangaben das gleiche! Die Scharfzeichnung wird mit Software realisiert, ebenso ist sie für das Rauschen verantwortlich. Die S70 ist bei der Scharfzeichnung deutlich aggressiver, als die S60 (in den Mitteltönen bis zu 25% mehr). Das Rauschen ist bei der S70 etwas geringer als bei der S60. Bei der S70 wird in allen drei Qualitätsstufen 10 bis 15 % stärker komprimiert. Auf Kosten der Qualität werden die Bilddateien kleiner. In der Summe bestätigt sich meine Vermutung: Beide Cameras sind bis auf die höhere Auflösung der S70 in etwa gleichwertig. 25. Oktober 2004, 20:11

Nachtrag: PowerShot S70 - ausführlicher Testbericht
Gerade ist ein sehr detaillierter Testbericht bei dpreview.com erschienen. In English, aber mit sehr interessanten Bildern und Fakten. 27. Oktober 2004, 20:11


Jürgen Albrecht, 18. August 2004

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