Aktuelle Kunst 2012
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Dieses Bild kostet 87 Millionen DollarNur wenige Tage, nachdem bei Sotheby's eine Version des Munch-Motivs "Der Schrei" für eine Rekordsumme unter den Hammer gekommen ist, legt Konkurrent Christie's mit einer neuen Sensation nach: Das Auktionshaus versteigerte ein Werk des Künstlers Mark Rothko für rund 87 Millionen Dollar - eine fast doppelt so hohe Summe wie erwartet. Die Ölmalerei "Orange, Red, Yellow" aus dem Jahr 1961 wurde im Vorfeld auf gerade mal 45 Millionen geschätzt Erst in der vergangenen Woche war eine Version von Edvard Munchs weltberühmtem Bild "Der Schrei" bei Sotheby's in New York versteigert worden - für unfassbare 119,9 Millionen Dollar. Nie zuvor hat eine Gemäldeauktion einen höheren Preis erzielt. Mehr bei www.spiegel.de ... Kommentar Al: "... gerade mal 45 Millionen ..." Wo sind die Massstäbe geblieben?
14.11.2012 9:18Fotografien von Jürgen Tellerrbb, Di 13.11.12 00:30 - 01:15 Juergen Teller ist einer der erfolgreichsten Modefotografen unserer Zeit. Seit zwanzig Jahren fotografiert er z. B. die Kampagnen des Modedesigners Marc Jacobs. Neben Selbstporträts, in denen er sich häufig nackt vor der Kamera zeigt, fotografiert er hauptsächlich seine Familie und Freunde. In den letzten Jahren hat er sich verstärkt Fotoinszenierungen gewidmet, die er unter anderem mit der Schauspielerin Charlotte Rampling oder dem Supermodel Kristen Mc Mennamy realisiert hat. Teller lebt seit über 20 Jahren in London. Aufgewachsen ist er in Deutschland, im fränkischen Dorf Bubenreuth. Dort betreibt seine Familie eine Stegmacherei für Saiteninstrumente in der dritten Generation. Teller begann dort als junger Mann eine Ausbildung als Bogenbauer, die er aufgrund eines allergischen Asthmas wieder abbrechen musste. In der Folge ging er nach München, um dort eine Fotografenausbildung zu absolvieren. Um der Bundeswehr zu entgehen, ging er Ende der 80er-Jahre nach London. Dort fotografierte er Musiker wie Elton John, Simply Red und die Cocteau Twins für die neuen Zeitgeistmagazine iD, Face und Arena oder für Plattencover. Berühmt wurde er unter anderem durch seine Aufnahmen der Band Nirvana und deren Sänger Kurt Cobain. Mehr beiwww.rbb-online.de ...
Kommentar Al: Hoch interessant: Was muss man können und tun, um einer der erfolgreichsten Fotografen zu werden? Nach Tellers eigener Aussage, will er mit seinen Fotos keine Botschaft verbreiten. Seine Weltsicht ist logisch und simpel. Sinngemäss: "Die Fotos zeigen, wie ich die Welt sehe." Teller fotografiert analog, weil er nicht ständig auf einen Bildschirm starren will. Er guckt sich lieber Negative auf einem Lichttisch mit der Lupe an. Er fotografiert mit viel Licht und Blitz und möglichst gleichzeitig mit zwei Kleinbild-Fotoapparaten aus der Hand. Entscheidend beim Fotografieren: Interessante, möglichst berühmte Menschen, ungewöhnliche, möglichst schräge Locations inclusive äquivalenter Posen, und nicht zuletzt: Keine klassischen Bildausschnitte und Bildformate, keine Retusche. Von den unendlich viele Fotos einer Session werden nach einer Vorauswahl am Lichttisch viele A3-gross als Papierabzüge endgültig beurteilt und ausgewählt. Unzählige, völlig verschiedene Fotos, werden in Büchern und Ausstellungen in beliebiger Reihenfolge dem staunenden Publikum präsentiert: Eine Flut von Schnappschüssen, vorwiegend mit Menschen. So einfach ist es, ein berühmter Fotograf zu werden. Nachmachen! In der Reportage kam natürlich auch ein Kunstkritiker zu Wort der viel besser, als es hier geschehen ist erklären konnte, warum die Fotos von Jürgen Teller so ausserordentliche Fotos sind. Leider sind diese Auslassungen derzeitig in schriftlicher Form nicht greifbar. Ein grosser Verlust. 13.11.2012 2:07PREVIEW: BERLIN ART WEEK In ihrer achten Ausgabe erweitert die PREVIEW BERLIN ART FAIR ihr dynamisches Profil: Im Hangar2 des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof zeigen neben internationalen Newcomern nun auch etablierte Galerien ihre verheißungsvollen künstlerischen Positionen. Zusätzlich wird es erstmals Solowände geben, mit denen konzentriert auch weiterhin emerging artists sichtbar gemacht werden. Durch diesen Überblick bildet die PREVIEW BERLIN ab, was die Kunstlandschaft Berlins international gesehen einzigartig macht und lässt aktuellste Tendenzen deutlich werden. Kommentar Al: Die Berlin Art Week ist eine positive Überraschung! Der einzige Grund: Hier will man Kunst verkaufen, also müssen die Künstler etwas bieten, für das es sich lohnt, Geld auszugeben. Die Artisten können hier nicht ihrer sog. Kreativität unbegrenzt und hemmungslos freien Lauf lassen. Sie müssen sich den Zwängen des Marktes unterwerfen, wenn sie von ihrer Kunst leben wollen! Weil das viele begriffen haben, gibt es auf der Berlin Art Week Interessantes zu sehen. Es gibt einige Maler, die tatsächlich noch malen können! Natürlich sind aber auch wieder die grossflächigen Schinken zu sehen, die man mit viel Farbe aber ohne Konzept in ein paar Stunden zusammenrühren kann.
Ein deutlicher Trend geht zum Experimentieren mit Kunststoff und anderen Materialien. Mit der Spritzpistole wird gemalt (Oma), Maschinen werden gebaut, um Skulpturen zu erzeugen (Andreas Herrmann und Anke Eilergerhard) und Lev Khesin liebt schillernde Objekte aus Kunststoff. Die Ergebnisse sind immer interessant und noch sehr ausbaufähig. Die Skulpturen von Anke Eilergerhard sind nur als Makros interessant, ansonsten ist für mich der Bezug zur Patisserie zu offensichtlich.
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... und was hat den SPIEGEL dazu bewogen, Jonathan Meese und seinem "Furzgrößenwahn" fünf Seiten zu widmen?!
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Die Provinz beschämt Kassel! Auf nach Magdeburg! Nur noch bis zum Wochenende ein epochales Kunstfestival. Über 350 nationale und internationale Künstler präsentieren sich in 250 Räumen! Wer bisher noch nicht begriffen hatte, was Beuys mit seinem Ausspruch gemeint hat, dem wird hier geholfen: Wahrlich: Jeder ist ein Künstler und alles ist Kunst. Der exorbitante Joseph hat aber sehr wahrscheinlich nicht die Konsequenzen seines Tuns bedacht: Wo alles Kunst ist, ist auch Nichts mehr Kunst! Das wird hier exemplarisch vorgeführt. Also: Auf in die noch nie dagewesenen Locationes: Wer Romantik 2.0 nicht gesehen hat, hat nichts von der Kunst der Moderne gesehen und erst recht nichts verstanden!
Hier werden zwei Beispiele getaggt, willkürlich ausgewählt, aber guter Durchschnitt:
Beispiel Andrea Jaeger - (Un-)Sharp Cats:
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Beispiel SorryOhneNamen - Living Klo:
Original |
Vom Profi veredelt (Copyright by Al) |
Bundespräsident Joachim Gauck hat in Kassel die weltgrößte Ausstellung für Gegenwartskunst eröffnet: Warum die dreizehnte Documenta trotz vieler Einwände sehenswert ist.
Von NIKLAS MAAK, Zitate:
Vor allem Tiere, hieß es, und ihr Blick auf die Welt würden eine große Rolle spielen, es gehe bei dieser Documenta unter anderem darum, den anthropozentristischen Blick, der den Menschen und seine Sicht auf die Welt in den Mittelpunkt stellt, weitestmöglich aufzulösen.
„Collapse and Recovery“, Zusammenbruch und Heilung, ist eine der thematischen Losungen, die die diesjährige Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev für ihre Documenta ausgegeben hat - besonders im Hinblick auf den Zusammenbruch der Finanzmärkte, aber auch auf den der Sozial- und Ökosysteme.
... die anderen schimpften über Surrealismus für Zuspätgekommene und monierten, dass man, wenn man nicht wisse, ob es dem Hund gefalle, ein rosafarbenes Bein zu tragen, man es ihm doch besser erspare ...
Die bulgarisch-italienische Kunsthistorikerin, die in Amerika aufwuchs und zuletzt das Castello di Rivoli und die Sydney-Biennale verantwortete, hatte die Vorabberichterstatter der Documenta mit immer bizarreren Einlassungen zum angeblich unmaßgeblichen Unterschied zwischen Frauen, Tomaten und Hunden sowie der politischen Agenda von Erdbeeren unterhalten und verstärkt das Gefühl vermittelt, hier habe sich jemand von den Mühen des Verständlichseins großzügig beurlaubt.
All das ist spannend, wobei man durchaus ratlos sein kann bei Christov-Bakargievs übertriebenem Animismus und ihrer allenfalls poetisch zu verstehenden Frage, was ein Objekt empfinde, „wenn es angegriffen oder zerstört oder ignoriert oder missverstanden oder gar verschleppt“ werde (gar nichts, sonst wäre es kein Objekt).
Allein diese Zusammenstellung ramponierter - in der psychologisierenden Sprache der Documenta-Macher „traumatisierter“ - Objekte birgt die Gefahr, dass die sehr unterschiedlichen politischen Gründe, warum hier etwas seine Form verlor, marginalisiert werden zugunsten eines wabernden Allgemeingefühls des Deformierten und Traumatisierten als Teils einer conditio humana, gegen das man dann Kunst als kompensatorischen Akt, als Heilmittel einzusetzen hat.
Der Künstler wird als Ermittler vorgeführt, der von der Warte einer höheren Einsicht aus eine unbewusste, problematische Praxis aufdeckt. Tatsächlich kommt aber gerade in den Psychohäuschen in der Aue dabei ein unangenehm händchenhaltender, Autoritätsstrukturen zwischen Experten und Patient brav perpetuierender Psychosensualismus heraus.
Dass die Kuratoren in Tarakhovskys Raum zwei nach der sogenannten paranoid-kritischen Methode gemalte Bilder Dalís hängen, bettet seine Hypothese in eine skeptische Geschichte von überpointierten, unterkomplexen Erkenntnismodellen ein.
Das zweite große Thema dieser Documenta ist das physisch erfahrbare Objekt - als Speicher von Informationen, als Generator von Kommunikation und als Gegengift zu einem mit fiktiven Werten operierenden, ortlos-omnipräsenten globalen Kapitalismus.
Hier und da ist die Ausstellung, die ein Bewusstsein für eine mögliche andere Weltwahrnehmung bieten will, nicht weit vom einschläfernden „Spüre den Wind, lausche der Stimme“ jener Ayurveda-Treatments entfernt, die Wellnesscenter als „Fest für die Sinne“ anpreisen.
Ein spannenderer Teil dieser Documenta ist der Präsenz, dem Erlebnis von Formen gewidmet, die sich jeder Deutung sperren und gerade deswegen die Imagination, das gemeinschaftsstiftende Gespräch anregen - als „thing“, was im Althochdeutschen, wie Heidegger einmal bemerkte, ja auch „Versammlung“ bedeutet. Das beginnt mit den aparten Objektwelten von Thea Djordjaze und den raumverwirbelnden Formtänzen in Trisha Donnellys abstraktem Film und endet bei den viertausend Jahre alten baktrischen Prinzessinnen ...
Die Documenta 13 ist mehr als die Illustration der viel kritisierten irrlichternden Animismusthesen ihrer Macher; sie zu sehen lohnt sich wegen der Entschlossenheit, mit der hier der Kanon der klassischen Moderne umgeschrieben wird ... Das gesamte Konvolut bei www.faz.net ...
Kommentar Al: Jeder der das liest gewinnt den Eindruck, er müsste sich sofort nach Kassel aufmachen, um den unglaublichen Hund mit dem rosa Bein und dem Faible für Ästhetik auf der Documenta 13 nicht zu verpassen! Dabei darf man aber auf keinen Fall die bewusstseinserweiternde Kontext-Brille zu Hause lassen, denn ohne die hochgeschraubte Sprach-Akrobatik der Kunstkritiker - Beispiel Niklas Maak - sieht man dort nur Banalitäten und Nonsens. Diese Documenta ist die Visualisierung der Fabel "Von dem Kaiser seine neuen Kleider" mit den Mitteln der Kunst der Moderne. Was hätte Tucholsky dazu gesagt: "Merkt Ihr nischt?!"
Was DMY bedeuten soll, ist weder auf dem "Fest.val" noch im Internet zu klären. Auch ist die Ausstellung schwer auf dem Airport Tempelhof zu finden, wenn man nicht weiss, dass sie im Hangar II stattfindet. Das krampfige Kommunikationsdesign ausserhalb der Ausstellung ist auf DIN A4-Plakate beschränkt. Im Hangar: Viele funkelnde Ideen, CAD/CAM scheint bisher aber die Designer kaum inspiriert zu haben. Ansonsten: Viel Interessant, viel Bunt und viel Yein.