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Meine erste Kreuzfahrt
   
Als Kreuzfahrer nach Israel

Elf Tage auf der Costa Pacifica: Savona, Katakolon, Haifa, Izmir, Piräus, Civitavecchia/Rom, Savona. Meine erste Kreuzfahrt. Diese Kreuzfahrt habe ich eigentlich nur aus einem einzigen Grund gebucht: Mit dieser Schiffsreise hatte ich Gelegenheit, an zwei Tagen Ausflüge in Israel zu machen. Das hätte der Norovirus fast verhindert! Aber ich war termingerecht wieder fit und so kann man einen interessanten Reisebericht einer Stippvisite im Heiligen Land nachlesen: www.storyal.de ...

Costa Kreuzfahrt östliches Mittelmeer

Im November ist eine Reise mit einem Kreuzfahrtschiff günstig zu haben. 800 Euro pro Person für elf Tage auf der Costa Pacifica ist ein fairer Preis für eine Zweibett-Kabine mit Fenster, Vollpension und Bustransfer Berlin-Savona-Berlin (gebucht über Elbflorenz-Reisedienst). Aber bei allen Leistungen, die nicht inclusive waren, hat Costa dann mit gepfefferten Preisen versucht, maximalen Profit aus den Passagieren zu schlagen. Das fing mit den Landausflügen an und hörte mit der Flasche Wein zum Dinner und dem Internetzugang noch lange nicht auf ...!

Die Costa Pacifica ein luxuriöses Schiff. Die Kabine war gross und gut ausgestattet. Der Service an Bord war alles in allem gut - abgesehen von den überhöhten Preisen. Das Essen war OK und abwechslungsreich. Für die Unterhaltung der Passagiere war in vielfältiger Weise gesorgt. Ausdrücklich ist zu erwähnen, dass das Personal (aus der dritten Welt) generell und in jeder Situation ausnehmend freundlich und hilfsbereit war. Auch das Wetter war noch Ende November so gut, dass man sich auf Deck in die Sonne legen konnte, bequeme Liegestühle und Handtücher inclusive. Nach einer Sicherheitsübung wage ich mir aber lieber nicht vorzustellen, wie der tatsächliche Ernstfall aussehen könnte ... bei einem Schiff mit 4.000 Passagieren und 1.200 Mann Besatzung. ...**) Siehe unten: Nachtrag!

 

Abgeschaltet auf Costa Pacifica

Werbetext: Die Costa Pacifica ist mit drahtlosem Internet ausgerüstet. Wenn Sie Ihren eigenen Laptop mitgebracht haben, so können Sie diesen in den öffentlichen Zonen des Schiffes oder von Ihrer Kabine aus mit dem WIFI Internet verbinden. Sie haben die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Angeboten und Tarifen zu wählen:

WLAN Tarife auf Costa Pacifica

Kommentar Al: Während man beispielsweise in Berlin darüber nachdenkt, die Stadt zur öffentlichen WLAN-Free-Zone zu erklären, kostet es mich mindestens zwei Euro, mit dieser Mitteilung endlich mal wieder mein Weblog zu aktualisieren ...!

Nachtrag I: Denkste! Der erste Ausflug ins Internet von diesem Schiff aus hat mich 8,50 Euro gekostet! Drei Euro Service-Gebühr für die erste Registrierung und dann 11 Minuten a 0,50 Euro. Die DSL-Geschwindigkeit ist - besonders am Tage - so niedrig, dass jede Aktion teuer wird. Wenn man bedenkt, dass in Germany eine Flatrate für Telefon + Internet für 20 Euro monatlich zu haben ist wird klar, wie schamlos man hier auf dem Schiff den Passagieren in die Tasche greift. Ausserdem: Smartphones funktionieren auch nicht in den Häfen (ausser Haifa), keine einzige Zeitung oder Zeitschrift in der Bibliothek und kein Shop für Printmedien! Und das im Zeitalter der Kommunikation!

Nachtrag II: Meine entsprechende Beschwerde: "Da das Internet völlig überteuert war, obwohl es inzwischen ein völlig selbstverständliches Medium ist, und die Smartphones auch nicht funktionierten, waren wir auf dieser Reise praktisch von allen Informationen abgeschnitten."
Die offizielle Entgegnung von Costa darauf: "Die Internetpreise an Bord sind transparent ausgeschrieben, Sie haben die Möglichkeit, Internetkarten zu kaufen oder die minutengenaue Abrechnung zu wählen. Ein Preisgefüge wie Sie es vom Festland kennen, ist auf Grund der Satelittenverbindung leider nicht möglich." Das glaube ich erst, wenn mir die tatsächlichen Kosten der Satelittenverbindung vorgelegt wird!

Costa Pazifica - Kreuzfahrtschiff in Katakolon
Costa Pacifica in Katakolon

Costa-Kreuzfahrtschiff in Katakolon
Ein Schwester-Schiff von Costa in Katakolon

Auf dem Weg von Haifa nach Izmir, 23.11.2011 23:03 MEZ

 

... und wir hatten die Pest an Bord!

Auf der Costa Pacifica gab es ein massives Hygieneproblem. Viele Passagiere hatten gesundheitliche  Probleme mit einer Magen-Darm-Infektion. Ich habe zwei Tage mit Brechdurchfall im Bett und auf der Toilette zugebracht. Andere Passagiere hatten damit bis zu fünf Tage massive Beschwerden. An den leeren Stühlen beim täglichen Dinner konnte man abschätzen, dass bestimmt 30 Prozent aller Passagiere im Verlauf dieser Reise mehr oder weniger Probleme mit diesem Virus hatten.

Die Schiffsleitung hat die Existenz dieses Virus gegenüber den Passagieren bestritten und ignoriert. Die Hände wurden vor dem Landgang vor dem Theater und den Speisesälen desinfiziert. Das aber war bereits alles. Nur wer zum Arzt ging, bekam mehr: Die schriftliche Aufforderung, sich gründlich die Hände zu waschen!

Costa hätte sich hier an der norwegischen Hurtigrute ein Beispiel nehmen sollen und mit dieser Situation offensiv umgehen müssen: Deutlicher Hinweis bei der Einschiffung auf das Vorhandensein einer Infektion an Bord! Vorsichtsmassnahmen einhalten: Kein Wasser aus der Leitung trinken, Zähneputzen nur mit Mineralwasser, die Badepools und Spa sperren, Quarantäne in der Kabine für die erkrankten Passagiere usw. Alles das unterblieb, um den Profit nicht zu schmälern. Das ging sogar soweit, dass auf der Arztrechnung keine Diagnose zu finden ist!

Regressansprüche werden nach der Reise von Costa mit der Begründung zurückgewiesen: "... eine Verursachung von Costa kann vollständig ausgeschlossen werden (s.u.)." Das ist natürlich glatter Unsinn. Aber weil Costa jede Verursachung abstreitet, entgeht die Firma den meisten finanziellen Forderungen. Die sind nur vor Gericht durchsetzbar, aber dabei liegt die Beweisführung bei den Passagieren ... Gut für Costa.

 

Costa Händewaschen

 

Costa-Schreiben - Magen-Darm-Virus

 

 

Pro und Contra Kreuzfahrt

Es war interessant zu beobachten, wie es auf einem Kreuzfahrtschiff (inclusive Norovirus ...!) zugeht und wie Costa versucht, möglichst viel Profit aus den Kreuzfahrern zu schlagen.
Hier ein persönliches Facit:

Pro

  • Bequem, wie vor dem Fernseher, sind fremde Länder und Städte zu bereisen.
  • Es gibt viel und gut zu Essen.
  • Den Gästen wird ein paar Tage lang die Illusion vermittelt, wie die Reichen und Schönen zu leben und von vorne bis hinten bedient zu werden.
  • Jeder darf auf den Laufsteg und jeden dritten Tag bei einem Galaessen zeigen, was er im Kleiderschrank und in der Schmuckschatulle hat.
  • Es gibt mehrfach die Gelegenheit, sich mit seinen Liebsten, den Tischnachbarn und sogar mit dem Kapitän in vollem Ornat fotografieren zu lassen.
  • Das Personal ist generell und in jeder Situation ausnehmend freundlich und hilfsbereit.
  • Eine Kreuzfahrt kann sich heute fast jeder leisten, sie ist bezahlbar, wenn man nicht auf jeden Finanztrick der Veranstalter hereinfällt.
  • Mit einem Schiff ist man ständig unterwegs, ohne täglich Koffer ein- und auspacken zu müssen.

Contra

  • Die Einstiegspreise sind Lockangebote. Über Landausflüge und Nebenkosten wird den Passagieren dann an Board in vielfältiger Weise ins Portemonnaie gegriffen:
  • Ein Glas Wein: 5,75 €, eine Flasche Wein: 27,60 €, 11 Flaschen Wasser 0,7 l im Sonderangebot: 22,56 €, Ein Tagesausflug: 102 Euro, die tägliche Service-Steuer: 6 € pro Person, eine Stunde Internet: 10 €, eine Minute Internet: 0,50 €, ein Foto 13 x 18: 10 bis 15 €, billigste SPA-Anwendung: 38 €, teuerste = Samsara Exotic: 239 € ... usw.
  • Ein Kreuzfahrtschiff ist technisch hoch komplex. Durch Zwangsbelüftung, Wasseraufbereitung, Müllrecycling, Grossküchen und Grosswäschereien sind viele potentielle Infektionsherde vorhanden.
  • Auf der Costa Pacifica grassierte eine Magen-Darminfektion. Zwei bis fünf Tage mit Brechdurchfall im Bett. Wahrscheinlich hatten mindestens 30 Prozent aller Passagiere eine solche Infektion mit mehr oder weniger grossen gesundheitlichen Folgen.
  • Das überaus freundliche Personal stammte durchweg aus der "dritten Welt" und seine Arbeitsbedingungen waren drittklassig: Unterkunft in Zweibettkabinen, 10 bis 12 Stundentag, 7 Tage die Woche, 6 bis 8 Monate Vertragslaufzeit, Bezahlung unklar.
  • Für meine Begriffe war der Alltag auf dem Schiff als Show auf dem Niveau des italienischen Fernsehens oder von RTL-Superstar inszeniert.
  • Überall auf einem Kreuzfahrtschiff ist es laut. Entweder durch Schiffsmaschinen, durch viel zu laute Musik oder durch den Massenbetrieb und die permanente Animation. Ein grosser Vorteil: Deutlich weniger Lärm in der Kabine.
  • Die Ausstattung des Schiffes konnte man auch als aufdringlichen visuellen Lärm ansehen, hervorgerufen durch das dem Fernsehen entlehnte, italienische Design.
  • An Bord ist man abgeschnitten von allen Informationen: Nur ARD und ZDF im abendlichen Bord-Fernsehen, ansonsten viele italienische Kanäle. Internet schamlos überteuert. Kein Handy- und Smartphone-Empfang auf See, in den Häfen nur eingeschränkt. Kein Print-Shop. Keine einzige Zeitung/Magazin in der Bord-"Bibliothek".

 

Costa Pacifica - Eingangslobby

 

Costa Pacifica - Design

 

Costa Pacifica - Design
Das edle italienische Design der Costa Pacifica

 

Nachtrag

Sechs Wochen später: Der Untergang der Costa Concordia. Es ist genau das passiert, was ich mir nach der Sicherheitsübung auf der Costa Pacifica lieber nicht vorstellen wollte: Panik, Desorganisation und völlig unzureichende Rettungsmittel. Mehr bei www.spiegel.de ... und bei www.storyal.de ...

Untergang der Costa Concordia

15.01.2012 2:22

 

Kassenzettel Costa Pazifica

 

Costa Preise in Samsara Spa

 

Jürgen Albrecht, 17. Dezember 2011
update: 16.01.2012

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