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Nachhaltig für den Gipfel von Johannesburg 1/2

Die Politik hat ein neues Schlagwort erfunden: Nachhaltigkeit, nachhaltig, nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development). Hier sind ein paar geläufige Synonyme für 'nachhaltig': anhaltend, dauernd, durchgreifend, entscheidend, tiefgreifend. Alles das meinen Politiker auch, aber sie steigern diese Adjektive noch: lebensnotwendig, existentiell, grundsätzlich, gravierend, schwerwiegend, einschneidend, wegweisend. Wenn Politiker von nachhaltiger Landwirtschaft, Energieversorgung oder Recourcennutzung sprechen, dann wollen sie uns damit sagen: ALLES muss in diesen Bereichen anders werden und natürlich BESSER, als es jetzt ist !!! Wenigstens impliziert das die Tatsache, dass sie bei Ihren Reden ahnen, dass es längst nicht überall so positiv aussieht, wie sie es uns ständig weissmachen wollen.

Vom 26. August bis zum 04. September wird von der UNO in Johannesburg der 'Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung' ausgerichtet. Es ist die Nachfolgeveranstaltung des legendären Weltgipfels von Rio de Janeiros aus dem Jahr 1992. Wer weiss überhaupt noch, dass 1995 ein solcher Welt Klima Gipfel auch in Berlin stattgefunden hat? Auf diesen Veranstaltungen ging und geht es um die Erhaltung der natürlichen Recourcen, der Artenvielfalt (Biodiversität) und den Klimaschutz: Existenziell für das Überleben des Lebens auf diesem Planeten.
Es gibt kein wichtigeres Problem.

6000 Teilnehmer aus aller Welt wollen zehn Jahre nach Rio Bilanz ziehen und sie sollen neue und konkrete Zielvereinbarungen zur Überwindung der Armut durch schonenderen Umgang mit Boden, Wasser und Luft verabschieden. Für verbindliche Aktionspläne zeichnet sich jedoch heute, 7 Wochen vor Johannesburg, keine Mehrheit ab. Zu uneinig und zu unverbindlich war dafür die letzte große Vorbereitungskonferenz für Johannesburg Anfang Juni auf der indonesischen Insel Bali zuende gegangen. Keine Spur mehr von der großen Aufbruchstimmung, die 1992 - nach dem Ende des Kalten Krieges - auf der Weltkonferenz in Rio geherrscht hatte, bei der Staatsmänner wie George Bush Senior und Helmut Kohl den Einsatz der zu erwartenden Friedensdividende für eine weltweit nachhaltige Entwicklung in Aussicht gestellt hatten.

 

Der Umweltexperte der CDU/CSU-Fraktion, Prof. Paul Laufs, resümiert bitter: 'Die Ergebnisse von Bali sind ernüchternd und enttäuschend. Wo es konkret und hart zur Sache ging, konnten sich die EU und Deutschland mit ihren Vorschlägen nicht durchsetzten. Es gibt keine Fortschritte zur biologischen Vielfalt, kein Weiterkommen im Kampf um die Beendigung der Waldzerstörung, keine konkreten Ziele und Aktionsprogramme für nachhaltige Energie- und Wasserpolitik, keine Fortschritte bei den streitigen Querschnittsthemen Menschenrechte, gute Regierungsführung, Handel-, Finanz-, und Verbraucherinformation, integrierte Produkt- und Produktionspolitik, internationales Chemikalienmanagement und anderes mehr. Die wichtigsten Fragen sind offen ...'

Professor Franz Nuscheler von der Universität Duisburg, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltfragen, sekundiert: 'In Bali hat sich gezeigt, dass nicht nur jetzt die USA blockieren, sondern im Schatten der USA auch andere Länder, die dann sagen: Wenn die USA nicht wollen, dann wollen wir auch nicht. Es wird ein Flop werden, was ich unglaublich bedauere.

Nach dem Aufbruch in Rio werden wir eher einen Backlash in Johannesburg haben ... Wir werden auch nicht die Biodiversitäts Konventionen, wir werden auch das Meldeprotokoll nicht bekommen .Wir werden kein Wasserprotokoll bekommen. Das heißt, alle dringenden Probleme, Wasser, Energie, Biodiversität und Klimaschutz werden keine Fortschritte erleben. Wir haben eine UNIDO, wo man aber nicht weiß, was sie eigentlich tut. Wir haben die FAO, wir haben die ILO. Das sind alles wichtige Organisationen, aber für das Problem Umweltschutz, Klimaschutz, Biodiversität haben wir nur ein kleines Programm mit einem Mitarbeiterstab in Nairobi, der nur halb so groß ist wie das deutsche Bundesumweltamt. Wir brauchen eine dem Problem angemessene, globale Umweltorganisation, eine Dachorganisation, die hinreichend mit einem Mandat und mit Geld ausgestattet ist, um Strategien zu entwickeln, die wirklich dem Problem angemessen sind.'

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