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Nachhaltig für den Gipfel von Johannesburg 2/2

Wie wenig die Eine Welt international seit Rio vorangekommen ist, zeigen viele schlimme Beispiele, die BUND und Miserior in einem neuen Buch zusammengetragen haben: Wegweiser für ein zukunftsfähiges Deutschland (Riemann Verlag). Nur ein Beispiel von vielen: Die Abholzung des Tropenwaldes am Amazonas, die die G7-Staaten durch ein hochdotiertes Hilfsprogramm endlich stoppen wollten, hat sich eher noch beschleunigt. Fast zwei Millionen Hektar Wald verschwanden in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre jährlich. Das entspricht pro Minute (!) der Fläche von sieben Fußballfeldern .

Das Kyoto-Protokoll zur Umsetzung der Klimarahmenkonvention von Rio ist nach 10 Jahren international immer noch nicht rechtlich verbindlich. Zwar ist es schon von weit über 55 Staaten ratifiziert worden, nicht aber von den erforderlichen 55 Prozent der Hauptemittenten (USA, Russland, China ...). Erst mit einem wirklichen Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls aber ließen sich neben den eher bescheidenen Reduktionszielen für Treibhausgase in den Industrieländern auch die kühnen Vorhaben für klimafreundliche regenerative Energiegewinnung in den Entwicklungsländern in Angriff nehmen, ohne die es nach Ansicht von Klimaexperten keine nachhaltige Entwicklung geben wird.

Zitate aus: Dunkle Wolken über Johannisburg, Helmut Hohrmann,
Hintergrund Politik, eine Sendung des DLF am 04.07.2002

Beeindruckende Bilder von schmelzenden Gletschern in den Alpen. Nachhaltiger ist nicht zu beweisen, dass die Klimakatastrophe keine Fiktion mehr ist.
s. auch:SPIEGEL 29/2002, S. 46: Schmelzende Riesen

 

Sehr wahrscheinlich wird der Gipfel von Johannisburg keine Weichen für den Schutz der natürlichen Recourcen stellen. Zwei simple Gründe sind ausschlaggebend: Erstens haben nur die westlichen Industriestaaten der Welt genug Macht, nachhaltig ‚Global Rules for Global Players' aufzustellen und durchzusetzen. Das werden sie nicht tun, weil es zweitens ihren (kurzfristigen und kurzsichtigen) (Macht-) Interessen widerspricht.

Höchst fatal für unserer aller Zukunft ist, dass sich genau bei der Nutzung und dem Schutz der natürlichen Recourcen entscheidet, ob die Widersprüche zwischen Arm und Reich ausgeglichen werden oder nicht. Die Konflikte zwischen Arm und Reich wurden nach dem 11. September als letztendliche Ursache des Terrors erkannt (sogar in US-Medien). Wenn es aber um konkrete Aktionen der Weltgemeinschaft geht, sind alle guten Vorsätze vergessen. Dabei ist an ein paar Fingern ein entsetzlich simpler Teufelskreis abzuzählen: Armut >fehlende Bildung >Hoffnungslosigkeit >Religion >Fanatismus >Terror. Wer glaubt, gegen die Wurzeln des globalen Terrors mit militärischer Gewalt und globaler Macht vorgehen zu können (USA, Israel, Russland ...), lebt zwar in dieser Einen Welt, hat aber alle Bodenhaftung und den allseits gepriesenen ‚gesunden Menschenverstand' verloren.

Wieder einmal zeigen sich die UNO und die demokratisch verfassten Industriestaaten unfähig zur Lösung langfristiger Probleme, egal, ob sie existenziell sind, oder nicht. Dafür aber haben Politiker in globaler Anstrengung einem Adjektiv eine neue Bedeutung gegeben. Auch das ist doch schon ein nachhaltiger Erfolg ...

Jürgen Albrecht, 06. July 2002

 


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