Einstieg
Abgesehen von Suchmaschinen ist Literatur im Internet unter drei Aspekten zu finden: Private Homepages einzelner Autoren, Portale für Literatur und in den Linklisten grosser Provider oder Suchmaschinen.

Die privaten Homepages von Internet-Autoren sind sehr zahlreich, vielfältig und schwer zu finden. Entweder man findet sie über Verweise, oder der Zufall muss mitspielen. Private Webs sind teilweise hoch interessant und kreativ. Ein Beispiel ist auftrag.alltag, aber wie findet man so etwas? Weblogs sind ein neues Medium innerhalb des Internet. Es existieren schillernde Communitys, Webringe und eigene Suchmaschinen. Darüber habe ich beispielsweise auftrag.alltag entdeckt. Das ist ein Weblog keine Homepage!
Mehr zu Weblogs ...

Hat man ein Portal gefunden, ist das Stöbern und Lesen einfach, denn zahlreiche Links und andere Verweise stehen zur Verfügung. Sicher existieren mehr, aber ich habe nicht intensiv gesucht und bisher nur die unten aufgeführten Portale gefunden. Auf diesen Web's kann man nicht nur Lesen, sondern auch seine eigenen Werke veröffentlichen und darüber auch mit Gleichgesinnten diskutieren. Sehr interessant sind die Top 100, damit bekommt man sofort einen Überblick über die 'Literatur-Szene' im Internet.

Die Linklisten zeigen, wie viel es im Internet zu Lesen gibt. Sie sind aber nur schwach strukturiert, sodass eine gezielte Suche auf diesem Weg kaum Erfolg hat. Das E-Book ist eigentlich ein Kapitel für sich. Eine sehr gute Übersicht findet sich bei in der Zeitschrift c't (Literaturstelle s. u.).

Ein Spezialproblem ist das Drucken des eigenen Buches. Von betrügerischen Verlagen kann man dabei gewaltig abgezockt werden. Selber machen ist billiger, aber inzwischen gibt es auch andere, faire Varianten.

Zu den drei letzten Punkten sind unten für einen Einstieg einige Links zusammengestellt. Das Spektrum ist beliebig zu erweitern: Schweiz, Österreich, englischsprachiger Raum ...

Lesen ist unpopulär
Obwohl es im Internet viel zu Lesen gibt, ist das Lesen im Internet nicht gerade populär. Das sind aus meiner Sicht die Gründe dafür:

• Lesen ist sowieso nicht populär. Bücher werden zwar gekauft, aber werden sie auch gelesen?
• Die Flatrate kostet immer noch mindestens 45 Euro pro Monat. Das ist einfach zu teuer. Für das Stöbern und Lesen im Internet ist die Flatrate aber Voraussetzung.
• In den letzten drei Jahren sind Weblogs im Internet auch in Deutschland populär geworden. Sie haben ganz unterschiedliche Inhalte und stellen oft auch Literatur verschiedener Genres dar. Weblogs aber sind derzeitig nur etwas für Insider, niemand kennt sie.
• Der offizielle 'Literaturbetrieb' dreht sich fast ausschliesslich um gedruckte Bücher. Die selbsternannten Literatur-Profis ignorieren die Web-Literatur total. Reich-Ranicki beispielsweise ist in seiner Hybris so mit sich selbst und der Vermarktung seines Kanon beschäftigt, dass ich wetten würde, er hat von Literatur im Internet und dem Begriff Weblog noch nie etwas gehört.
• In krassem Gegensatz zum Literaturbetrieb, bei dem es ausschliesslich um Markt und Geld, selten aber um Qualität geht, funktioniert die Web-Literatur über weite Strecken kostenlos, ohne Promotion, Werbung und ohne professionelle Kritik: Das Lesen und Schreiben ist entscheidend, gerade nicht das Geschäft. Unerhört!
• Das hat nicht nur Vorteile, denn der Bibliomane ist in erster Linie Konsument. Erst danach ist er auch Leser. Er ist daran gewöhnt das zu kaufen und (vielleicht) auch zu lesen, was andere ihm empfehlen. Frappant!

Meine These: Wenn es in der modernen Literatur überhaupt Kreativität, Avantgarde und völlig unbekannte, aber grossartige Autoren gibt, dann findet man sie im Internet.

Jürgen Albrecht, 08. Dezember 2002