BACK

Der Papagei und der Sinn des Lebens Seite 2/3

Völlig klar wird mit dem Papagei, der ein Kakadu ist, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gross ist, dass es für Informationen keinen Erhaltungssatz gibt. Denn auch der Kakadu hat Informationen in seinem Gehirn gespeichert. Es gibt keinen wirklich fundamentalen Unterschied zwischen einem Menschen und einem Kakadu. Jedenfalls nicht bezüglich der gespeicherten Informationen. Wieder ist es vermessen und hochmütig anzunehmen, die Seele mit den Informationen des Menschen überlebt in Ewigkeit, Amen, aber die des Kakadus und zum Beispiel die aller Ameisen nicht. Es gibt auch nicht einen einzigen vernünftigen Grund dafür.

Aber daraus folgt etwas wirklich Wichtiges: Mit dem Menschen sterben auch seine Informationen. Seine Taten sind schon nach der Beerdigung weitestgehend vergessen und nach 1000 Jahren absolut nicht mehr zu rekonstruieren. Und was sind 1000 Jahre. Also es ist mit höchster Wahrscheinlichkeit objektive Realität, dass der Mensch, genau so wenig wie ein Kakadu oder eine Libelle, Spuren in diesem 'Grossen und Ganzen' hinterlassen kann. Damit aber ist völlig egal, ob der Mensch, der Kakadu oder die Libelle je gelebt haben. Damit entfällt praktisch die Frage nach einem 'höheren' Sinn des Lebens. Das Leben des Menschen hat genau den gleichen Sinn, wie das eines Baumes, einer Amöbe, eines rund geschliffenen Kiesels oder eines Wassermoleküls: Alle sind temporär in diesem Zustand existent. Ich bin! Aber nur auf Zeit! Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings existiert zwischen lebender und toter Materie ein wesentlicher Unterschied: Die Lebewesen können ihre Gene mehr oder weniger modifiziert an die nächste Generation weiter geben. Wenn das organische Leben einen Sinn hat dann den, die Gene weiter zu reichen. Aber wozu? Mehr ist als Sinn dieses Lebens nicht auszumachen.

Hinsichtlich der Flüchtigkeit der Informationen des Lebens, hinsichtlich dem Unvermögen, Spuren zu hinterlassen und hinsichtlich des Sinns des Lebens besteht kein qualitativer Unterschied zwischen mir und dem Papagei.

 

Würde man dem Kakadu zutrauen, die Welt zu erkennen? Jeder Philosoph fasst sich bei dieser Fragestellung an den Kopf. Wie kann man so eine unsinnige These aufstellen !?! Aber so unsinnig ist sie gar nicht. Nehmen wir ein anderes Tier, das in der biologischen Evolution dem Menschen am nächsten steht: Kann ein Orang Utan die Welt erkennen? Der Philosoph sieht keinen Unterschied zum Kakadu. Er ist auch nicht sehr gross, aber zum Menschen ist der Unterschied noch wesentlich geringer. 99 % der Gene von Orang Utan und Mensch sind gleich! Warum ist es völlig ausgeschlossen, dass der Kakadu oder der Orang Utan die Welt erkennt, für den Menschen aber ist sie total erkennbar? Nur, weil der Mensch evolutionär um einen Flash älter ist? Weil er ein besseres Gehirn besitzt und damit denken kann? Schwache Argumente, solange wir nicht exakt wissen, was Denken eigentlich ist, ob wir prinzipiell überhaupt in der Lage sind, Natur und Zeit zu erfassen und wie gross in dieser Hinsicht der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist.

Auch wenn zwischen dem Papagei, dem Orang Utan und dem Menschen Sprünge der Evolution liegen, sprechen ein paar harte Fakten dagegen, dass das menschliche Denkvermögen ausreicht, um die Welt zu erkennen: Das menschliche Verhalten wird nach wie vor von den Emotionen dominiert, nicht vom Verstand. Im Normalfall denkt der Mensch nicht! Unsere Sensoren erfassen nur Teile unserer Umwelt und über das Bewusstsein liefern sie uns nur ein subjektives Abbild unserer Umgebung. Unser Wissen können wir nur unzureichend akkumulieren, wir sind nicht in der Lage, es von einer an die andere Generation über die Gene weiter zu geben, sondern es muss immer wieder neu gelernt werden. Und als letzter, aber sehr wesentlicher Gesichtspunkt: Der Mensch hat in seinem Leben nur sehr wenig Zeit zur Verfügung, die Natur aber besitzt unendlich viel Zeit. Schon alleine dieser letzte Aspekt schliesst eigentlich von Anfang an die Erkennbarkeit der Welt durch den Menschen aus.

Nächste Seite

BACK