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Trojaner, Agenten und andere PC-Schnüffler

 

Seit mindestens zwei Jahren habe ich auf meinem Rechner ein sehr nützliches Programm installiert: Wenn ich ein englisches Wort nicht verstehe, brauche ich es nur mit der rechten Maustaste anzuklicken: Schon wird mir die Übersetzung in einem gelben Feld angezeigt. Babylon Translator heisst dieses Programm. Als ich gestern meinen PC startete, erhielt ich eine Meldung: 'Babylon wird nur noch 7 Tage funktionieren. Jetzt aktualisieren?' Ich stellte die Verbindung zum Internet her (das kann das Programm noch nicht alleine) und klickte auf 'Babylon aktualisieren'.

10 Sekunden war Funkstille und auf dem Bildschirm rührte sich nichts. Dann öffnete sich ein briefmarkengrosses Fenster mit einem Zauberer (sehr beziehungsreich), der mir mitteilte: 'Eine neue Version steht noch nicht zur Verfügung. Die Laufzeit von Babylon wurde um 30 Tage verlängert.' Als ich heute meinen Rechner starte, kommt keine Fehlermeldung mehr von Babylon. Jetzt stelle ich mir die spannende Frage: Was haben die Hintermänner und -frauen aus Babylon in diesen 10 Sekunden auf und mit meinem privaten Rechner gemacht?

 

 

Das Internet ist ein Synonym für hohe Ausfallsicherheit, grenzenlose Meinungsfreiheit, Anonymität und Unabhängigkeit von staatlicher Macht. Alle diese Eigenschaften besitzt das Internet dank seines technischen Konzepts. Es ist ein simpel strukturiertes, elektronisches Netz ohne zentrale Strukturen und praktisch ohne organisatorische Leitung. Wenn jemand eine Nachricht im Internet veröffentlichen oder eine bestimmte Adresse mit einer E-Mail erreichen will, ist das grundsätzlich nicht zu verhindern. Dass Menschen die Funktionen des Internets nicht beeinflussen können, ist eine inhärente Eigenschaft dieses Systems.

Damit könnte man annehmen, das Internet stellt auch einen riesigen Fortschritt für die persönliche Freiheit jedes Einzelnen dar. Jeder kann hier ohne Zensur seine Meinung veröffentlichen, sich jede Art von Information beschaffen und weltweit mit Gleichgesinnten Kontakt aufnehmen. Aber 'Freiheit' wird im Internet wörtlich genommen. Regenwaldschützer, Kinderschänder, Pazifisten, Rechts- und Linksradikale, Missionare, Terroristen, ein neuer Messias und Massenmörder, alle haben die gleiche Freiheit das zu tun, was ihnen den meisten Spass bereitet oder was sie glauben, (vielleicht sogar in höherem Auftrag ...) tun zu müssen.

Das kann sich kein Staat der Welt bieten lassen! Das muss Widerstand erzeugen, denn der Schutz des eigenen Staatswesens ist eine genau so systemimmanente Funktion eines jeden Staates, wie z.B. die hohe Ausfallsicherheit des Internets. Und so wird von vielen Staaten weltweit gegen die grenzenlose Freiheit des Internets offiziell, aber meistens verdeckt, gearbeitet. Dabei hat man keine andere Wahl, als die Prinzipien zu akzeptieren, mit denen das Internet funktioniert, aber man kann es ja mit den 'eigenen Waffen bekämpfen'. Hier einige Fakten, die eindeutig bekannt sind:

 

  • Der BND kontrolliert grenzüberschreitende Telefongespräche und E-Mails.
  • Der US-Geheimdienst NSA hört weltweit mit bei Telefon, Fax, E-Mail und Satellitenkommunikation.
  • Mindestens der deutsche, französische und der russische Geheimdienst tun Ähnliches.
  • In den USA, der EU und in Deutschland wird an Gesetzen zur Überwachung des inländischen Internetverkehrs gearbeitet.
  • Totalitäre Systeme (z.B. China, Vietnam, Singapore) bündeln die Providerfunktion als Staatsmonopol.
  • Jeder Provider besitzt eine Datenbank mit den Namen und Adressen seiner Kunden. Er ist die erste Adresse für den Staat und alle Geheimdienste.
  • Die US-Administration verhindert seit Jahren die Einführung der 128-bit-Verschlüsselungstechnik, weil diese Verschlüsselung tatsächlich sicher ist.
  • In der EU wird über die zentrale, staatliche Verwaltung der 'Softkeys' von Sicherungsprogrammen nachgedacht, mit denen sich z.B. Konzerne vor Wirtschaftsspionage schützen : Der Staat will mithören ...
  • Computerkriminalität ist eine neue, lukrative Betrugssparte (z.B. illegale Geschäfte mit gestohlenen Kreditkarten- oder Kontonummern). HomeBanking und InternetShopping sind erst mit dem HBCI-Standard (relativ !) sicher.

 

Heute sind mehrere Verfahren bekannt, mit denen man das Internet überwachen und jeden einzelnen Nutzer im Auge behalten kann:

 

  • Die aus- und eingehenden Datenströme eines Online-PCs werden gefiltert und mit 'Data Mining' (ein sehr schöner Begriff !!) analysiert.
  • Über den Netzanschluss wird auf den privaten Rechner direkt zugegriffen.
  • Auf jedem Online-PC können Agenten in Form spezieller Softwareprogramme postiert werden (Trojaner). Sie sammeln Nachrichten und berichten ihren Auftraggebern.
  • Natürlich wird auch der sachliche Inhalt alle HomePages durchforstet und überwacht.
  • Es ist technisch fast unmöglich, seine E-Mail-Adresse geheimzuhalten, wenn man selbst E-Mails verschickt.

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