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Trojaner, Agenten und ... Seite 2/2

 

Man könnte sich in der Sicherheit wiegen, dass die zu überwachenden Datenmengen einfach viel zu gross für eine lückenlose Überwachung sind. Das war bisher immer mein Argument. Aber dieses Argument ist trügerisch. Mit dem heutigen Stand der Technik ist die Speicherkapazität und die Rechenleistung de facto unbegrenzt. Durch Clustern von PC's kann sich heute jeder mühelos einen preiswerten Superrechner mit Windows NT zusammenbauen. Also ist davon auszugehen, dass mit Data Mining technisch auch der gesamte Datenbestand des Internets durchsiebt werden kann, man muss es nur wollen. Vom E-Mail-Verkehr ganz zu schweigen.

Heute greift die Staatsgewalt noch nicht als Exekutive durch das Modem oder den ISDN-Anschluss. Das erledigt der Staatsanwalt bei Bedarf noch auf die bisher übliche Weise. Aber natürlich ist es leicht vorstellbar und technisch machbar, dass diese Aufgabe von (anonymen) Soft-Agenten auch direkt 'vor Ort' im heimischen PC wahrgenommen wird.

Die technischen Mittel zur Einschränkung der unbegrenzten Freiheit des Internets sind also vorhanden. Jeder der das Internet benutzt, sollte wissen, worauf er sich dabei einlässt. Und keiner kann sagen, er hätte es nicht gewusst. Es fehlen zwar noch die entsprechenden Überwachungsgesetze. Aber das stört wenig, denn in sensiblen Bereichen wird sowieso illegal gearbeitet.

Was ist also in den 10 Sekunden geschehen, nachdem ich Babylon zur Aktualisierung aufgefordert habe? 9,99 Sekunden wurden für die Herstellung der Verbindung zwischen Agent und Auftraggeber benötigt. In der Restzeit wurde der Agent angewiesen, sich nach 30 Tagen wieder zu melden.

Der Babylon Translator ist seit Jahren unter den 'Top 10' der Shareware Programme zu finden. Das und sein hoher Nutzwert sichert seine weltweite Verbreitung. Wenn man die Software das erste Mal installiert, ist sie für 100 Tage uneingeschränkt nutzbar. Danach muss man sie aktualisieren, was nur über das Internet, aber anstandslos funktioniert.

Nach zweimal 100 Tagen war ich so von der Nützlichkeit von Babylon überzeugt, dass ich über info@babylon.co.il mitteilte, jetzt möchte ich Babylon kaufen. Das habe ich mehrfach versucht. Ich habe auf diese, eigentlich ja für jeden Softwareproduzenten entscheidende, Mitteilung nie eine Antwort erhalten. Als Test habe ich über die gleiche Adresse Babylon als nützliches Tool gelobt. Prompt habe ich ein Dankschreiben aus Israel erhalten. Den Babylon Translator kann man also nicht kaufen, davon gibt es nur 'Testversionen'. Will man ihn benutzen, muss man sich von Zeit zu Zeit mit Israel über das Internet in Verbindung setzen. Natürlich kann man Babylon nach den 100 Tagen von der Festplatte löschen, weil das Programm wertlos geworden ist. Installiert man danach Babylon neu, wird man auch von der neuen Version aufgefordert, das Programm zu aktualisieren, weil die 100 Tage verstrichen sind. Daran erkennt auch der unbedarfte User: Babylon kann man zwar von der Festplatte löschen, Israels Agenten aber nicht. Dazu muss man die Festplatte wegschmeissen und hoffen, dass Israel (noch) nicht bis zum BIOS vorgedrungen ist.

PC-Spitzel mit solchen Eigenschaften sind in funktionell unterschiedlichen Versionen sehr verbreitet und überhaupt nicht neu. Der verdeckte Informationsgehalt von Word-Dateien ist z.B. eine Spielart solcher Trojaner. Jeder hat mit hoher Wahrscheinlichkeit dutzende davon auf seiner Festplatte. Sind sie offiziell und ungetarnt unterwegs, heissen sie Coocies und lassen sich einfach lokalisieren. Aber die Strategie von Babylon, solche Zuträger mit einem unverkäuflichen Programm in private PC's einzuschleusen, ist nach meinem Wissen bisher weltweit einmalig.

Es bleiben viele Fragen und jeder kann versuchen, sie sich selbst zu beantworten. Eine Frage interessiert mich besonders: Warum hat Israel ein offenbar überragendes Interesse daran, auf möglichst jedem privaten PC einen Agenten zu postieren?

Jürgen Albrecht, 13. Juni 1999

Neue Version von Babylon !

So beschreibt CHIP 11/2000 Babylon: Wer häufig online ist kann nun mit der Freeware Babylon 3.0 ausser der bekannten Übersetzungsfunktionen eine ständig aktuelle Datenbank nutzen, die Informationen über das Wetter, Nachschlagewerke, Währungsrechner, und sogar sprachgestützte Betonungshilfen gibt. Die neue Oberfläche wirkt zeitgemäss und ist leicht zu bedienen. Der einzige Nachteil ist, dass die neue Version wohl eher für Flatrateuser in Frage kommt da das Programm nur internetbasiert funktioniert. Dennoch ist der Komfort einer einfachen Informationsdatenbank nicht zu unterschätzen.

Der Zugriff auf den heimischen Rechner ist noch einfacher geworden, denn diese nützliche Software funktioniert nur, wenn man online ist. Wie schön für die Erfinder in Babylon.

Jürgen Albrecht, 12. Oktober 2000

 

 

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