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Rapsfelder am Kap Arkona ... Seite 3/4

 

Ich steige die Stufen wieder nach unten. Glücklich über dieses schöne Erlebnis spendiere ich Peter ein Eis und mir einen Kaffee. ‚Haben Sie sich da auch nicht verrechnet?‘ frage ich den Mann am Imbisstand direkt unter dem Leuchtturm? Für Kaffee und Stileis will er von mir 3,40 DM haben. 2 DM für den Kaffee, 1,40 DM für das Eis. ‚Nein, das ist in Ordnung, das sind unsere Preise hier.‘ Ich hatte noch die Messlatte von Amrum im Kopf und habe mit den dort üblichen 15 DM gerechnet, ohne die in Amrum nichts geht. Aber hier sind wir im Osten von Deutschland und im Osten ist alles anders. Kap Arkona ist zwar der nördlichste Punkt von Deutschland und die Landschaft ist absolut mit der von Amrum vergleichbar, mehr noch, Steilküsten gibt es in Amrum nicht.

Aber hier gibt es ein Marketingproblem. Arkona hat es (noch) nicht zu einem Markennamen wie Amrum oder Sylt gebracht. Hier gibt es keine Schicki-Micki-Szene, es ist nicht ‚In‘, nach Rügen zu fahren und es gehört in den ‚besten Kreisen‘ (noch) nicht zum guten Ton, eine Ferienwohnung in Arkona zu haben. Solange das so ist, kostet hier der Kaffee 2 DM und es gibt überhaupt einen Imbisstand, an dem man auch eine Bratwurst für 3,50 DM und ein Bier kaufen kann. In 25 Jahren stehen hier sicher auch nur piekfeine Gaststätten 

und Szene-Läden wie in Amrum. Und wer dann hier mal schnell im Vorbeigehen einen Kaffee trinken will, der hat Pech gehabt. 

Wir gehen in der Sonne spazieren. Nach links in Richtung Westen führt ein Weg oben an der Steilküste entlang. Mit Rollstuhl ist das eine sehr beschwerliche Wanderung, denn es ist ein steiniger, unbefestigter Feldweg. Ausserdem geht es bergab. Das Kap Arkona liegt ca. 30 bis 40 Meter über dem Meer. Wir laufen auf diesem Weg nicht weit, denn ich muss den Rollstuhl ja auch wieder nach oben schieben. Wir machen an einer Stelle, wo man weit über das Meer sehen kann, eine Pause und geniessen diese schöne Sicht auf die Ostsee mit zwei einsamen Segelschiffen. ‚Salzwasser!‘ sagt Peter. Das ist wieder so ein Moment, wo ich meinen Ohren nicht traue. Wo weiss er her, dass das da unten wirklich Salzwasser ist? Aber er hat mich heute schon mal so überrascht: Als der Film in meinem Fotoapparat alle war, kam von ihm die Bemerkung ’Sechsunddreissig voll !!‘ Woher weiss er, dass ein Film 36 Bilder hat? Als ich ihm erzählte, dass wir im nächsten Jahr vielleicht mal an die Mosel fahren, sagte er: ‚Zweitausend !! Neunzehn ist Schluss !!‘ Er weiss also, dass die Jahrtausendwende bevorsteht. Fernsehen bildet. Das kann man hier exemplarisch sehen.

 

 

Wir laufen zu den Resten der slawischen Tempelburg. Die Wege dort sind meistens schlecht bis unbefahrbar für einen Rollstuhl. Aber Peter ist geduldig und sitzt mit freiem Oberkörper in der Sonne, während ich die Reste des Burgwalls und die Ausgrabungen

  besichtige und von den Aussichtspunkten ins Land schaue. Von hier aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Steilküste in Richtung Süden und an deren Ende sieht man auch einige Häuser von Vitt.

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