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Erste Fahrversuche - Nach Tofino, BC 2/3

Aussicht vom Campground Bella Pacifica, Tofino

Auf dem Campground in Tofino
Um 17 Uhr bin ich in der Nähe der Küste des Pacific Ocean und an einer wichtigen Kreuzung: Links geht es nach Ucluelet und rechts nach Tofino. Ich fahre nach rechts, noch 35 km bis Tofino. Diese Strasse ist flach und langweilig. Man sieht weder Berge noch den Pacific. Rechts und links dichter Wald.

Eine halbe Stunde später empfängt mich dieses kleine Nest wie ein ähnlicher Ort in Australien: Schon drei Kilometer vor dem Ortseingang stehen Schilder: 'Tourist Office'. Dann kommt ein Schild NOCH 600 METER Und dann kommt nichts mehr! Auf der Suche nach dem Office fahre ich durch Tofino. Herrliche Sicht bei schönem Wetter auf das Meer, aber jetzt regnet es hier und es ist nicht viel zu sehen. Ich frage ein paar Mal nach dem Tourist Office, man sagt mir, wo es sein soll, aber ich finde es nicht. Zuletzt sehe ich die Bude: Im Garten eine Laube mit einem handgrossen Schild. Und natürlich ist dieses staatliche Office zu, denn es ist schon nach 18 Uhr.

Ich fahre 5 Kilometer zurück. Dort liegen mehrere Campgrounds am Pacific. Ich nehme den ersten, er heisst 'Bella Pacifica'. Der freundliche Mann im Office sagt: 'Such' Dir drei Plätze aus und sage mir die Nummern, einer wird bestimmt frei sein.' Mein Favorit ist Nr. 26 und der Platz ist frei. Zum Spottpreis von 22,47 CAD darf ich mich dort bis morgen Vormittag hinstellen. Ob ich dann meinen Aufenthalt auf diesem Platz verlängern kann, ist heute unklar: Bitte morgen nachfragen!

Auf Site 26 habe ich durch hohen Tannen eine herrliche Sicht auf den Pacific (s.o.). Aber als ich die Heizung anwerfen will, taucht das erste Problem auf: Meine Stromkabel passt nicht, hier ist ein Kraftstromanschluss und ich habe dafür keinen Adapter ....!! Walter hat davon geredet, aber dann vergessen, mir einen passenden Adapter mit zu geben. Ich habe Glück. Hier hat man solche Adapter im Office: 25 Dollar Deposit und das Problem ist aus der Welt geschafft.

Von meinem erhöhten Standort kann ich direkt auf den Pacific sehen, wenn ich in meinem Camper am Computer sitze. Dort hinten liegt Australia! Das erste Mal bin ich auf der anderen Seite des Pacific Ocean, ein irres Gefühl. Hohe Wellen, Niedrigwasser, laute Brandung und starker Wind. Ich sitze am Tisch und mit laufender Heizung ist es warm (draussen jetzt 9,5°), aber der ganze Camper schaukelt und ich bin völlig irritiert. Es hört und fühlt sich so an, als ob der Motor läuft. Erst dachte ich, es ist der Kühlschrank. Der ist es nicht. Ich gehe noch einmal raus und laufe um das Auto. Der Motor ist tatsächlich aus, trotzdem vibriert der Camper ganz deutlich hörbar. Der starke Wind geigt meine ganze Wohnung auf. Verrückt!

Moos im Wind

Der Campingplatz liegt an einer sehr schönen Bucht. Unter hohen und dicken Bäumen sind mindestens 150 Stellplätze für Wohnmobile oder Zelte eingerichtet, die meisten ohne Strom. Ich mache einen kleinen Spaziergang durch den heftigen Dauerregen. Meine Ausstattung dazu ist perfekt: Regenjacke, Regenhose und ohne Socken sind die Sandalen die idealen Gummistiefel. Auf der nördlichen Seite der Bucht (ich stehe in der Mitte) hat eine Gruppe junger Leute Zelte im Wald aufgeschlagen. In einem Materialwagen sind 25 Kanus verstaut, die Zelte stehen im Dreck, darüber sind provisorische Regendächer zwischen den Bäumen gespannt und es regnet Bindfäden ...! Wie bin ich froh, dass ich einen Camper mit Heizung habe und im Trocknen sitzen kann.

Die Ausstattung des Campgrounds ist gemessen am Australischen Standard auf absolut niedrigstem Niveau (... für den Preis gilt das Gegenteil): Es gibt WC’s und Duschen mit Münzautomaten: Ein paar Minuten für einen Dollar. Keine Waschmaschine, kein Aufenthaltsraum, kein Shop, nichts. In Australia bekommt man für die Hälfte des Geldes die doppelte Leistung. Ein Caravan Park ohne Waschmaschine ist dort undenkbar! Tofino ist berühmt. Eine der wenigen Stellen, wo man in BC gut den offenen Pacific erreichen kann. Das treibt die Preise hoch.

 

Ein Tag in Tofino
Gegen 8 Uhr werde ich das erste Mal nass, als ich vor dem Frühstück einen Rundgang an der Beach mache. Gegen 11 Uhr verlasse ich den Campground, fahre nach Tofino und spaziere durch diese kleine Ortschaft. Tofino ist völlig auf den Tourismus eingestellt. Es gibt 25 Hotels, 40 x Bed & Breakfast, 4 Campgrounds, Restaurants, Geschäfte und viele Galerien.

Das erste Mal gehe ich in einen 'Nativ Shop': House of Himwitsa, Nativ Art Gallery. Die Eigentümer (40) sehen noch ein bisschen wie Indianer aus und der Shop ist nicht mit den Shops für Aboriginal Arts in Australia vergleichbar. Hier ist alles edel, solide, wertvoll und teuer. Von Bernstein über Silber und Halbedelstein bis zu Pelz ist hier alles zu haben. Gnadenlos ist jeder Artikel mit Indianer Motiven verziert. Sogar die Kieselsteine vom Strand. Wenn ein Wolf darauf gemalt ist, dann sorgt diese Stein in der Hosentasche für 'Ruhe und Übersicht' ...! Dem edlen Shop ist ein ebenso edles Restaurant und auch noch die edle Himwitsa Lodge angeschlossen. Wer Geld hat ist hier willkommen. Aber man kann in Tofino überall viel Geld ausgeben: Whale Watching (60 $), eine Bootstour zu den Hot Springs (85$) Scenic Flight, Surfen, Kajak, Tauchen und natürlich Fischen. Ich habe mich noch nicht an die Wahnsinnspreise von Canada gewöhnt (gleich oder teuerer wie in Germany, aber wegen dem Kurs x 1,5 ...!!).

Ich gehe in den einzigen Hardware Shop des Ortes und kaufe eine Fussmatte. Damit wird es in meinem Camper sauberer. Durch den ständigen Regen trägt man viel Dreck in die Wohnung. Nach dem Einkauf von Lebensmitteln besuche ich eine Galerie. Ein Maler (Henry ...) hat sich auf Bilder mit Leuchtfarben (!) spezialisiert.

Auch er verwendet Indianermotive und auch er reizt alles bis zum geht nicht mehr aus. Die Bilder sind kitschig, liegen aber genau im Geschmack des Publikums und unter 1000 Dollar ist wenig zu haben ! Die Staffs an der Kasse sitzen vor 'edlen' Macintosh-Rechnern, grosse Holzschnitzereien, interessante Architektur, dunkel mit Spotlights. Das alles signalisiert Solidität und hohe Qualität. Der Mann macht ein gutes Geschäft.

Mehrfach bin ich auf meinem Rundgang nass geworden. Nicht so schlimm mit meiner perfekten Regenausrüstung. Gegen 13 Uhr fahre ich zurück, jetzt will ich mir einen anderen Campground ansehen. Ich fahre zwei Kilometer weiter zur Crystal Cove, Beach Resort. Die Stellplätze liegen nicht direkt an der Beach, ein schwerer Nachteil aus meiner Sicht. Aber noch schlimmer: Eine powered Site (Strom und Wasser) kostet hier zwischen 30 und 40 CAD, in der Hauptsaison 45 bis 55 Dollar! Allerdings gibt es hier 'free hot showers', Waschmaschinen und eine Telefonzelle. Die 'unserviced sites' kosten immer noch 20 CAD und 35 (!) in der Hauptsaison (18. Mai bis 08. Oktober). Das ist einfach unverschämt. Da ist es wahrlich billiger, sich einen PKW zu mieten und mit Bed & Breakfast zu reisen. Das kostet allerdings dann pro Nacht ab 75 $ aufwärts. Ich fahre wieder zwei Kilometer zurück und bin froh, dass ich auf dem Campground Bella Pacific 'nur' 22,47 CAD zahlen brauche.

Canada ist ein teures Land. Ausserdem ist es kalt und es regnet ständig ... so richtig gefällt mir das nicht. Von Australia war ich vom ersten Tag an begeistert. Hier aber stellen sich gleich am Anfang Zweifel ein, ob ich auf der richtigen Reiseroute bin und ob ich mir das alles überhaupt finanziell leisten kann!

Am späten Nachmittag scheint die Sonne und ich mache einen langen Spaziergang an der Beacht. Auf der Klippe steht die Middle Beach Lodge. Herrliche Aussicht, schöne Bilder mit Sonne, grosse Bäume und wilde Basaltklippen. Die Häuser, die hier stehen, kann man alle mieten ... wer Geld hat, wird überall hervorragend bedient. Ich auch, denn nach dem Abendbrot (Fladenbrot mit geräuchertem Lachs ...!) gibt es extra für mich einen Sonnenuntergang ohne Regen. SkyMap sagt mir, dass am 1. Mai hier die Sonne um 20:40 Uhr untergeht und das stimmt auch.

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