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Arabella von Monkey Mia

Am Strand von Monkey Mia

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Arabella war der Star des heutigen Tages, nicht die Dolphins! Ich lasse mich von meinem Wecker gegen 6:30 Uhr wecken, denn die Dolphins der Beach von Monkey Mia erwarten, dass pünktlich um 8 Uhr die Touristen angereist sind. Will ich das Spektakel sehen, muss ich mich an den Zeitplan der Delphine halten. Aber er passt mir, denn am Morgen ist das Licht noch nicht so grell. Nach dem Frühstück fahre ich die 25 Kilometer von Denham nach Monkey Mia. Diese ganze Siedlung (ein Caravan Park, ein Restaurant, ein WC und ein Tourist Office) ist eine geschickt inszenierte und gut vermarktete Touristenattraktion. Jeder, der in West Australia ist, muss auch in Monkey Mia gewesen sein. Dafür fährt man einen Abstecher von zwei mal 160 Kilometern vom Highway Nr. 1. Hier in Monkey Mia werden jedem Touristen zwischen 10 und 50 $ abgenommen. 200 Meter vor dem Strand sind pro Person 5 $ zu bezahlen, anders kommt man gar nicht ans Wasser. Für die 5 $ kann man das Auto abstellen (ohne Gewähr!) und darf sich als Nummer 127 zu den bereits anwesenden 126 Menschen gesellen, die fein säuberlich aufgereiht am Strand bis zur Wade im Wasser stehen.

Ein Ranger hat das Kommando, er diszipliniert die Menschen und er zeigt auf die See, wo schon ein paar Flossen von Delphinen zu sehen sind. Langsam kommen sie näher. Die vielen Menschen interessieren sie nicht, sie kennen ihren Dompteur, weil sie von ihm täglich Fisch bekommen. Deswegen folgen sie ihm, wenn er langsam im Wasser an den vielen Menschen vorbeiläuft. Er kennt die Fische mit Namen, weiss wer die Mutter und wer von wem die Schwester ist. Die Delphine kennen auch seine Tochter, ein paar Dolphins folgen dem Ranger, ein paar der hübschen Lady. Fotoapparate klicken, Camcorder summen, ganz naive Menschen winken den Dolphins. Ich fotografiere den Ranger, er hat so eine herrlich 'very cricked nose' (Louis Armstrong). Auch die vielen Menschen sind interessant. Schon gestern habe ich einen langen jungen Mann mit Papa deutsch sprechen hören. Er hat sich auf 'Lenin & Trotzky' gestylt: Die Glatze von Lenin und die randlose Brille sowie den speziellen Bart von Lenins Gegenspieler. Was tut man nicht alles, um sich von der Masse abzuheben. Weiss er mehr von Trotzky und Lenin, als ihre Namen? Auch von ihm habe ich ein Bild und natürlich auch von den Dolphins.

 

Nach einer halben Stunde kommt die Frau des Rangers mit drei Eimern. Jeder der Delphine bekommt nur einen Fisch, sie sollen ja um 11 Uhr zur nächsten Vorstellung wieder erscheinen! Vater, Mutter und Tochter wählen aus der Masse die Leute aus, die den Delphinen diesen einen Fisch reichen dürfen ....

Als es soweit ist, gehe ich, weil ich mir für den Kaffee einen schönen Platz sichern will. Hier gibt es ein grosses Restaurant mit Blick auf gepflegten Rasen, schöne Mädchen, Palmen und die Shark Bay ... Was will man da noch mehr, als einen Kaffee und einen bequemen Stuhl im Schatten. Beides habe ich, da kommt eine auffällige, ältere Dame in Sicht. Ist sie jünger als 80 Jahre? Ein verrückter Hut mit Blumen, auffälliger Schmuck, stark geschminkt, lang wehende Pumphosen. 'Nur eine Amerikanerin kann sich so anziehen!' denke ich. Durch Zufall sehe ich sie schon von weitem und zücke die Kamera. Aber sie läuft unsicher direkt auf meinen Tisch zu, der am Eingang steht. Sie fragt mich, ob man sich in dieses Restaurant auch setzen kann, wenn man nichts essen oder trinken will. 'Na, klar', sage ich, 'Sie können sich auch hier an meinem Tisch setzen, da fällt es gar nicht auf. Wo ist das Problem?'

'Wo kommen sie her, wie heissen Sie?' fragt sie mich sofort auf English. Als sie hört, dass ich ein Deutscher bin, spricht sie fliessend Deutsch und nach keinen zwei Minuten sind Arabella und Al in ein intensives Gespräch vertieft. Es ist eine sehr einseitige Unterhaltung, denn Arabella spricht mit Elan und ich höre gebannt zu. Zu mehr als ein paar Einwürfe komme ich nicht und nach einer Stunde kenne ich viel von ihrem aufregenden Leben. Ihre Eltern kommen aus Österreich. Sie ist in Jerusalem geboren, ihr Vater war dort Rabbiner. Sie bezeichnet sich selber als Jüdin, sehr ernst nimmt sie es mit ihrem Judentum nicht, aber zum Sabbat in den Tempel, das muss schon sein. Sie hat auch den typisch jüdischen Tonfall, den deutsche Juden sprechen. Die Muttersprache prägt bis ans Lebensende. Über 50 Jahre war sie mit James, einem Engländer, in Australien verheiratet. James hat mit Asbest viel Geld gemacht und dann auch wieder viel verloren, als dieses Geschäft abrupt nicht mehr lief, weil keiner mehr krebserregenden Asbest haben wollte. Mit James, den Kindern und Enkeln lebt sie an der Ostküste, nördlich von Brisbane.

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