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San Francisco am 03. Oktober 2001 2/4


San Quentin State Prison

Downtown San Francisco
Um 8:30 Uhr leiste ich mir heute für 3,20 Dollar ein unerhörtes Vergnügen: Ich fahre mit der Fähre von Larkspur nach San Francisco (und zurück). Als Senior zahlt man hier nur die Hälfte. Die Sonne scheint, die See ist ruhig, aber über die Golden Gate Bridge fliesst wieder eine Wolke vom Pacific in die San Francisco Bay. Vor dieser Wolke liegt gleich links nach der Abfahrt in Larkspur das San Quentin State Prison. Die Gefängnisinsel lag im Nebel, ich habe sie auch heute nicht gesehen. Alcatraz wurde 1973 geschlossen, San Quentin ist noch im Betrieb. Das Schiff fährt durch die Nebelwand, die ca. 120 Meter hoch und zwei Kilometer breit über dem Meer liegt. Auf der anderen Seite taucht die Silhouette von San Francisco auf, sie liegt in der schönsten Morgensonne. Nach einer halben Stunde sind wir am Port of San Francisco gelandet. Der Port wird restauriert. Das Denkmal von Ghandi wirkt am Fähranleger, als sei es hier ausrangiert und abgestellt worden.

Ich habe zwar einen Stadtplan, aber ich habe kein konkretes Ziel. Heute lasse ich mich von Downtown San Francisco überraschen. Die Stadt ist so übersichtlich, dass man keinen Stadtplan braucht und sich auch nicht verlaufen kann. Oben vom Berg hat man immer die Übersicht und weiss, wo man ist. Ich laufe einfach den anderen Leuten nach, die von der Fähre zur Arbeit gehen und schon bin ich mitten drin im Finanzzentrum von San Francisco. Hier stehen die grossen Hochhäuser und es gibt dunkle Schluchten, in die keine Sonne mehr kommt. Am auffälligsten ist eine schlanke Pyramide, Transamerica Pyramid. Sie ist 265 Meter hoch (denkt man gar nicht) und das höchste Gebäude von San Francisco. Viele schöne Geschäfte und kleine Cafés, wo es wirklich Kaffee gibt. Ich frage nach einem Internet Cafe und bekomme auch einen Hinweis: Kinko's Copy Shop in der Sacramento Street hat Internet Computer. Das stimmt, ich werde freudig begrüsst und an den Computer ran gelassen, denn nach 17 Minuten darf ich 3,40 Dollar bezahlen. 1 Dollar für 5 Minuten Internet, 12 Dollar die Stunde. Die zehn Bilder für Heikes Geburtstag ins Netz zu schieben, kostet mich also fast 10 DM. Aber was macht das schon, das System funktioniert wenigstens und ich brauche mich bei niemandem zu bedanken, es ist ein klares Geschäft.

Dann laufe ich in Richtung Süden und sehe das erste Mal ein Cable Car fahren! Das ist ja interessant. Da will ich unbedingt mitfahren, aber nicht jetzt. Jetzt laufe ich zu der Pyramide, mache Fotos und leiste mir einen Irish Cream mit einem Blueberry Muffin. Ein herrliches, zweites Frühstück und ich geniesse es auf den Stufen der Bank of San Francisco. Da bin ich nicht alleine. Hier sitzen viele Leute mit Schlips und Kragen. Offenbar frühstückt man auf der Strasse und aus dem Pappbecher, das ist amerikanische Lebensart.

 

China Town
Danach laufe ich weiter nach Süden und den Berg hoch, es ist der Nob Hill. Gleich bin ich in China, denn hier gibt es tatsächlich noch eine voll funktionierende China Town. Unendlich viele Geschäfte mit grosser Unordnung und Lebensmitteln, die man nie für essbar halten würde: Getrocknete Seepferdchen und Austern sind da noch annehmbar, aber auch die Hoden und Penisse von Hirschen kann man hier getrocknet kaufen. Bitte keine Fotos! Macht nichts, ich habe sie schon. Ich kaufe mir eine grosse Tüte mit getrockneter Mango für 1,50 $, das ist wirklich geschenkt. Beim Bezahlen fotografiere ich die Dame, die keine Fotos wollte. Das geht nur mit so einer kleinen Camera. Chinatown ist herrlich, stundenlang könnte ich hier herum wandern. Am interessantesten ist Chinatown in der Stockton Street zwischen Pacific und Washington Street.

Hier lebt offensichtlich eine starke chinesische Volksgruppe, die sich nur zögernd oder gar nicht assimilieren. Sie sprechen alle Chinesisch und English deutlich schlechter als ich. Der Renner ist gerade ein Übersetzungsrechner Chinesisch-English. Er kostet teure 350 $ und liegt überall in der Auslage. Als ich mich danach erkundige, weil die Tastatur schön gross ist, winkt die Dame ab, das ist nichts für ausländische Touristen. Für die hat man hier aber ein riesiges Spezialangebot parat, von Jade Schmuck und Buddha's in jeder Variante bis hin zu T-Shirts von San Francisco, drei Stück für 9,95 $. Billiger geht es wirklich nicht. Jade für die Family in Berlin kann ich nicht bezahlen. Ein Jadearmband zwischen 600 und 2.000 Dollar. So suche ich mir aus dem riesigen Angebot lieber drei T-Shirts aus. Es gibt nur Grösse XL, das ist für Stefan, Peter und Anton genau die passende Grösse!

Die Strassen von Chinatown führen auf einen Platz mit dem Chinesischen Kulturzentrum. Viele alte Männer sitzen und stehen in der Sonne und diskutieren heftig oder spielen Go oder ein ähnliches Spiel. Sie laden mich sofort ein, mitzuspielen, als sie sehen, dass ich mich dafür interessiere. Ich setze mich dazu, mache unbemerkt ein paar Fotos und höre mir dann Karaoke an. Vorwiegend alte Frauen sitzen vor einem Fernseher. Was sie da singen, ist für europäische Ohren schwer verdaulich.

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