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San Francisco am 03. Oktober 2001 3/4

Cable Car
Ich gehe eine Weile in China Town spazieren und plötzlich stehe ich wieder an einer Strasse, die den Berg hoch führt und in der ein Cable Car fährt. Ein grosser Schornstein ist dort, sehr markant. Und wie es der Zufall will, stehe ich vor dem Cable Car Museum. Das interessiert den Herrn Ingenieur und da muss ich natürlich rein gehen. Im Jahr 1873 wurde in San Francisco die erste Cable Car in Betrieb genommen. Vor rund 30 Jahren wurden vier Cable Car Linien rekonstruiert und wieder in Betrieb genommen, nicht nur als Touristen Attraktion.

Das Prinzip ist simpel, aber technisch schwer zu realisieren, die Reibung steht dagegen. Ein endloses Seil wird in der Strasse verlegt und permanent mit gleicher Geschwindigkeit angetrieben. Die Cable Cars haben einen Mechanismus, mit dem sie sich an das Seil anklemmen und es auch wieder loslassen können. Das ist schon alles.

Die technische Schwierigkeiten liegen in der Reibung des kilometerlangen Seils und in diesem Klemm-Mechanismus. Die Reibung begrenzt den Aktionsradius einer solchen Bahn. Das Problem der Verbindungsstelle des endlosen Seiles wurde von den 'Knotenspezialisten' gelöst: Man kann ein Seil endlos verspleissen. Das wird an einem Modell anschaulich vorgeführt. Versagende Klemmvorrichtungen haben auf den steilen Strassen San Franciscos (bis zu 25% Steigung), schon zu den schönsten Unfällen geführt.

Das Funktionsprinzip ist interessant, meines Wissens aber in Europa nicht realisiert worden. 1890 wurde in London die erste U-Bahn in Betrieb genommen. Von Siemens & Halske wurde 1896 die U-Bahn in Budapest gebaut (Museum in der Linie 1). Dieses Nahverkehrssystem hat sich dann in Europa schnell durchgesetzt. Heute gibt es auch in San Francisco eine U-Bahn.

Hier im Museum befindet sich die Antriebsstation für vier Seile von vier Linien. Die riesigen Getriebe machen auch einen riesigen Krach. Bis 1926 wurden die Seile durch Dampfmaschinen angetrieben, dann hatte auch hier die Elektroenergie gesiegt. In den USA gab es in vielen Städten Cable Cars, die erste Versuchsstrecke wurde in New York um 1830 in Betrieb genommen. Im Museums Shop ein interessantes Buch über die Cable Cars: Alles ist dokumentiert, man muss nur Zeit haben …!

 

Blick vom Coit Tower
Dann will ich auf den Turm, den man schon bei der Einfahrt in den Hafen auf der rechten Seite auf einem Berg stehen sieht. Es ist der Coit Tower, der von einer Mrs. Lillie Hitchcock gestiftet worden ist damit sich alle Einwohner von San Francisco ansehen können, was sie für eine schöne Stadt haben. Man hat einen herrlichen Blick von da oben über die Stadt. Von hier aus könnte man auch die Golden Gate Bridge sehen (s.o.), wenn nicht immer noch der Nebel vom Pacific genau durch dieses Tal fliessen würde, das die Golden Gate Bridge überspannt.

Als ich vom Tower über Treppen wieder runter nach Downtown laufe habe ich das Gefühl, in Lissabon zu sein: Treppen, Palmen, Ziegeldächer und Blumen. Vom Tower aus ähnelt die Stadt mit den Hügeln und dem vielen Wasser Sydney und die Brücken erinnern mich an Budapest. Die Cafés sind mediteran, also ein bisschen Rom und Florenz ist auch dabei. Das Hafengebäude mit dem Turm und den zwei Aluminium Schalen davor ist echt sowjetische Architektur. So sieht es auch in Odessa oder Sotchi aus. Am Broadway mit den vielen Rotlicht Etablissements, wird man an Moulin Rouge in Paris erinnert. Aber San Francisco ist anders, hier gibt es keine so grosszügigen Boulevards und keine inszenierte, theatralische Architektur wie in Paris. Trotzdem ist das eine wirklich schöne Stadt. Wenn ich mich im nächsten Leben wieder verliebe, werde ich mit meiner jungen Freundin nach San Francisco in die Flitterwochen fahren!

Zurück zur Fähre
Dann ist es schon wieder 15 Uhr geworden und ich laufe durch die Passagen des Embarcadero Centers wieder zur Fähre zurück. Dieses Einkaufscenter ist eine der feinsten Adressen von San Francisco. DER SPIEGEL ist gerade ausgegangen, entschuldigt man sich in einem Book Shop. Gerade hier in dieser edlen Gegend von Finanz und Business trifft man überall auf Bettler und Obdachlose. Auch diese schöne Stadt hat ihre dunklen Seiten.

Die Fähre verkehrt alle 30 Minuten, jede dritte Fähre ist eine Express Ferry. Das Schiff am Morgen hatte einen 'Düsentrieb' und war ein Katamaran. Es ist war mindestens 80 km/h schnell. Erstaunlich, das so etwas bei einem Meter hohen Wellen funktioniert! Jetzt ist es ein Schiff mit einem Schraubenantrieb, es fährt langsamer, ca. 50 km/h. Der Preis ist der gleiche.

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