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Riesige Bäume in Redwood Country 1/4


Avenue of the Giants


Ausflug ins Hinterland von Fort Bragg
Nach dem Frühstück fahre ich los. Heute will ich mir die Redwood Bäume ansehen, die es in dieser Gegend noch gibt. Seit 150 Jahren wird hier der Wald abgeholzt, in vielen Sägemühlen wird das Holz verarbeitet.

Die Entscheidung, nicht mit der Eisenbahn von Fort Bragg nach Willits zu fahren (hin und zurück für 40 Dollar ...) war goldrichtig. Ich hätte mit der Bahn von diesen grossen Bäumen nichts gesehen. So aber fahre ich auf dem HWY 20 nach Willits und diese gute Strasse führt immer durch Wald. Allerdings ist es seit mindestens 100 Jahren nicht mehr der Urwald, der es mal war. Es ist ein staatlicher Forst, 'Demonstration Forest' steht da sogar an den Schildern. Man will hier demonstrieren, wie die Fehler der Vergangenheit ausgebügelt werden können. Ich sehe an der Strasse keine Plantagen und auch keine abgeholzten Flächen. Dafür stehen an einigen Stellen noch einige dieser herrlichen, grossen Redwoods.

Sie fallen sofort auf: es sind riesige Masten! Sie haben am Fuss keine Verdickung und deswegen sieht es so aus, als hätte man sie abgesägt und wieder eingegraben. Der Stamm kommt steil und gerade wie eine riesige Spargelstange aus der Erde. Bis hoch zur Krone ist er völlig glatt. Es sind lotrechte Bäume, ca. 30 bis 40 Meter hoch, unten 1,20 m Durchmesser. Die idealen Schiffsmasten. Redwood sind Nadelbäume, die Nadeln gehen wie bei den Fichten waagerecht vom Zweig ab. Die Nadeln sind nur 10 bis 12 mm lang und flach, der ganze Boden liegt voll dieser roten, vertrockneten Zweigen mit Nadeln. Ganz markante, eigenartige Bäume mit rotem Holz.

Nachdem ich in Willits schnell mal meine Wäsche in einer Coin Laundry gewaschen habe, fahre ich auf dem HWY 101 nach Norden (dieser HWY führt in Richtung Süden über die Golden Gate Bridge...!). In Layonville biege ich links ab. Auf einer ganz schmalen, aber gute Teerstrasse ohne Mittelstreifen, kann man hier die Kordilleren wieder überqueren und den Pacific erreichen. Die Berge sind sehr steil und geologisch jung, aufgefaltet von den Kräften des San Andreas Fault Systems. Steigung und Gefälle bis zu 15 % auf dieser Strasse. Mit Vergnügen denke ich daran, wie Conny das Fahren solcher kurvenreichen Gefällestrecken mit der Motorbremse auf der Family Tour nördlich von Vancouver gelernt hat.

Hier ist es ähnlich steil und schmal, aber hier gibt es keine Run Away Lane! Die steilsten Abschnitte kommen aber erst zwischen Branscomb und dem Pacific.

 

Nur 300 Meter vor dem Ortseingang von Branscomb stehen die grössten Redwoods, die ich heute gesehen habe !! Hier sieht es so ähnlich aus wie in dem Cathedral NP auf Vancouver Island. Riesige Bäume, aber auf einer nur kleinen Fläche und viel unübersichtlicher, weil sie in drei Meter hohem Unterholz stehen.

Das hier ist auch kein Rainforest, es fehlen die Farne, das Moos und die Etage zwischen Obergrenze Unterholz und Untergrenze Krone ist nicht besetzt. Dort stehen nur riesige, nackte Masten in der Luft. Unten am Waldboden gibt es Wanderwege. Aber hier läuft offenbar nur selten jemand. Nirgends stehen Schilder, die auf diesen herrlichen Wald verweisen und oft muss man sich durch das Unterholz kämpfen.

Aber was das hier für Bäume sind !! Schwer zu schätzen, wie hoch und wie dick, aber deutlich grösser, als auf dem HWY 20. Dort waren es wahrscheinlich Bäume, die man vor 130 Jahren nicht abgesägt hat, weil sie zu dünn waren, diese hier sind mindestens doppelt so alt. Ich stelle mich neben so einen dicken Baum, damit man einen Vergleich hat. Ich schätze, knapp zwei Meter Durchmesser.

Hier hat man schon bei der Holzaktion eine Insel aus alten Bäumen stehen gelassen. Im staatlichen Forst lässt man sicher mehr Bäume alt werden. In 150 Jahren hat die Natur an vielen Stellen wieder die Sünden von 1880 repariert. Es gibt im Hinterland der Mendocino Coast noch sehr viel Wald. Ganz im Gegensatz zu der Landschaft nördlich von San Francisco. Dort ist in einem Umkreis von mindestens 70 Kilometern alles abgesägt. Kahle Hügel, schmutziggelbe, vertrocknete Weiden, auf denen hungrige Rinder nach etwas Essbarem suchen. Hier sieht es im Vergleich dazu wesentlich freundlicher aus.

Seit 1870 wurden die Redwood Wälder abgeholzt, die es in dieser Gegend mal gab. Cleone und der Mill Creek waren damals die ersten Zentren des Holzeinschlags. Die Eisenbahn von Fort Bragg nach Willits wurde für den Holzeinschlag im Jahre 1885 gebaut, Passagiere werden erst seit 1904 mitgenommen. Von 1883 an wurde Redwood von Fort Bragg aus auch nach San Francisco verschifft. Der Hafen lag vom Campground Green Acres nur 10 Minuten entfernt in nördlicher Richtung. Kein guter Ankerplatz an dieser felsigen Küste, keine geschützte Bay. Schon 1918 wurde er wieder aufgegeben. Da waren die Strassen fertig und es war einfacher, das Holz über die Strasse in Richtung Süden zu transportieren.

Aber auch noch heute dominiert die Rauchfahne einer Saw- and Pulpmill die Silhouette von Fort Bragg. Es ist ein sehr grosses Werk, direkt am Strip, mitten in Fort Bragg. Wenn es windstill ist, liegt manchmal ein schrecklicher Gestank über der Stadt. Es ist sehr ratsam, sich in Fort Bragg einen Campground weit weg von diesem Stinker zu suchen. Bei diesem Geruch werde ich immer an den stinkenden Philipp in Radebeul bei Dresden erinnert (… auf Montage in der Planeta!). Auch eine Zellstoffabrik mit Gestank, aber im Jahr 1965. Ich habe mit meinem Campground Green Acres einen sehr guten Fang gemacht: Billig, ruhig, ohne Gestank und in höchsten 5 Minuten ist man an die herrliche Pacific Küste gelaufen, die direkt hinter dem Campground liegt.

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Pacific bei Fort Bragg


Westport, ein paar Kilometer nördlich von Fort Bragg