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Mt. Mc Kinley - höchster Berg Nordamerikas 3/4

Um 10:30 Uhr eine gute Nachricht: Zwei weitere Kunden wurden gefunden, um 11 Uhr starten wir zum Gipfel. Mit drei Passagieren wird auf den Gipfel geflogen, maximal vier, mehr lässt die Steigfähigkeit des Flugzeugs nicht zu. 'I'm Erica, your Pilot!' Eine junge Frau mit Dutt und strenger Mine begrüsst uns. Verteilung auf die Sitze, wir haben viel Platz. Neben der Pilotin sitzt eine weitere junge Frau. In der Mittelreihe ihr Freund oder Mann, ca. 35 Jahre alt und ganz hinten auf zwei Plätzen: Al.

Sicherheitsbelehrung: Für den Notfall haben wir Schlafsäcke und Verpflegung an Bord. Die Sicherheitsboje müssen wir nach der Landung selber scharf machen, nur bei einem Crash, erklärt Erica lachend, wird sie automatisch scharf. Der Gebrauch der Sauerstoffmasken wird erklärt. Sauerstoff ist nicht unbedingt nötig, aber sicherer, weil es mindestens 6.000 Meter hoch geht und natürlich hat diese Czesna keinen Druckausgleich. Meine Barometeruhr funktioniert. Sie steht bei -280 Metern, wenn genau 1000 hPa sind, dann zeigt sie Null Meter an. Das ist meine Privateinstellung. Weil alles relativ gemessen wird, ist jede Einstellung richtig.

Genau um 11 Uhr starten wir und ein spektakulärer Flug beginnt. Wie soll ich diese zwei Stunden beschreiben ?! Es war wirklich einer der Flüge, die ich nicht vergessen werde. So etwas habe ich weder gesehen noch je mitgemacht. Ich bin schon höher geflogen, aber nicht mit so einer kleinen Maschine und nicht so nahe an absolut schroffen Berggipfeln, endlos langen Gletschern und steilen Schneebrettern entlang.

Talkeetna liegt ungefähr 80 km südöstlich des Mt. McKinley. Um zu diesem Berg zu kommen muss man über eine weite Ebene fliegen, in der drei verschiedene Flüsse (Talkeetna, Susitna und Deshka River) von diesem Bergmassiv herunter kommen. Von oben sieht man, dass diese ganze Landschaft ein riesiges Schutt-Delta ist. Durch das Wasser wurde schon eine beträchtliche Menge dieses immer noch imposanten Gebirges abtransportiert. Schwemmland, kleine Flüsse, Seen und ein karger Bewuchs mit schlanken Tannen in einem Land, das in der meisten Zeit unter Schnee und Eis liegt. Auch jetzt sind die Seen zum Teil noch zugefroren und es liegt noch Schnee im Wald. Dann aber sieht man in Front auf der rechten Seite schon den Gletscher Ruth auftauchen. Doch bevor wir die Berge erreicht haben, dreht die Pilotin noch eine Runde nach rechts und links, damit wir auch dir richtigen Fotos aus der Totale schiessen können.

Über den Tokositna Glacier geht es nach oben und bei ca. 3.000 m Höhe wird die Sauerstoffmaske aufgesetzt. Das ist sehr angenehm, ich merke von Luftdruck oder Sauerstoffmangel überhaupt nichts. Genau das aber ist die Gefahr!

 

Das einzige was stört ist, dass beim Atmen mit der Maske immer die Sonnenbrille beschlägt. Also setze ich die Sonnenbrille ab. Das muss gehen, obwohl draussen gleissendes Licht ist. Keine Wolke über dem Mt. McKinley, aber einige Wolken unter uns. Wir umfliegen den Mt. Hunter (4441 m) und zwischen dem Mt. Foraker (5303 m) und dem Mt. McKinley (6194 m) schraubt sich die Pilotin in zwei Runden bis auf die Gipfelhöhe des Mt. McKinley hoch.

Meine Barometeruhr bekommt einen Schock. Mehr als 5.520 + 280 = 5.800 m will sie nicht anzeigen und der Drucksensor stellt seinen Dienst ein. Das entspricht, wie ich nachher mit der Bedienungsanleitung feststelle, den technischen Daten dieser Uhr. Als wir eine halbe Stunde später diese Grenze wieder unterschreiten, spielt der Sensor wieder mit, als wäre nichts gewesen!.

Hier oben ist es kalt. 28 Grad Minus Aussentemperatur. Die Türen sind nicht sehr dicht, es zieht und es ist kalt. Die Scheiben beschlagen von innen durch die Atemluft. Eis auf den Scheiben, das abgeputzt werden muss, sicher aber auf einigen Bildern zu sehen sein wird. Eine einfach traumhafte Sicht von hier oben! Am erstaunlichsten ist, dass die ganze Ebene nördlich des Mt. McKinley unter Wolken versteckt ist. Dort ist ein ganz anderes Wetter, als auf der Südseite, wo Talkeetna liegt! Auch auf der nordöstlichen Seite gibt es Wolken. Aber die ganze Südseite ist frei und man kann herrlich die Gletscher in den Tälern liegen sehen. So also hat es zur Eiszeit in Europa ausgesehen!

In diesem hohen Gebirge herrscht eine absolut menschenfeindliche Natur. Mehrfach denke ich an Goethe: 'Der Mensch versuche die Götter nicht ...' Hier oben ist es nicht nur grausam kalt, sondern die Schneebretter sind unvorstellbar steil und ständig bilden sich kleine Lawinen.

Die Gletscher sind voller verschneiter Spalten und von den extrem steilen und scharfkantigen Felswänden muss ständig mit Steinschlag gerechnet werden. Wie steil hier manche Flanken abfallen und wie zerfetzt und schrundig diese Felsen sind! Es ist einfach unglaublich, was Schnee und Eis mit hartem Fels anrichten. Nie habe ich so etwas gesehen.

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