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Mt. Mc Kinley - höchster Berg Nordamerikas 4/4

Die Pilotin zeigt mehrfach ins Gelände: Dort ist das Basislager, da ist Lager C, dort das letzte Lager vor dem Gipfel ... Ich sehe nicht ein solches Lager, weil ich natürlich nicht weiss, wo ich hingucken soll, um die verschneiten Zelte zu sehen. Aber in jeder Saison (sie beginnt gerade!) sind hier Expeditionen zum Gipfel unterwegs.

Unten am Airstrip bereitete sich gerade eine vor, das ganze Material lag ausgebreitet vor einer Halle. Viele hundert Kilo Gepäck sind nötig, um wenigen Menschen das Überleben an der Flanke dieses Berges zu gewährleisten. Eine Expedition aber war nicht unterwegs, die Seilschaft hätte man tatsächlich gesehen, dazu sind wir nahe genug an den Felswänden vorbei geflogen.

Imposant war für mich nicht der Gipfel, sondern die Sicht von hier oben nach Süden. Da sieht man in die Gletscherflüsse hinein, darüber leichte Wolken und der Horizont verschwindet im hellen Blau ... Das ist einfach unbeschreiblich schön! Leider konnte man die Geröllfracht der Gletscher kaum sehen (s.u.), dazu muss der Schnee mehr abgetaut sein. Aber die Gletscher reissen jede Menge Gestein mit und transportieren es in die Ebene. Durch ihre ungeheure Gewalt werden auch Felswände fast senkrechte abgehobelt. Nie habe ich solche steile und schroffe Felsen gesehen!

Gegen 11:50 Uhr haben wir die Gipfelhöhe erreicht. In dieser Höhe kurvt die Pilotin einmal in grosser Runde um den gesamten Gipfel und dreht auf der Nordseite extra noch einmal eine Fotorunde. Nach einer knappen halben Stunde auf der Gipfelhöhe, wo man sich nicht satt sehen kann, geht es dann wieder zurück über den North Fork Glacier, durch das beeindruckende Amphitheater (in der Nähe wird auf dem Gletscher gelandet) und über den Gletscher Ruht.

Auf dem Rückflug versuche ich Mudfloods zu fotografieren, die es hier in herrlich farbiger Version am Gletscher Ruth gibt. Auch die Flüsse mit ihren kilometerbreiten Flussbetten malen mit Geröll, Wasser und Baumstämmen herrliche Aero Graphics.

Vor Talkeetna sehe ich die Stelle, wo ich gestern im Flussbett übernachtet habe und wohin ich gleich nach der Landung wieder zurück fahren werde. Über dem Flussbett lange Rauchschwaden. Ich wundere mich bis ich begreife, dass es keine Rauchschwaden sind. Starker Wind wirbelt Sand und Staub des trockenen Flussbettes in die Luft.

Auf dem ganzen Flug habe ich fotografiert. Mit der Qualität der Bilder aber bin ich nicht zufrieden.

 

Um die Bilder nicht zu verwackeln habe ich ohne Zoom fotografiert. Aber es sind auch einige Zoom Aufnahmen dabei. Die Digitalcamera hat in diesen zwei Stunden 193 Bilder (geringster Komprimierung, maximale Auflösung), geliefert. Es ist eine wunderbar zuverlässige Camera.

Meistens konnte ich nicht durch den Sucher sehen, weil ich dabei nicht nahe genug an die Scheibe kam und wenn doch, beschlug sie gleich. Die Scheiben waren in schlechtem Zustand und das sind die Situationen, wo man mehr Auflösung und mehr Schärfe gut gebrauchen könnte. Schade, die Bilder sind nur ein matter Abklatsch der Wirklichkeit. Aber es ist ja sowieso viel wichtiger, die Bilder im Kopf zu haben!

Gleich nach dem Flug bin ich wieder hier her in das Flussbett des Talkeetna River gefahren. Diesmal an eine andere Stelle, denn es ist sehr stürmisch. Heute habe ich vor mir keinen Sand, sondern weite Schotterflächen. Ich stehe nicht direkt im Sandsturm, trotzdem knirscht überall der Sand.

Aber ich geniesse wieder diese unglaubliche Aussicht von gestern, nur heute ist sie noch besser: Keine Wolke über dem ganzen Massiv des Mt. McKinley, nur auf der rechten Seite drängen die Wolken von der nördlichen Ebene nach Süden. Ansonsten ist es von hier aus in Richtung Mt. McKinley völlig wolkenlos. Auf der anderen Seite stehen hohe Wolken am Himmel, aber trotz sehr starkem Wind vom Mt. McKinley her, scheinen sie sich nicht zu bewegen.

Mit dieser Aussicht will ich noch diesen Nachmittag und auch den Abend verbringen. Es war ein absolut beeindruckender Flug und ich möchte dieses Erlebnis im Angesicht dieser herrlichen Berge (davor lange Staubfahnen über dem Fluss) noch nachklingen lassen. Das Schauspiel ist unvergleichlich, das hier am Mt. McKinley gegeben wird. Den ganzen Tag und jetzt sogar auch in den weissen Nächten!

Jürgen Albrecht, Denali Park, 29. Mai 2001, 05.12.2002

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