BACK

Auf dem Alaska Highway nach Norden 3/4


Kurz vor Haines Junction

Destruction Bay: Nomen est Omen
... wie wir alte Lateiner sagen! Mindestens seit einer Stunde war ich am herrlichen Kluane Lake schon entlang gefahren. Es ist 18 Uhr und eigentlich bin ich heute lange genug gefahren, auch wenn ich nicht sehr weit gekommen bin. Also wo ist der Standplatz mit Rundumsicht, denn hier muss ich natürlich diese Berge und auch den See im Auge behalten.

Da taucht das Schild Destruction Bay auf. Völlig unvoreingenommen sage ich mir, wahrscheinlich werde ich hier in einer solchen Siedlung nicht übernachten, sondern wie immer in der Natur. Aber gucken kann man ja mal. Ich fahre dem Schild mit dem Fotoapparat nach, ja, es gibt eine schöne Zufahrt zum See. Hier ist auch kein Mensch und die Berge kann man auch hervorragend sehen. Wo ist der geeignete Standplatz?

Da rechts auf der kleinen Landzunge! Ein Trail führt da hin, hier sind schon Autos gefahren, also kann ich das auch. Man fährt auf dem sandigen Strand des Sees und das Zeug sieht wie grober Schotter aus. Kein Problem. Der Trail ist etwas geneigt, das ist schon gefährlicher ... und eh ich noch darüber nachdenken und mich auf das etwas höhere, gerade Ufer retten kann, haben sich die Hinterräder bis zur Achse eingegraben, fast sitzt das Chassis auf!

Na, das ist ja ein Ding! Hier liegt kein Schotter, sondern abgerundete Steine sind mit dunklem Sand vermischt ... ein Gemenge, in dem man kaum zu Fuss voran kommt wie ich merke, als ich aussteige.

Was habe ich in Australia gelernt: Zuerst ein Foto. Das mache ich und das sieht gar nicht gut aus. Aber ich bin ja nicht so arm dran, wie in Australia! In Canada habe ich ja einen riesigen Motor mit 4x4, jetzt wird sich zeigen, was dieses Gerät leistet! Es ist schwer, das 4x4-Getriebe einzulegen. Dazu muss man den Motor abschalten und das Automatikgetriebe auf N wie neutral stellen. Dann kriegt man mit Mühe den 4x4 rein. Motor wieder an und den Schleichgang eingelegt ...? Etwas Gas und als ob überhaupt nichts wäre zieht der Motor mit den vier Rädern die Karre aus dem Dreck!!

So habe ich mir immer einen 4WD vorgestellt, bisher hatte ich noch keinen und war auch noch nie in einer Situation, ihn nötig zu brauchen. Das war eine Premiere und der Dodge Dakota V8 und 4x4 hat sie spielend über die Bühne gebracht! Hochachtung!! Denn dieses Zeug, was hier am Strand liegt, ist wirklich das blanke Gift. Egal, ob nass oder trocken, man hat Mühe, in diesem 'rollenden' Geröll zu laufen. Dass der schwer beladene Wagen das so mühelos im Vorwärts- und Rückwärtsgang schafft, hätte ich nie gedacht. Ich musste in diesem tückischen Schotter sogar noch rangieren, um dort zu wenden ... alles kein Problem.

Und weil mich der Wagen so spielend aus dem Geröll gezogen hat, sitze ich jetzt an einer etwas höheren und stabileren Stelle des Kluane Lake und habe von meinem Laptop aus einen wunderbaren Blick über die Destruction Bay. Links über dem vereisten See liegt die Nisling Range in der Sonne, etwas von einem Strauch mit blühenden Weidekätzchen verdeckt. Dann kommt die Bay mit dicken Eisbarrieren, flachem Wasser, in dem die Möwen stochern und das so trügerisch geschotterte Ufer. Durch das Küchenfenster sehe ich die Sporthalle des Ortes, der aus einer Tankstelle und höchstens 20 Häusern besteht. Dahinter steigen steil die schroffen, scharfkantigen Berge der Kluane Range auf, schwarz-weiss meliert. In diesen Bergen wächst nicht viel, sie sind viel zu steil und steinig.

 

Am nächsten Morgen am Ufer des Kluane Lake: Kein Wölkchen am hellblauen Himmel. In der Nacht war es nicht so kalt, 3 bis 4 Grad und noch plus. Nach dem Frühstück ein glatter Start und ich fahre auf der nicht sehr guten Strasse (Das geht heute bis Tok so ...!) bis Burwash Landing. Hier ist 1897 Taylor Burwash gelandet und hat ein Mining Office eröffnet. Er hat Silber gefunden und diese Gegend galt damals als 'Silver City'.

Die frühen Explorer hat die Natur alleine kaum interessiert. Es ging um Recourcen, Weidegründe, Wildbestand, Pelztiere und vor allen Dingen um Bodenschätze. Auch hier begann die eigentliche Zeitrechnung erst mit dem Bau des Alaska Highway.

Es gibt ein Museum, das aber ist geschlossen. Die erste Kirche nordwestlich von Whitehorse wurde hier im Jahre 1944 als 'Our Lady of the holy Rosary Mission' gebaut: Daneben wurde später noch ein Standbild unserer 'Holy Mother from the Kluane Lake' errichtet. Natürlich war es eine katholische Kirche, denn die war immer etwas schneller, als die reformierten Konkurrenten. Es stehen auch ein paar Blockhütten aus dieser Zeit neben dem Museum. Mein lieber Schwan, in so einer Hütte möchte ich hier keinen Winter überleben!

Die Strecke von dort bis zur Grenze und weiter bis Tok ist ziemlich unspektakulär. Flaches Land mit kargem Baumbestand. Man merkt, dass man hoch im Norden und dass es hier immer kalt ist. Das erste Mal kommen mir zwei Radfahrer noch vor dem Border entgegen! Also auch das kann man als Herausforderung ansehen: Den Alaska Highway mit dem Fahrrad bezwingen. Nein, das werde ich mir nicht auf die Hörner nehmen!

Ich höre Radio, wenn nicht Elvis oder Louis Armstrong singen. Die CD von Elvis kann ich stundenlang immer wieder hören, bei Louis geht das nicht. Die Nachrichten im Radio sind für mich schwer verständlich, es wird zu schnell mit zuviel neuen Vokabeln gesprochen. Aber es gibt eine Alternative:

Noch vor der Grenze zur USA ist ein starker Bibel Sender zu empfangen. Was diese Leute von sich geben, kann ich sehr gut verstehen, denn es muss ja so formuliert werden, dass es auch die geistig Armen begreifen. Also wird mir klar gemacht, dass es nicht darauf ankommt, was die anderen Menschen von mir denken. Was Gott von mir denkt ist allein wichtig. Und um zu erfahren, was er von mir denkt und erwartet, soll ich gleich und sofort die folgende Nummer xxx in Chicago anrufen, oder mich auf der Website www.bible.yyy einklinken. Ach wie ist das schön, dass es noch so einfache Lösungen gibt! Besonders die allein stehenden Mütter werden angesprochen, sich mit Jesus auf ein Geschäft einzulassen.

Nächste Seite

BACK


Destruction Bay im Abendlicht