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Wanderung im Denali National Park 2/3

Die Landschaft ist wirklich einmalig und ich sehe überall die vorzeitlichen Gletscher, die diese Landschaft modelliert haben. Ausserordentlich beeindruckend ist das Tal, in das man vom Polychrome Overlook in Richtung Süden hinunterschaut. Das Tal ist vielleicht 5 Kilometer breit und 15 Kilometer lang. Der Bus fährt am nördlichen Talhang entlang und man hat immer die Sicht 100 bis 200 Meter nach unten. Dort hat ein Gletscherfluss ein breites Schotterbett angespült. In der Ferne sieht man die Berge, zwischen denen kleinere Gletscher aus Nebentälern zu dem grossen Gletscher in diesem breiten Tal geflossen sind. Die Höhe der Berge, gemessen vom Schotterbett des Flusses beträgt höchstens 1.500 Meter. Auch diese Berge sind um diese Zeit schwarzweiss gestreift. Es sind herrliche Bilder in schwarzweiss, lohnende Airo Graphics.

Deutlich ist auch zu sehen, was für Schuttmassen jetzt noch aus den Nebentälern in das Haupttal gespült werden. Erstaunlich, dass sich dieses Tal dadurch nicht füllt und verstopft. Wie und wohin werden die Schuttmassen transportiert? Es gibt nur keine Verstopfungen, weil die grösste Menge des Schuttes im Wasser zu feinstem Sand und Staub zermahlen wird, der dann bis in den Pacific geschwemmt wird. Das kann man auch an der Farbe des Wassers erkennen. Es ist milchig weiss.

Wir haben heute Glück und sehen viele Tiere. Das allerdings ist relativ. In diesem kargen, kalten und nassen Land leben nur sehr wenige Tiere. Aber wir sehen (weit entfernt, aber mit dem Fernglas gut zu beobachten) Elche (Moos) und eine kleine Herde Caribous. Schafe mit und ohne Hörnern turnen auf den Felsen herum und Kids sind auch dabei. Die Kaninchen (Rabbits) des Nordens sehen putzig aus. Sie haben noch das warme und helle Winterfell. Dadurch sehen sie so aus, als ob sie ganz dicke, weisse Socken an den vier Füssen tragen. Die schnellen Murmeltiere (Squirrel) sind überall und sie sind aussserordentlich neugierig und lernfähig. Deswegen lassen sie sich auch füttern! Schneehühner kommen bis an die Strasse und auch ein Weisskopfadler kreuzt die Strasse. Dieser beeindruckende Vogel scheint nur aus einem riesigen Flügel zu bestehen!

Auf der Rückfahrt haben wir grosses Glück den wir sehen gleich drei Grizzly Bären, die an einem Flussufer offensichtlich etwas zum Fressen gefunden haben. Der grosse Grizzly ist ein riesiger Kerl mit einer ganz typischen Statur, die an einen Bison erinnert. Die starke Schulter wird extra betont. Ein Weibchen ist mit einem jungen Bären unterwegs. Sie ist deutlich kleiner als der Herr des Hauses und das Baby ist um die zweieinhalb Jahre alt und auch kein Teddybär mehr. Diese drei Bären beobachten wir mindestens 10 Minuten mit den Ferngläsern. Der Denali National Park ist eine der wenigen Gegenden auf der Erde, wo man noch frei lebende Bären antreffen kann.

 

Die Population wird in diesem riesigen Nationalpark auf bis zu 600 Exemplare geschätzt. Da muss man also wirklich Glück haben, gleich drei von Ihnen so deutlich beobachten zu können.

An einer Informationstafel lese ich, dass zweifelhaft ist, ob Bären einen Winterschlaf halten, oder nicht. Wahrscheinlicher ist, dass sie durch die Kälte in einen 'Hibernate' Zustand versetzt werden. Ihre Körpertemperatur beträgt dann nur noch zwischen 5 und 10 Grad C. Sie schlafen dabei nicht nur, sie leben auf 'Sparflamme'. Ihre Aktivitäten sind sehr stark reduziert, sie gehen nicht auf Jagd, leben von den Fettreserven, aber der Kreislauf funktioniert und wird zeitweise auch aktiviert. Das gleiche gilt übrigens für die Murmeltiere.

Ganz eingehend wird in Informationsblättern auf das Verhalten bei der Begegnung mit Bären hingewiesen: Bären fressen keine Menschen, sondern Beeren und höchstens mal ein Murmeltier (die graben sie sogar aus!). Wenn Bären angreifen dann handelt es sich in 95 % aller Fälle um eine Verteidigungsaktion. Sie fühlen sich selbst bedroht. Ganz gefährlich wird es bei Mutter und Kind. Die Bärenmutter sieht den Menschen als Bedrohung für ihr Baby an. Der beste Schutz ist KRACH zu machen, dadurch haben beide Parteien die Möglichkeit, einer überraschenden Begegnung aus dem Weg zu gehen. Auch sollte man Wald und unübersichtliches Gelände meiden. Vor allen Dingen ausgedehnte Beerensträucher sind gefährlich!

Sieht man sich plötzlich einem Bären gegenüber, dann ist das Weglaufen zwecklos. Der Bär ist in jedem Fall schneller und klettert auch auf jeden Baum hinterher. Arme hoch, Arme langsam bewegen, laut und mit fester Stimme reden. Der Bär deutet das so, als ob der Mensch die Gegend observiert (so, wie er es selber tun würde). Erst wenn ein Grizzly wirklich zum Angriff übergeht: Hinwerfen, tot stellen. Hände über den Nacken, Rucksack aufbehalten. Von einem bewegungslosen Menschen lässt der Grizzly in der Regel sofort ab, denn der ist keine Gefahr mehr für ihn. Black Bears (Schwarzbären) kann man mit aggressivem Verhalten tatsächlich in die Flucht schlagen (Schreien, Fuchteln, Stock, Gemeinschaftsangriff). Das geht beim Grizzly nicht. Mit dem Bär kämpfen sollte man nur, wenn das absolut unvermeidbar ist. Eine Chance hat man dabei aber ohne Waffen kaum ...!

Gegen 12:15 Uhr sind wir mit dem Bus in Toklat River gelandet (s.u.). Eine halbe Stunde Pause. Ich laufe in diesem flachen, steinigen und von Wasserläufen durchzogenen Flussbett umher und sehe mir die Steine an. Unterwegs hatte ich (besonders bei Polychrome Overlook) ganz klar den Eindruck, das hier ist geschichtetes, farbiges Sedimentgestein. Jetzt im Flussbett sehe ich zwei Sorten von Steinen: Die eine ist schwarz bis grau und das ist eindeutig Basalt, Granit und anderes Urgestein, das einmal flüssig war. Dann gibt es eine zweite Sorte, die sieht auf den ersten Blick wie Sandstein aus, gelb bis braun. Wenn man sich diese Steine aber näher ansieht, dann besitzen sie Adern und Risse, die mit teilweise goldgelbem Material gefüllt sind. Das ist kein Sedimentgestein! Auch dieses Material, aus dem die ganzen farbigen Berge um Polychrome herum bestehen, war einmal flüssig. Eine einzige Tafel sagt etwas von 'Lavagestein, 100 Mio. Jahre alt …', das geht in die richtige Richtung, sagt aber zu wenig aus.

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