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Wanderung im Denali National Park 1/3

Heute morgen stehe ich schon um 6:15 Uhr auf. Ich spekuliere darauf, dass ich noch ein Ticket zum Wonder Lake bekomme, wenn ich zeitig genug am Visitor Center bin. Die Rechnung geht nicht ganz auf, denn die Strasse zum Wonder Lake ist noch geschlossen, sie ist nur zwischen dem 8. Juno und dem 13 September offen, weil schneefrei. Aber ich bekomme ein Ticket bis zum Toklat River. Schon der Bus um 8:30 Uhr wird mich mitnehmen. Das ist das Maximum, das ohne (möglichst schriftliche) Voranmeldung möglich ist.

Hier am Visitor Center (3 Kilometer weit weg von Denali Park) ist alles perfekt organisiert. Die Strasse zum Wonder Lake darf nur von Bussen und Service Fahrzeugen befahren werden (mit ein paar Ausnahmen, die viel Geld kosten, weil mit Hotel verbunden). Das ist sehr angenehm, denn dadurch ist auf der einzigen Strasse in Richtung Wonder Lake sehr wenig Verkehr. Das Beste aber ist: Man kann diesen Bus jederzeit von innen oder von der Strasse aus anhalten. So kann man überall aussteigen und zu Fuss weiter gehen und sich aber auch wieder vom Bus mitnehmen lassen.

Die Busse (ausrangierte Schulbusse) haben 50 Sitzplätze, sind spartanisch ausgestattet und fahren in beiden Richtungen im Abstand von 30 Minuten. Der erste Bus fährt um 7:30 Uhr ab Visitor Center, der letzte um 17:30 ab Toklat River. Die verfügbaren Sitzplätze sind kontingentiert und werden vom Visitor Center verwaltet. Es werden nur Tickets für konkrete Busse (Datum, Uhrzeit) ausgegeben. Damit entfällt das Anstellen und jede Drängelei beim Einstieg in den Bus. Das ist ein sehr vernünftiges und wanderfreundliches System. Es hat sich schon seit 1932 bewährt und es ist noch bezahlbar: Das Ticket für einmal Toklat River und zurück kostet im Jahr 2001 zweiundzwanzig Dollar.

Der Driver erklärt den Leuten im Bus vor der Abfahrt noch einmal das System und weist darauf hin, dass er begierig auf alle Fragen wartet, um sie zu beantworten. Er ist unser Guide und nicht nur der Driver eines Linienbusses. Das führt dazu, dass er sehr aufmerksam die Umgebung beobachtet und sobald ein Tier gesichtet wird, auch anhält.

Die schon 70 Jahre existierende Strasse ist immer noch eine (gute) Gravelroad, von höchstens 20 Kilometern am Anfang abgesehen. Die Busse dürfen nie schneller als 50 km/h fahren. Auch ungefragt redet der Driver Guide permanent über das Kopfmikrophon.

 

Er ist auf Tiere und Pflanzen spezialisiert, die er minutiös erklären kann. Von der Geologie, die hoch interessant ist weiss er leider nur soviel, dass diese ganze Landschaft von der Eiszeit geformt wurde. Was aber ist das für ein Material, das sich hier zu bilderbuchmässigen Schutthalden auftürmt, die 25 Kilometer vor Toklat River auch noch farbig werden??! Das war heute nicht festzustellen.

Von Anfang an geht die Fahrt bergauf. Zehn Kilometer vor Toklat River wird der wunderschöne Sable Pass erreicht. Er liegt fast 700 Meter höher, als Denali Park. Es ist sehr interessant zu beobachten, wie man die Baumgrenze erreicht (alles dreieckige, spitze Fichten, nehme ich an). Wie in Norwegen liegt sie sehr tief und schon in einer Höhe von knapp 1.000 Metern. Von dort an gibt es nur noch in den Flusstälern mannshohes Unterholz. Dieses Unterholz wird immer niedriger, erreicht die Höhe von Blaubeerbüschen und danach gibt es nur noch Moose und Flechten. Auch die hören bald auf. Von einer Höhe ab 1.300 Metern wächst nichts mehr, dort sieht man nur noch Sand, Geröll Schotter und Schnee.

Alle Pflanzen haben ein eigenes Biotop, das ganz streng nach der Höhe ausgerichtet ist. Es ist faszinierend zu sehen, dass es auf diesem Hang noch Bäume gibt, auf dem nächsten, der nur 25 Meter höher ist, gibt es keinen einzigen Baum mehr. Auch Moose und Flechten kommen nur direkt vor dem nackten Geröll vor, darüber nicht mehr. Unter Bäumen gibt es schon wieder andere Arten von Moosen und Flechten!

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