Die neue RegierungWas fällt mir zu dieser Riege ein, wenn ich meinen Bauch befrage?! Angela Merkel (CDU) - Die Regierungschefin. Wofür steht sie? Für alles und nichts. Entscheidend ist für sie, an der Macht zu bleiben. Für dieses Ziel ist sie bereit, jede Position aufzugeben. Meisterlich ist sie nur im Kungeln, im Vermitteln und Moderieren. Dass Frau Merkel diesen widerlichen Menschen zum Chef ihres Kanzleramts macht, spricht Bände und deklassiert sie. Aber diese Personalie entspricht so wie die gesamte Auswahl ihres Kabinetts exakt dem einen Ziel, dem sie alles unterordnet: Frau Merkel (Mutti) geht es weder um Deutschland, nicht um Positionen oder Visionen, es geht ihr nur um den persönlichen Machterhalt. Aufbruchsstimmung, Probleme benennen und lösen, strukturelle Reformen - Fehlanzeige. Die riskante Strategie "Mehr Netto vom Brutto = Wachstum" führt von Anfang an zu unsolider Haushaltsführung und zu neuen Schulden, mit denen Steuergeschenke für das Wahlvolk finanziert werden. Von dieser Regierung kann Deutschland nicht mehr erwarten als: Weiter so und keine groben Lenkbewegungen! Ein Start in eine schwierige, globale Zukunft sieht anders aus.
Wachstum auf Pump - Keine ReformenPresseschau im Deutschlandfunk: Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kritisiert die Haushaltspolitik der künftigen Regierungskoalition: Nach Ansicht der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG hat sich Bundeskanzlerin Merkel in den Koalitionsverhandlungen nicht gut durchsetzen können. Für die LAUSITZER RUNDSCHAU handelt es sich dagegen nur um eine "Ministerriege des innerparteilichen Ausgleichs": Der Kommentator vom TAGES-ANZEIGER aus der Schweiz zeigt sich ob der von Union und FDP geplanten Steuersenkungen verwundert:
Viele Versprechen, aber keine Details124 Seiten für vier Jahre - der Koalitionsvertrag bietet viel Stoff für Streit und reichlich schwammige Formulierungen. Was Merkel, Westerwelle & Co wirklich wollen: Hier der große Überblick über die Reformpläne für Deutschland: Mehr ... Angela Merkels neue Regierung präsentiert sich als eine Art Universal-Problemlöser. Sie will auf Wachstum setzen, die Krise zurückdrängen und gleichzeitig auch noch die Steuern senken. Erst um 14 Milliarden Euro 2010, und dann bis Ende der Legislaturperiode 2013 um weitere 24 Milliarden Euro jährlich. "Man kann die angekündigte Fiskalpolitik in der Tat als mutig bezeichnen", sagt Ralph Brügelmann, "aber nicht im positiven Sinn." Die Koalition verteile lediglich Geschenke - ohne gleichzeitig die wachstumsfördernden Elemente genau zu formulieren. Es werde eine Entlastung versprochen, aber keine konkrete Steuerreform. Tatsächlich steht im Koalitionsvertrag kein konkretes Finanzierungskonzept (siehe Kasten unten). Es wird nur pauschal angeführt, dass durch ein nicht näher beziffertes Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren Mehreinnahmen generiert werden sollen. "100.000 Arbeitslose weniger haben eine Entlastungswirkung von etwa zwei Milliarden Euro im Haushalt und den Sozialkassen", heißt es. Um die Wohltaten für den Bürger zu zahlen, dürfte das nicht reichen. Zumal die durch die Konjunkturkrise gebeutelten Sozialkassen mit staatlichen Zuschüssen gepäppelt werden sollen. Allein der Bundesagentur für Arbeit fehlen 2010 bis zu 17 Milliarden Euro. In der Folge bleibt eigentlich nur eine Wahl - der Weg in mehr Staatschulden. Mehr ...
Schattenhaushalt - Vertagt auf 2010FTD: Schwarz-gelber Schuldentrick wird zum Rohrkrepierer: Noch nicht im Amt bestätigt, da muss die Regierung ihre Finanzpläne fallen lassen: Ihr Vorhaben, die Milliardenlöcher der Sozialkassen in einem Schattenhaushalt zu verstecken und zugleich die Steuern massiv zu senken, ist im Ansatz gescheitert. Die Verhandlungsführer für den Bereich Finanzen erklärten am Donnerstag den Verzicht auf das heftig umstrittene Projekt. Als Grund nannten sie verfassungsrechtliche Bedenken. Der Entscheidung ging massive Kritik von Opposition, aus Wirtschaft und Wissenschaft voraus. Der finanzielle Spielraum für schnelle Steuersenkungen sinkt damit. Mehr ...
Neustart mit Betrug Zu den Plänen der künftigen schwarz-gelben Koalition für einen Schattenhaushalt schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
Schattenhaushalt geplant - Aber keine Tilgung!Was haben Union und FDP vor der Wahl nicht alles versprochen? Die Steuern wollten sie senken, in Bildung investieren und natürlich, das darf keinesfalls vergessen werden, den Haushalt sanieren. Eine solide Finanzpolitik gilt schließlich als Ausweis jeder konservativ-liberalen Regierung. Die künftigen Koalitionäre haben die Latte sehr hoch gelegt. Und beobachtet man die Koalitionsverhandlungen genau, scheinen sie nun fest entschlossen, schnurstracks darunter durchzulaufen. Unumwunden geben Vertreter der neuen Regierung zu, dass sie einen weiteren Schattenhaushalt (neue Schulden von ca. 60 Milliarden Euro!) für 2009 planen. Das wäre nicht der erste. Neue Milliardenausgaben für die Sozialhaushalte sollen unter Verweis auf die Finanzkrise schnell noch auf das Konto der Vorgängerregierung gebucht werden – ganz so, als wögen Schulden und fällige Zinsen dann weniger schwer. Zu allem Überfluss loten die drei Parteien auch noch Wege aus, wie sie die gerade erst im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse umgehen können. Und das alles nur, um die Steuern senken zu können. Finanzpolitisch solide ist das nicht. Mehr ... Kommentar Al: Wen wundert das noch? Mich nicht. Ich finde es dagegen im grössten Masse unverantwortlich, dass über Schuldenbremse, "Verringerung der Neuverschuldung" und Schattenhaushalte debattiert wird, aber kein Politiker vor oder nach der Wahl das Wort "Schuldentilgung" in den Mund nimmt! Wo ist das Konzept der Haushaltspolitiker aller Parteien, wie Deutschland je seine Schulden - aktuell 1.620 Milliarden Euro - tilgen will?! Darüber redet niemand und alle hoffen, eine Geldentwertung wird in ferner Zukunft dieses Problem lösen. Sogar das ist Illusion, denn bereits die nächste Finanzkrise könnte nur durch eine globale Währungsreform = Geldentwertung zu überwinden sein. Anmerkung: In diesem Beispiel einer minimalen Tilgung wären 12 X 6,21 = 75 Milliarden Euro jährlich aufzubringen, um Deutschlands gegenwärtigen Schulden von 1.620 Milliarden Euro innerhalb von 42,5 Jahren zu tilgen. Wo sollen nur 10 Prozent dieser jährlichen Tilgungssummer herkommen und welcher Politiker denkt an das Jahr 2052 ...?! Nicht unwesentlich für die Interessenslage: Die (privaten) Gläubigerbanken verdienen sich allein durch diese Staatsschulden jährlich dumm und dämlich ... bis zum Crash.
Giftliste zukünftiger EinsparungenSchwarz-Gelb aber will an den im Wahlkampf versprochenen Steuererleichterungen festhalten. Am Freitag sagte CDU-Haushaltsexperte Steffen Kampeter, die Union werde der FDP in den Koalitionsverhandlungen Steuersenkungen in Höhe von 20 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre anbieten. Die Liberalen hatten 35 Milliarden Euro verlangt. (!) Aber woher soll das Geld kommen? Ohne massive Einsparungen an anderer Stelle sind niedrigere Steuern nicht möglich. Genau um solche Einsparungen dreht sich das Papier der Fachbeamten aus dem Finanzministerium. Von dem Belastungen am meisten betroffen werden Rentner, Arbeitslose, und Studenten sein. Die Linke ist angesichts der diskutierten Sparvorschläge bereits alarmiert. Der stellvertretende Parteichef Klaus Ernst zu SPIEGEL ONLINE. "Die Umsetzung der Giftliste würde den sozialen Frieden in Deutschland gefährden." Mehr ...
Kommentare zur Bundestagswahl Für die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG heißt der Sieger der Wahl Guido Westerwelle und nicht Angela Merkel, denn: "Spielt die Kanzlerin weiter die Rolle der Mutti der Nation, hat sie Schwierigkeiten mit der FDP und mit ihrer Partei. Wird sie aber zur eisernen Lady, verliert sie ihr Renommee und ihre Reputation in der Bevölkerung. Das heißt: Die goldenen Zeiten der Angela Merkel sind vorbei. Die CDU hat nun lange von der Schwäche der SPD profitiert und ihre Stärke vor allem daraus bezogen; es war eine geliehene Stärke. Der Verfall der SPD ließ die Union stärker aussehen, als sie war: Die CDU erodiert, die CSU in Bayern auch. Die schwarze Volkspartei verblasst so, wie die rote schon verblasst ist. Die politische Mitte wird neu besetzt - mit den mittelgroßen Parteien", prophezeit die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Die SPD hat in letzter Zeit noch nicht mal gravierende Fehler gemacht, mit denen sie sich dieses Desaster wenigstens erklären kann. Dieser Absturz ist das Resultat einer inneren Zersetzung, die sich seit langem angekündigt hat. Die SPD ist eine zerzauste, gelähmte Partei. Sie muss nun endlich ihr neurotisch aufgeladenes Verhältnis zur Linkspartei normalisieren. Das ist in der Opposition vielleicht einfacher. Doch ob das SPD-Führungspersonal das überhaupt kann, ist mehr als zweifelhaft", befürchtet die TAZ. Für die Zeitung DIE RHEINPFALZ ist neben Guido Westerwelle vor allem Oskar Lafontaine der große Wahlgewinner: "Dass die künftige schwarz-gelbe Bundesregierung über eine stabile Mehrheit verfügt, ist gut für das Land. Egal, wo man politisch steht. Es erspart quälende Legitimationsdebatten und wackelige Mehrheiten im Bundestag. Die Herausforderungen, vor denen die künftige schwarz-gelbe Koalition in Berlin steht, sind groß. Und sie steht einer Opposition gegenüber, die mit der gestärkten Linkspartei zur politischen Polarisierung in Deutschland beitragen wird. Eine Bundesregierung gleich welcher Couleur, die auf dünnem Eis wandelt, wäre in dieser Situation fatal", heißt es im FLENSBURGER TAGEBLATT. "Deutschland hat eine liberale Wende erlebt. Das Wahlresultat ist vor allem ein Erfolg für Bundeskanzlerin Merkel und ihrer an der politischen Mitte ausgerichteten Politik. Guido Westerwelle gelang es, die FDP mit einem Programm der wirtschaftlichen Liberalisierung und der Steuersenkungen nach elf Jahren in der Opposition an die Regierung zurückzubringen. Dies geschieht ausgerechnet in einer Phase, in der die meisten westlichen Staaten genau die entgegengesetzte Politik verfolgen", gibt EL PAIS aus Madrid zu bedenken. "Eine Koalition mit der FDP zwingt Bundeskanzlerin Merkel, mehr Profil zu entwickeln. Die FDP wird alles daran setzen, ihr zentrales Wahlversprechen – Steuersenkungen – durchzusetzen. Wie das angesichts der leeren Kassen gehen soll, ist die zentrale Frage für die neue Regierung. Handlungsbedarf herrscht auch beim Gesundheitssystem in Deutschland. Während die FDP auf eine starke private Komponente setzt, will die Union einen sozialen Ausgleich. Trotz Wirtschaftskrise waren die Zeiten der großen Koalition vergleichsweise gemütlich. Die Stimmung um den Kabinettstisch wird rauer werden. Kuschel-Koalition wird das keine", prophezeit DER STANDARD aus Wien. Quelle Presseschau im DLF
Die Schlacht ist geschlagen
Kommentar Al: Eine deutliche Zäsur und klare Verhältnisse. Die Wähler haben sich für Schwarz-Gelb entschieden und damit für eine deutliche Richtungsänderung der Politik. Mehr Globalisierung, mehr Markt, (noch) mehr Schulden und (noch) mehr Freiheit für die Banken. Hoffentlich aber auch mehr bürgerliche Freiheiten und weniger Überwachungsstaat. Die SPD wird sich in der Opposition verjüngen und neu formieren. SPD und LINKE werden sich soweit annähern, dass sie im Bund koalitionsfähig werden. Bei der nächsten Bundestagswahl gibt es wieder einen klaren Lagerwahlkampf: Schwarz-Gelb gegen Rot-Rot-Grün mit den Kanzlerkandidaten Wowereit.
Wahlarithmetik - Wen soll/kann man wählen?Eine schwierige Wahl steht am kommenden Sonntag bevor. Schwierig aus vielen Gründen: Die Parteien versprechen wider besseres Wissen das Blaue vom Himmel: Steuersenkungen, Jobs, Wachstum, Krisenbewältigung usw. Weder Parteien noch Politikern kann man mit den Erfahrungen der Vergangenheit vertrauen. Wahrhaftigkeit, Unbestechlichkeit, Fachkompetenz, Sachverstand und vernünftiges Handeln ... in der Regel keine Eigenschaften von Politikern und Politikerinnen aller Couleur. Alle Parteien ignorieren im Wahlkampf fundamentale Probleme (Staatsverschuldung, Afghanistan, Arbeitslosigkeit, Bildung (...!), Gesundheit, Europa, Geldwertstabilität, Regulierung der Banken ...), die in den nächsten vier Jahren von entscheidender Bedeutung sein werden. Alle Wahlprogramme sind Makulatur, denn keine Partei kann alleine regieren und damit ihr Wahlprogramm umsetzen. Und nicht zuletzt auch schwierig, weil der Mann auf der Strasse die Erfahrung gewonnen hat, dass sein Einfluss praktisch gleich Null ist: Ohne Geld keine Macht. Aber es gibt ein paar Fakten:
Unter Berücksichtigung dieser Fakten werden die o.g. Schwierigkeiten geringer. Es ist zu erwarten, dass nur zwei Koalitionen zur Wahl stehen: CDU/CSU+FDP und CDU/CSU+SPD (Grosse Koalition). Dazu existiert kaum eine Alternative, denn alle anderen Koalitionen wurden von den Parteien explizit ausgeschlossen, oder sind rein rechnerisch nicht möglich. Damit stehen praktisch nur diese drei Parteien zur Wahl: CDU/CSU, FDP und SPD. Welcher Partei man seine Zweitstimme gibt hängt davon ab, welche Koalition man unterstützt. Mit der Erststimme wählt man (vielleicht) einen Direktkandidaten. Am einfachsten, man gibt seine Erststimme dem Kandidaten der Partei, die man auch mit der Zweitstimme wählt. Steht dieser Politiker aber auf einem sehr aussichtsreichen Listenplatz (Parteichef, Generalsekretär ... usw.), braucht er diese Erststimme nicht mehr. Dann und nur dann kann man seine Erststimme auch einer Partei aus der (wahrscheinlichen) Opposition geben. Niemals aber darf man mit seiner Erststimme einen Politiker der Partei wählen, deren Koalition man nicht unterstützt, nur weil der so sympathisch ist, und einem gerade einen Luftballon geschenkt hat ...! Unter dieser Sicht braucht man sich am Sonntag also nur um CDU/CSU, FDP und SPD zu kümmern. Auch wenn mir die Piraten Partei sehr sympathisch ist, wählen kann man auch diese Partei aus taktischen Gründen (noch) nicht. Aber wenn es irgendwie möglich ist, wird sie jeder Blogger mit seiner Erststimme beglücken! 24.09.2009 0:49
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Jürgen
Albrecht, 30. Oktober 2009
update:
04.11.2009