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Der schwere Abschied vom privaten Auto

 

   

Fakten zum Auto

Die Fakten sind völlig klar: Weltweit existieren rund 900 Millionen Autos. Mindestens jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland hängt am Auto. 53.655835 in der Bundesrepublik gemeldete Kraftfahrzeuge rollen über die Strassen: 44.657303 PKW und 2.619267 LKW; EU-weit: 204.033 000 Fahrzeuge, davon PKW: 178.587000. Statistisch gesehen hat jeder zweite Deutsche ein Auto, von Baby bis Pflegefall. 30 Millionen Berufspendler sind auf das Auto angewiesen. In Deutschland gibt es 11.980 km Autobahn, in der EU sind es ca. 53.800 km. Das Auto ist für 40 bis 60 Prozent des individuellen Energiebedarfs eines Haushalts verantwortlich. Der Wirkungsgrad des Autos ist schlecht und es ist mit ca. 24 Prozent an den CO2-Emissionen Deutschlands beteiligt. Deswegen ist nur das Flugzeug als Transportmittel noch klimaschädlicher, als das Auto. Und nicht zuletzt: Der Ölpreis hat sich in nur einem Jahr verdoppelt, ein Liter Benzin kostet heute 1,50 Euro. Diesel ist inzwischen teurer als Benzin. Im Internet kursieren seit drei Jahren Daten die belegen, dass der Peak Oil überschritten ist.

 

Auto

Oil Peak

 

Das private Auto war nie wirtschaftlich

Das Auto ist viel zu teuer und es ist nach 10 Jahren Schrott. Sehr viele Menschen gehen nur arbeiten, um sich ein Auto leisten zu können. Lebensziel Auto - war da nicht noch was ...?! Das Auto ist ein Wegwerfartikel und damit die blanke Recourcenverschwendung. Die Schichtauslastung des individuellen Autos liegt in der Grössenordnung von 30 Minuten/Tag: Das sind zwei Prozent der möglichen Auslastung! Ausserdem sitzt im Stadtverkehr in 90 Prozent aller Fälle nur eine Person im Auto: Noch einmal werden nur 20 Prozent der möglichen Transportkapazität genutzt. 70 Prozent aller Autobesitzer fahren täglich nur 40 Kilometer mit ihrem Auto = 15.000 Kilometer pro Jahr. Haarsträubende Wirtschaftlichkeit! Zusätzlich sind die Strassen der Innenstädte zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Autos vollgeparkt. Für Menschen zwischen 5 und 45 Jahren stellt der Autoverkehr die größte Lebensbedrohung dar: 5844 Tote im Straßenverkehr und rund 450.000 Verletzte bei 2,25 Millionen Unfällen im Jahr 2004.

Sogar der Sozialismus (= Mangelwirtschaft) wollte jedem Bürger das eigene Auto vor die Tür stellen! Unbegreiflich, warum die DDR kein Kontrastprogramm mit einem öffentlichen Nahverkehr zum Nulltarif entwickelt hat. Eine Diktatur ist dazu in der Lage und es wäre wirtschaftlich sinnvoll und möglich gewesen. Ausserdem hätte dieses Beispiel auch noch Reklame für den realen Sozialismus gemacht.

Aktuelle Autos 2008

 

Prognose Auto

 

Autos fressen die Recourcen auf

In den nächsten 25 Jahren soll sich nach aktuellen Prognosen der KFZ-Bestand weltweit verdoppeln. Gleichzeitig besagen alle Wirtschafts- und ökologischen Daten: Für einen Individualverkehr mit möglicherweise zwei Milliarden Autos existiert nicht genug Material, Energie und Sauerstoff. Für so viele Autos reichen die Recourcen unserer Erde einfach nicht aus. Die menschliche Zivilisation wird buchstäblich an ihren Autos ersticken.

 

Energie Bilanz

Klimaschaden

Co2 Emmission

CO2 Emission

 

Der Elektroantrieb verlängert die Agonie

Jetzt wird der Elektroantrieb als Ausweg aus der Ölkrise propagiert. Der Elektroantrieb hätte einen wesentlich besseren Wirkungsgrad. Das aber ist der einzige Vorteil. Auch wenn für den Individualverkehr deutlich weniger Energie benötigt würde, letztendlich wird der Strom bevorzugt wieder aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Deshalb bleiben auch beim Elektroantrieb alle Nachteile des Autos erhalten, neue Probleme kommen dazu: Die Speicherung von Elektroenergie ist nicht gelöst. Batterien, die dem Auto eine Reichweite von 500 km verschaffen, sind technisch aufwendig, extrem teuer und 500 Kilo schwer!

 

Elektroantrieb

 

Das private Auto war und ist ein Irrweg

Der individuelle Autoverkehr war von Anfang an ein Irrweg, er war nie wirtschaftlich und auch ökologisch nie vertretbar. Und das Schlimmste dabei - Es gab und gibt ausreichend Alternativen: Der öffentliche Nah- und Fernverkehr mit Bahn, S- und U-Bahn, Bus, Strassenbahn, Leihwagen, StattAuto, Taxe usw. Man muss die Alternativen nur wollen und entwickeln. Dagegen steht die menschliche Gier nach Eigentum und Ansehen. Der auffälligste Ausdruck dafür ist der letzte Hype: SUV (Sport Utility Vehicle), grossspurige Allrad-Geländewagen, die nie im Gelände fahren, weil das in Deutschland schon lange nicht mehr existiert. Diese und andere Autos sollen ganz augenfällig nur die Potenz stimulieren.

 

SUV Statistik

 

Mit der zusammen mit der Finanzkrise und der gestiegenen Benzinpreise eingetretenen Krise der US-Autobauer scheint nun das Ende der SUVs gekommen zu sein, jener spritfressenden und schweren Angeberautos, mit denen manche Kleingeister mit ihrer gewünschten Größe und Durchsetzungskraft auch ihre Gleichgültigkeit gegenüber Umwelt- und Klimafragen demonstrieren wollten. Von den Werken, die in den USA die spritfressenden SUVs herstellten, haben alle bis auf drei schon geschlossen, die aber auch bald folgen dürften. Der Markt für normale Autos ist dieses Jahr in den USA "nur" um 16 Prozent eingebrochen, der für SUVs um 40 Prozent. Da wird mancher bislang stolzer Besitzer Schwierigkeiten haben, seine plötzlich zum Dinosaurier gewordene Kiste noch gebraucht loszuwerden.

In den USA, wo der Spuk der SUVs als der zivilen Kopien militärischer Fahrzeuge begann, wird nun ein Werk nach dem anderen geschlossen. Selbst das Regierungshilfsprogramm kann die nun noch verbleibenden 3 Werke, in denen SUVs hergestellt werden, nicht retten. GM hat am Dienstag die Werke in Janesville (Wisconsin), wo immerhin seit den 90ern 3,7 Millionen SUVs hergestellt wurden, und in Moraine (Ohio) geschlossen. In Janesville wurden 5000, in Moraine 1000 Menschen arbeitslos. Chrysler hatte letzte Woche das Werk in Newark, Delaware, zugemacht.. Mehr ...

 

Umfrage im Juli 2008

Rund acht Prozent der Deutschen wollen als Reaktion auf die hohen Kraftstoffpreise zukünftig ihr Auto abschaffen. Rund 21 Prozent wollen an der Nutzung ihres Fahrzeugs nichts ändern, wie aus einer Umfrage für das „ZDF-Politbarometer“ hervorgeht. Die Mehrheit aber will ihr Verhalten umstellen, um die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen. Rund 55 Prozent planen, weniger zu fahren, knapp ein Drittel will sich eine sparsamere Fahrweise antrainieren. 16 Prozent erwägen, in Zukunft auf ein kleineres Autos umzusteigen. Mehr ...

Sogar die PS-verliebten Amerikaner lassen ihr Auto immer häufiger in der Garage und nutzen öffentliche Verkehrsmittel. Mehr und mehr Amerikaner sehen sich aufgrund der gestiegenen Benzinpreise offensichtlich gezwungen, auf das eigene Fahrzeug zu verzichten. Im Sommer letzten Jahres, als die Benzinpreise zum ersten Mal die Drei-Dollar-Marke für eine Gallone Normalbenzin überschritten (umgerechnet etwa 0,85 Euro), stieg in Los Angeles der Anteil jener, die ihr Auto in der Garage liessen und mit Bus oder Bahn zur Arbeit fuhren, um rund 17 Prozent. Der letzte Preisanstieg veranlasste zusätzlich fast jeden sechsten Bewohner der 13-Millionen Metropole, auf das Auto zu verzichten. "Der Anstieg ist phänomenal", sagte ein Sprecher der Los Angeles Verkehrsbetriebe, die neben einer neuen U-Bahn die grösste Busflotte der Welt betreibt. Mehr ...

 

Streit um die Pendlerpauschale

Anfang 2007 hat die Bundesregierung per Gesetz entschieden, dass der "Wegeaufwand vom Wohnort zur Arbeitsstelle nicht mehr vom ersten, sondern erst ab dem 21. Kilometer" steuerlich (mit immerhin 30 Cent pro Kilometer) abzusetzen ist. Ein Aufschrei ging durchs Autofahrerland und auf allen Ebenen wurden die Gerichte eingeschaltet. Im Dezember 2008 hat das Bundesverfassungsgericht (!) über dieses existentielle Problem entschieden: Die Regelung verstösst gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes, nachdem alle Bürger vor dem Gesetz gleich sind. Ab sofort gilt (mindestens bis Anfang 2010) die Pendlerpauschale wieder vom ersten Kilometer an.

Wer erklärt mir, dass der Bürger A, der 127 Kilometer täglich mit seinem Auto zur Arbeit fährt, genau so gleich ist und so lange und weit fährt wie der Bürger B, der nur 16 Kilometer bis zu seiner Arbeitsstelle braucht?

Und ausserdem - Was wollen der Staat und die Befürworter der Pendlerpauschale mit einem solchen Gesetz steuern? Die Zersiedelung der Landschaft, die Abhängigkeit vom Auto, den Individual- und nicht den öffentlichen Fern- und Nachverkehr, den CO2-Ausstoss, die Recourcenverschwendung und die Erderwärmung ... oder?

 

Die Zukunft gehört dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr

Es ist zu hoffen, dass der absehbare Benzinpreis von fünf Euro im Jahr 2011 bei den Kommunalpolitikern endlich dazu führt, sich mit den Fakten zu beschäftigen: Die Emotionen wollen das individuelle Auto, aber die Erde hält diese vielen Autos einfach nicht aus. Der Verstand muss eingeschaltet werden und er sagt: Ein qualitativ neuer, öffentlicher Nah- und Fernverkehr ist zwingend erforderlich. Er ist schwierig, sehr schwierig, zu realisieren, denn damit ist auch die Konversion der Gesellschaft und der (Auto-) Industrie verbunden. Wenn sich die Politik aber diesen Umbau nicht rechtzeitig (jetzt!!) auf die Hörner nimmt, wird sie von der generellen Recourcenverknappung über den Preis dazu gezwungen werden. Das Elektroauto wird diese unvermeidliche Konversion um weitere zehn Jahr verzögern.

 

 

Literatur

Das Elektroauto - Ausweg aus der Ölkrise
DER SPIEGEL 31 / 2008 ab Seite 40

Elektroauto, Batterien, Brennstoffzellen
http://www.elektroauto-tipp.de

Abschied vom Auto
http://www.wdr.de

Der Autowahn führt ins Klimachaos
http://www.greenpeace.de

WENN JEDER MENSCH EIN AUTO HÄTTE
http://freenet-homepage.de

Alternativen zum Autowahn
http://www.greenpeace.de

Chinas Autowahn
http://tv.intern.de

Umsteigen, bitte
http://www.zeit.de

Autofreie Projekte in Deutschland, Europa und weltweit
http://www.wohnen-ohne-auto.de

Mobil ohne Auto
http://www.mobilohneauto.de

Autofrei Leben
http://www.autofrei.de

Ohne Auto durch den Alltag
http://www.ard.de

Der ganz normale Auto-Wahnsinn
http://www.zukunft-der-welt.de/

Autos verbrauchen Ressourcen schon vor dem Fahren
http://www.3sat.de

 

Position des Bundespräsidenten am 21.03.2010:

Berlin (Reuters) - Für einen effizienteren Umweltschutz dürfen nach Ansicht von Bundespräsident Horst Köhler auch höhere Spritpreise kein Tabu sein.

"Wir sollten zum Beispiel darüber nachdenken, ob der Preis von Benzin nicht tendenziell höher als tendenziell niedriger sein sollte. Das Preissignal ist immer noch das stärkste Signal, damit Menschen ihr Verhalten ändern", sagte Köhler dem Magazin "Focus". Dass unter höheren Spritpreisen vor allem Menschen mit geringen Einkommen litten, ließ Köhler nicht als Einwand gelten. "Sozialer Ausgleich dafür ließe sich mit staatlichen Mitteln organisieren." Dies sei kein Problem, vor dem man zurückschrecken sollte.

Der Bundespräsident forderte eine Umstellung der Wirtschaft auf ein umweltverträgliches Wachstum. "Wir müssen jetzt den Paradigmenwechsel hin zu einer Wirtschaftsweise einleiten, die unser Planet verkraftet und die letztlich auch mehr Sinn stiftet." Derjenige Staat, der sich am schnellsten und intelligentesten auf diese Situation einstelle, werde Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen.

Besorgt äußerte sich Köhler in diesem Zusammenhang über die starke Abhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft vom Auto. Sechzig Prozent der gesamten Innovationen hätten mit diesem Bereich zu tun. "Mich macht das eher nervös", sagte er. "Wir müssen den Kapitalismus vor sich selber schützen. Das gilt auch für die Automobilindustrie." Die "Premium-Autos", mit denen Deutschland im internationalen Wettbewerb stark sei, verbrauchten immer noch zu viele Ressourcen. "Wir müssen aufpassen, dass wir keine falschen Strukturen zementieren", warnte der Bundespräsident und frühere Chef des Internationalen Währungsfonds. Das Auto brauche Konkurrenz. Deshalb gehe es nicht nur um umweltfreundlichere Fahrzeuge, sondern auch um neue Mobilitätskonzepte.
Quelle ...

 


Jürgen Albrecht, 28. Mai 2008
update: 21.03.2010

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