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Der Status dieser Zivilisation 6/7

 

Perspektiven optimistisch

X1. Diese Zivilisation wird mit fortschreitender Bildung und Technik die Mittel in die Hand bekommen, um die vorhandenen Widersprüche zu überwinden.

X2. Der Bildung wächst in Zukunft eine Schlüsselrolle zu. Deshalb wird der Anteil der 'Intelligenzprodukte' zunehmen und Bildung zum bevorzugten Exportartikel der ersten Welt werden.

X3. Das Verhalten der Menschen lässt sich nicht ändern, es wird aber durch Vernunft und gesellschaftliche Normen zunehmend 'zivilisiert'.

X4. Mit zunehmender Bildung und einem naturwissenschaftlichen Weltbild nimmt die Gewalt ab und die Vernunft zu. Die Einzelstaaten der Erde wachsen zu einer Weltgemeinschaft zusammen und lösen alle Konflikte mit Vernunft.

X5. Bildung ist auch der Schlüssel zur Überwindung der Konflikte zwischen Arm und Reich: Die Reichen teilen zunehmend ihren Wohlstand mit den Armen und die Armen können mit Hilfe der Technik selber reich werden.

X6. Der exzessive Verbrauch natürlicher Recourcen und die damit verbundene Zerstörung der Umwelt sind temporäre Erscheinungen. Spätestens bei knappen Recourcen macht die Not erfinderisch.

X7. Die Risiken der Technik sind vorhanden, weil die Technik noch in den Anfängen steckt (was sind 150 Jahre?!). Technische Risiken sind prinzipiell beherrschbar.

X8. Die Religionen werden durch den steigenden Bildungsstand der Gläubigen gezwungen, ihr Weltbild den wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen. Auf Basis der Naturwissenschaften wird sich ein wissenschaftliches Weltbild entwickeln, das den Religionen Konkurrenz macht.

X9. Es gibt keine Beweise für eine Verschärfung der Widersprüche. Im Gegenteil: Sind Widersprüche erst einmal erkannt, werden sie beseitigt, mindestens aber entschärft.

 

Perspektiven
realistisch

Y1. Spekulative Fragen nach der fernen Zukunft unserer Gesellschaft sind völlig überflüssig. Wen interessiert das und warum? Es ist wichtiger, sich um die brennend aktuellen Probleme zu kümmern.

Y2. Ob diese Widersprüche existieren oder nicht, ist belanglos. So oder so muss jeder für sich persönlich das Beste aus diesem Leben machen.

Y3. Die Menschen sind nun mal so, wie sie sind. Die Gesellschaft ist genau darauf eingespielt. Was soll daran verkehrt oder 'unnatürlich' sein?

Y4. Macht und Gewalt sind prinzipiell nicht aus der Welt zu schaffen. Aber schon Goethe wusste den Ausweg: Du mußt herrschen und gewinnen / Oder dienen und verlieren, / Leiden oder triumphieren, / Amboß oder Hammer sein.

Y5. Genau so, wie es Dumme und Schlaue gibt, wird es immer auch Reiche und Arme geben. Wer dumm und/oder arm ist, ist meistens selber schuld.

Y6. Steht nicht schon in der Bibel: 'Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan, und herrscht über die Fische im Meer und die Vögel des Himmels, über das Vieh und alle Tiere, die auf der Erde sich regen.' Was soll das ganze Gerede über die Zukunft der Umwelt? Die Erde hält uns doch offensichtlich aus.

Y7. Die Technik ist die grösste Errungenschaft der Menschheit. Überall gibt es Risiken, nicht nur bei der Technik. Das ist einfach der Preis, den man für den technischen Wohlstand bezahlen muss.

Y8. Religion gehört zur Kultur des Abendlandes. Ohne das Christentum wäre diese Welt ärmer. Es ist gut, dass sich trotz der vielen Technik noch etwas von der ursprünglichen Kultur erhalten hat. Auch wenn die meisten Menschen kaum noch zur Kirche gehen - was wäre Weihnachten ohne Glockengeläut und Gottesdienst?

 

Perspektiven
pessimistisch

Z1. Auch diese Zivilisation wird (wie alle bisherigen Zivilisationen) an ihren Widersprüchen untergehen. Untergang heisst mindestens: Der Massenwohlstand der ersten Welt ist nicht mehr aufrecht zu erhalten. Der Untergang kann graduell sehr unterschiedlich sein: Vom Zusammenbruch aller Technik bis zum Aussterben der menschlichen Art.

Z2. Allein zwei Widersprüche haben bisher immer für den Untergang ausgereicht: Entweder Menschen haben sich gegenseitig abgeschlachtet oder sie hatten nichts mehr zu essen. Die Kombination war noch wirkungsvoller. Nie aber gab es die heutige Abhängigkeit von Technik und technische Risiken in der heutigen Dimension.

Z3. Ist der Untergang schleichend und kein kurzzeitiger Kollaps, werden sich in Europa und Amerika letzte, militärisch gesicherte 'Wohlstandsinseln' entwickeln: Wenige Reiche verbarrikadieren sich vor dem Massenansturm der Armen.

Z4. Der Untergang könnte durch nur einen Paradigmenwechsel vermieden werden: Das Primat der Vernunft gegenüber der Gewalt. Warum aber sollte sich die Menschheit gerade jetzt zu einer Verhaltensänderung entschliessen?

Z5. Der Untergang ist nur eine Frage der Zeit, denn die Industriegesellschaft ist unfähig zu prinzipiellen Reformen. Mit der jetzt auf der Erde lebenden Sorte von Menschen funktioniert ein qualitativ anderes Gesellschaftssystem nicht.

Z6. Der Untergang der menschlichen Zivilisation bedeutet nicht gleichzeitig auch den Untergang des Lebens auf dieser Erde. Der Untergang ist also keine Apokalypse. Die Natur hat Schlimmeres überlebt.

Z7. Es gibt genug Ursachen, die Anlass für den Untergang sein können: Krieg und Terrorismus, Einsatz von ABC-Waffen, Unfall (Militär, Technik, Genmanipulation ...), Cyber War, globaler Stromausfall, Recourcenverknappung, Klimawechsel.

Z8. Der Zeitpunkt des Untergangs ist nicht vorherzusagen. Nur Indizien sprechen dafür. Wenn die Sonne scheint denke ich, es könnte noch ein paar hundert Jahre weiter gehen. Ist es grau, trübe und nasskalt, wie jetzt im November, gebe ich dieser Zivilisation nicht mehr als fünfzig Jahre.

 

Aktualisiert: 29.Oktober 2002, 31.10.02, 05.11.02, 08.11.02, 09.11.02, 12.11.02, new: 19.11.02, kleine Änderung bei Z am 11.11.04

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