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Der Status dieser Zivilisation 4/7


Technik

G01. Technik sind Gegenstände, Werkstoffe und Verfahren (Technologien), mit denen der Mensch auf die ihn umgebende Natur einwirkt.

G02. Die Technik dient dazu, die Natur zu benutzen und Erkenntnisse über sie zu gewinnen.

G03. Alle Zivilisationen verfügten über eine sehr spezifische Technik.

G04. In jeder Gesellschaft besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Niveau der Technik und der Höhe des erreichten Lebensstandards.

G05. In der menschlichen Historie spielte die Technik zweimal eine entscheidende Rolle: Bei der Sesshaftwerdung vor rund 7.000 Jahren und beim Beginn der industriellen Revolution vor (nur!) 200 Jahren.

G06. Ähnlich revolutionierend wirkt die Digitaltechnik (IT). Sie hat in den letzten 25 Jahren Information und Kommunikation auf eine qualitativ neue technische Basis gestellt.

G07. Die Kenntnis der Naturwissenschaften hatte in den letzten 200 Jahren einen qualitativen Entwicklungsprung der Technik zur Folge.

G08. Nie waren die technischen Möglichkeiten von Menschen grösser als in der Industriegesellschaft. Mit positiven (Wissen, Wohlstand) und negativen Folgen (Militärtechnik, technische Risiken, Umweltverbrauch).

G09. Ein Beispiel: Täglich werden für unseren Wohlstand 77 Millionen Barrel Öl und Unmengen anderer fossile Brennstoffe verbraucht. Es hat 250 Millionen Jahre gedauert, bis diese Rohstoffe entstanden waren. Der Vorrat reicht noch bis 2070. Warum also nachdenken?

G10. Natur, Leben und Technik besitzen eine Komplexität, die der Mensch weder ahnt noch beherrscht.

G11. Der Wohlstand dieser Zivilisation basiert auf Technik. Damit ist er aber auf Gedeih und Verderb der funktionierenden Technik ausgeliefert.

G12. Die Technik ist grundsätzlich labil, weil störanfällig, wartungs- und energieabhängig.

G13. Der technische Fortschritt besitzt unkalkulierbare Risiken, denn die wissenschaftliche Neugier wird weder methodisch noch durch Moral kontrolliert.

G14. Technische Konzepte sind kurzsichtig, Folgeabschätzungen unterbleiben, oder sind unmöglich.

G15. Fast die gesamte Technik basiert auf offenen Kreisläufen, ganz im Gegensatz zur Natur. Damit werden natürliche Recourcen verbraucht oder in Müll umgewandelt.

G16. Der Mensch beherrscht weder die Technologie noch die Materialien, mit denen die Natur Leben erzeugt und evolutionär weiter entwickelt.

G17. Trotz aller Technik ist der Mensch nicht in der Lage, Leben synthetisch zu erzeugen.

G18. Gentechnik ist deshalb nur Genmanipulation: Manipulation vorhandenen Lebens.

G19. Die Gentechnik hat eine ähnlich brisante Potenz wie die Kerntechnik: Vollständige Veränderung der natürlichen Umwelt des Menschen und hohe Risiken.

G20. Mit der globalen Genverschmutzung wurde im Jahr 2000 begonnen (Mais und Raps). Sie ist weder rückgängig zu machen, noch aufzuhalten.

G21. Trotz grosser Fortschritte in Wissenschaft und Technik gibt es mehr offene, als gelöste Fragen (siehe Thesen).

G22. Wissenschaft und Technik spielen nur in der Wirtschaft und beim Militär eine bedeutende Rolle. Die Entwicklung der Zivilisation wird gar nicht, oder nur mit dem Bauch gesteuert.

G23. Seit 1970 reicht das militärische Arsenal der ABC-Waffen aus, die Zivilisation und die menschliche Art mehrfach zu vernichten.

G24. Mit Information Technology (IT) wird Krieg in einer neuen Dimension möglich: Cyber War.

G25. Natur ist deutlich stabiler und stärker als der Mensch und seine Technik. Das Leben wird den Menschen überleben.

Bildung

H01. Bildung ist das Vermögen des Menschen, sich über seine Umwelt ein möglichst realistisches Urteil zu bilden und damit vernünftig und im Interesse des Gemeinwohls zu handeln.

H02. Bildung umfasst Wissen, Können und Moral. Sachwissen reicht nicht aus. Methodisches Wissen und Alltagswissen ist parallel dazu erforderlich.

H03. Ausbildung ist der Vorgang, mit dem Menschen qualifiziert werden und Bildung erhalten.

H04. Bildung ist die Grundlage für das Denken und für moralisches zielgerichtetes, vernünftiges Handeln.

H05. Die Erkenntnisfähigkeit des Menschen ist begrenzt.

H06. Trotz Wissenschaft und Technik ist der Mensch prinzipiell nicht in der Lage, 'die Welt zu erkennen'. Zu objektiven Urteilen ist er nur eingeschränkt fähig.

H07. Ein zusätzliches Handicap ist seine natürliche Barriere gegen jedes Denken. Routine wird bevorzugt. Das ist auch eine subjektive Bildungsbarriere.

H08. Lebenspraktische Ausbildung hatte und hat in allen Zivilisationen einen wichtigen Stellenwert. Ausbildung war immer der wesentlichste Inhalt des Lebens Jugendlicher.

H09. Die Bildungs- und Ausbildungsinhalte und die Methoden ihrer Vermittlung sind abhängig vom Zeitgeist. In den verschiedenen Epochen der menschlichen Zivilisation waren sie sehr unterschiedlich.

H10. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden sind heute die Grundlage für Bildung und Ausbildung. Basis ist die Naturwissenschaft.

H23. Die Informationsgesellschaft ist dabei, Informationen und Wissen zu einer Ware zu machen. Neben Kapital, Arbeit und Boden wird Wissen zum Produktionsfaktor. Bildung ist für die Produktion erforderlich, nicht aber für das soziale Funktionieren der Gesellschaft.

H11. Forschung, Entwicklung und Bildung sind auf die Technik ausgerichtet. Die Entwicklung und Vermittlung eines naturwissenschaftlichen Weltbildes, das mit den Religionen konkurrieren kann, wurde völlig vernachlässigt.

H12. Auch die explizite Ausbildung des prozeduralen Wissens (Methoden) ist unterentwickelt.

H13. Bis auf die letzten einhundert Jahre wurde Bildung ganzheitlich durch 'learning by doing' und das 'Meister-Schüler-Verhältnis' vermittelt.

H14. Durch die starke Arbeitsteilung und den schwindenden Einfluss der Familie kommt ganzheitliche Bildung zu kurz. Der Schwerpunkt liegt auf der Fachausbildung für einen hoch spezialisierten Job: Fachidioten.

H15. Zwischen dem für die Technik der Industriegesellschaft erforderlichen Wissen und dem Alltagswissen der Bürger (Allgemeinbildung) klafft eine riesige Lücke.

H16. Eine ähnliche Lücke existiert beim naturwissenschaftlichen Weltbild. Obwohl wissenschaftlich schon seit 250 Jahren unhaltbar, sind die meisten Menschen einem religiösen Weltbild verhaftet.

H17. Die Gesellschaft tut nichts, um diese Lücken zu schliessen, obwohl das erforderliche Wissen, sowie effektive Mittel und Methoden dafür vorhanden wären: Global agierende Medien und Information Technology (IT).

H18. Das führt dazu, dass die Allgemeinbildung heute nicht einmal ausreicht, um zwischen Fiktion und gesicherter Erkenntnis zu unterscheiden (Beispiel Astronomie und Astrologie). Auch die Medien ignorieren diesen qualitativen Unterschied.

H19. Sie tun das Gegenteil: Statt Bildung und Information zu fördern, machen alle Medien Geschäfte mit der Dummheit.

H23. Die ausschliesslich auf die Einschaltquote ausgerichteten Medien propagieren das Weltbild der Ersten Welt und wecken immer neue Bedürfnisse. Damit verschärfen sie entscheidend den Widerspruch zwischen Arm und Reich und den Drang nach Wachstum.

H20. Eine deutsche Spezialität: Seit 1968 ist Leistung verpönt. Der Glaubenssatz: 'Mache nur das, was Dein Bauch sagt und was Dir Spass macht', verhindert Bildung.

H21. Menschen der Industriegesellschaft haben keine Zeit. Gleichzeitig vergeuden sie täglich viele Stunden mit 'Unterhaltung' Spielen und 'Events'.

H22. Bildung ist kein wesentliches Anliegen der Industriegesellschaft. Für den einzelnen Menschen besitzt Bildung keinen Anreiz, weil keinen gesellschaftlichen Wert.

 

 

Aktualisiert: 29. Oktober 2002, 02.11.02, 04.11.02, 05.11.02, 09.11.02, 17.11.02, 24.11.02, Tawala, 13.02.03

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