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Der Status dieser Zivilisation 1/7

Mensch und Gesellschaft
Macht und Geld
Religion und Moral
Technik, Bildung
und Kunst
Widersprüche und Perspektiven

Welche Perspektive hat die Industriegesellschaft ?
Thesen zum Zustand unserer Zivilisation *)


Hoffentlich habe ich gravierende Fehler gemacht und man korrigiert mich:

hello.al@web.de

*) Siehe auch: Thesen zu schwierigen Fragen.

 

*) Vorsicht: Auch das ist nicht das System, mit dem alle offenen Fragen schlüssig zu beantworten sind!

Mensch

A01. Der heute agierende Mensch ist biologisch der gleiche, wie der Jäger und Sammler vor 50.000 Jahren in der afrikanischen Savanne oder in der eiszeitlichen Rotte.

A02. Das Grundmuster seines Verhaltens hat sich seit 50.000 Jahren nicht prinzipiell verändert: Eigennutz, Gewaltbereitschaft, Selbstüberschätzung, Gier nach einem eigenen Revier, nach Macht und Neuem.

A03. Obwohl mit analytischem Verstand ausgestattet, ist Trial and Error die stets bevorzugte Methode für Problemlösungen aller Art.

A04. Effektivität ist die Prämisse aller Handlungen: Bewegen oder Denken ... nur wenn es unbedingt nötig ist! Jede Anstrengung ist zu vermeiden!

A05. Den heutigen Tag müssen wir überstehen! Gestern und Übermorgen existieren nicht. Die Schnellreparatur wird stets der Generallösung vorgezogen.

A06. Brennende Neugier, aber das Interesse für einen Gegenstand oder Sachverhalt nimmt mit seiner Entfernung exponentiell ab.

A07. Lüge, Täuschung und Betrug zum eigenen Vorteil, sind fest in den menschlichen Genen eingebaut. (Sogar Primaten können das schon!)

A08. Besser Selbsttäuschung, Schönfärberei und 'das Gesicht wahren', als der Realität ungeschminkt ins Auge zu sehen.

A09. Ich war es nicht! Ich habe keinen Fehler gemacht! Es waren immer die anderen. Die einfachste Methode, die eigene Schuld zu sühnen: Ein Sündenbock wird in die Wüste geschickt.

A10. Durch Landwirtschaft und Sesshaftigkeit wird das menschliche Verhalten wesentlich modifiziert. Aus dem Revierverhalten entwickelt sich das Streben nach Besitz.

A11. Mit der Zinswirtschaft und dem Mehrwert erfindet der Bauer des Neolithikums die wirtschaftlichen Grundlagen aller späteren Zivilisationen (Mehrwert: Mehr, als man zum Überleben und für die Arterhaltung braucht).

A12. Sichere Nahrungsversorgung und erfolgreicher Kampf gegen die Naturgewalten mit Werkzeugen und Technik führen zu Wohlstand und Freizeit.

A13. Mehrwert ist Wohlstand, Macht, Besitz und Ansehen. Sobald die Arterhaltung gesichert ist, wird die Gier nach Mehrwert zum Gattungswesen des Menschen.

A14. Je höher der Wohlstand, desto mehr wird seine Erhaltung und Vermehrung zum vorrangigen Lebensziel.

A15. Trotz Gier nach Mehrwert, Macht und Ansehen bleibt Sex der 'Basic Instinct'. Täglich 24 Stunden Sex geht nicht. Die Gier aber ist mühelos 24 Stunden wach zu halten. Sie dominiert das menschliche Verhalten deutlich stärker als Sex.

A16. Der Mensch ist ein Individuum. Er lebt allein in einer von ihm selbst geschaffenen Welt, agiert immer subjektiv und nimmt sich viel zu wichtig. Nur sehr eingeschränkt ist er in der Lage, die Realität durch eine fremde Brille zu betrachten.

A17. Gruppeninteressen unterwirft sich der Mensch nur durch äußeren Zwang (Umweltbedingungen) oder innere Gewalt (Clanchef, König, Priester, Parteisekretär).

A25. Der Mensch ist widersprüchlich. Er wird von gegenläufigen Interessen und Verhaltensmustern dominiert. Sein Verhalten ist unberechenbar.

A18. Der Mensch schwankt lebenslang zwischen Freiheit, Individualität und Unabhängigkeit und der Sehnsucht nach Geborgenheit in sozialer Gemeinschaft, dominiert von dem 'guten König', der sagt, wo es lang geht.

A19. Der Mensch besitzt Verstand, wird aber fast ausschliesslich von seinen Emotionen gesteuert. Emotionen 'färben' auch die Ergebnisse seines rationalen Denkens.

A20. Im Normalfall denkt der Mensch nicht. Routine bestimmt seinen Alltag. Er ahnt nichts von seiner eigenen und der Komplexität seiner Umwelt.

A25. Menschen machen beim Denken grobe Fehler, weil sie sich selber überschätzen und die Komplexität der Natur ignorieren.

A21. Seitder Mensch denkt, braucht er ein Denkgebäude (Weltbild), fragt nach dem Jenseits und dem Sinn seines Daseins.

A22. Beim Weltbild und der Sinnfrage wird die einfachste Lösung bevorzugt, weil sie das eigene Denken erspart: Religion.

A23. Die natürliche Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern hat auch ihr Verhalten modifiziert. Frauen und Männer haben (genetisch bedingt) unterschiedliche Motivationen und Interessen. Erst in der Industriegesellschaft führt das Ignorieren dieser Tatsache zu Konflikten.

A24. Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, sondern ein Lebewesen in der Evolution. Entwicklungsstand jetzt. Völlig klar, dass in fünfzig Millionen Jahren andere Menschen existieren ... wenn diese Art überlebt.

Gesellschaft

B01. Der Mensch ist ein Individuum, kann aber nur in Gemeinschaft überleben.

B02. Die natürlichste Form der menschlichen Gemeinschaft ist der Clan, bestehend aus höchstens 30 Personen. Klare Rangordnung und Arbeitsteilung unter Männer und Frauen. (Eiszeitliche Rotte, Aboriginals).

B03. Sobald eine Gruppe grösser als 30 Personen ist, gelten für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft prinzipiell andere Regeln. Eine Gesellschaft ist entstanden.

B04. Die lebenslange Einehe ist weder gottgewollt, noch besitzt sie eine natürliche Präferenz. Es ist eine von vielen Möglichkeiten menschlicher Gemeinschaft.

B05. Alle bisherigen menschlichen Gesellschaften besassen die Tendenz zur Monopolisierung von Machtausübung und Meinungsbildung: Dynastien, Kaiser- und Königreiche, Diktaturen, oder Oligarchien waren und sind die Folge.

B06. Konflikte wurden und werden in jeder Gesellschaftsform mit Gewalt ausgetragen. Vernunft spielt kaum eine Rolle. Die Geschichte der menschlichen Zivilisation ist die Geschichte von Gewalt, Krieg und Terror.

B07. Der Staat ist die politische Herrschaftsordnung einer Gesellschaft. Staaten verhalten sich wie Menschen.

B08. Das Reich Gottes, der Kommunismus, die Demokratie; Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit ... alles gesellschaftliche Utopien. Der Mensch ist nicht gut genug dafür.

B09. Bildung und Kenntnis der Naturwissenschaft (bei einer Minderheit von Menschen) hat die Technik als Basis einer qualitativ neuen Gesellschaft geschaffen: Die Industriegesellschaft. Sie nennt sich selber Zivilisation, die früheren Gesellschaften waren 'unzivilisiert'.

B22. Gegenwärtig findet ein globaler Strukturwandel von der Industriegesellschaft zur wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft statt. Informationen und Wissen wird immer mehr zum vierten Produktionsfaktor neben Kapital, Arbeit und Boden.

B10. Nie vorher hatten Menschen solche effektiven Mittel wie heute zur Verfügung, um Macht auszuüben und sich gegenüber der Natur zu behaupten.

B11. Die Folgen der Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft: Massenwohlstand, Bevölkerungsexplosion, globale Veränderung der Umwelt und technische Risiken in nie dagewesenem Ausmass.

B12. Menschen tun in völlig neuer Qualität anderen Menschen Gewalt an: Holocaust an vielen Völkern, industrielle Menschenvernichtung, ABC Waffen, Aufrüstung des Weltraumes.

B13. Im neuen Jahrtausend hat sich der Selbstmord-Terrorismus als gleichwertiges Drohpotential gegenüber hightech Militär und ABC-Waffen erwiesen.

B14. Niemand steuert diese Zivilisation. Ihre Entwicklung ist die Summe des ungezügelten, menschlichen Tatendranges.

B15. Viele Parameter der gegenwärtigen Zivilisation besitzen einen exponentionellen Verlauf: Energieverbrauch, Rodung des Regenwaldes, Müllproduktion, Prozessorleistung, Speichervolumen, Wachstum der Erdbevölkerung usw.

B16. Die Kultur ist inflationär: Wertvorstellungen, Tabus, Gesetze; Neuerscheinungen bei Büchern, Zeitschriften, Musiktiteln; Anzahl der Millionäre, Stars und Scheidungen; Verfallszeiten von Nachrichten, Produkten und Wissen - was gestern noch neu und richtig war, ist heute schon veraltet und falsch.

B17. Die ehemals christlichen Leitbilder lösen sich auf: Ehen und Familien gehen zu Bruch, Familienstrukturen zerfallen, Alte und Kinder werden allein gelassen.

B18. Industrieproduktion bedeutet extreme Arbeitsteilung. Die Folge: Vereinzelung und Entfremdung statt Grossfamilie.

B19. In der heutigen, von Markt und Geld dominierten Gesellschaft, kann der 'Single' am besten überleben: Ein mobiler, flexibler und geschlechtsloser Nomade auf Jobsuche.

B20. Zu keiner Zeit hat sich der Mensch weiter von seiner natürlichen Lebensweise entfernt, als heute.

B21. Menschen sind unfähig, die Entwicklung ihrer eigenen Gesellschaft zu steuern. Die Verschärfung der Widersprüche führt zum Zusammenbruch der Gesellschaft, der gleichzeitig ein Neuanfang ist.

B23. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Umstände einer Gesellschaft verändern, ist ein direktes Mass für ihre Labilität.

B24. Es 'wächst' immer die Gesellschaft, die mit den sie tragenden Menschen und den herrschenden Umständen optimal übereinstimmt.

 

 

Aktualisiert: 17. September 2002; 29.10.02, 30.10.02, 31.10.02, 04.11.02, 09.11.02, 17.11.02, 19.11.02, 22.11.02, 09.12.02, 18.12.02, 22.01.03, 12.05.03

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