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Leseproben

Birger Sellin
"quatsch ist ich sei ein irrer ohne verstand / ich bin ein irrer mit verstand was noch schlimmer ist / aus den tiefen einer komischen inneren eiternden zuständigen kommandozentrale erhalte ich essigsauer irrsinnsbefehle/ Einer, dessen Funktionsniveau bis anhin als gleich null galt, erklärt ohne Punkt und Komma in ureigenster Sprache:du hast keine ahnung von einem leben in absoluter isolation / es ist schlimmer so als eine gefangenschaft oder sogenannte isolierhaft / ich ertrinke in einsamkeit"

eines ist irre / insichsein ist ein toter zustand / ohnesichsein ist einsamkeit / weder das insichsein noch das ohnesichsein können lebenUnd doch ist klar, dass er vor allem eines möchte:ich sehne mich so ein normales erleben zu haben / eine persönliche willenserklärung gebe ich hiermit ab / also es ist aus autismus / ich erkläre meinen rücktritt

 

Diana
hat ein eindrucksvolles Gedicht geschrieben, aber sie möchte nicht, dass es hier zu lesen ist. Der Link zu ihrem Gedicht ist wirklich besser, als es in diesem Rahmen zu zitieren:

Einsamkeit

 

Axel Brauns
Die Haha pflanzte einen Baum auf dem Balkon des Hofhauses. Auf dem alten Balkon hatte ich mich nie verlaufen. Der neue Balkon war jedoch riesig. Über das Geländer des alten Balkons vermochte ich einen Blick zu werfen. Ich mußte nur auf einen Stuhl steigen. Über das Geländer des neuen Balkons würde ich niemals kucken können, selbst wenn ich vom Stuhl aus hochspränge. Es verwirrte mich, daß die Haha den neuen Balkon nicht Balkon nannte. Sie nannte ihn Garten, und das Geländer nannte sie Mauer.
Ich wollte nicht mit Eimer und Schaufel in der schwarzen Erde spielen. Die schwarze Erde war mir zu klebrig. Ich wollte zum Viereck. Jenseits des wolkenweißen Geländers überwölbte ein wolkenweißer Himmel den Spielplatz. Dort gab es ein Viereck, das die Haha Sandkiste nannte. Der Sand dort war so gelb wie die Haare des Heimers und so körnig wie Zucker.
Ich klopfte mit der Schaufel auf den Rand des Eimers, um auf meinen Wunsch aufmerksam zu machen. Die hochgewachsene Haha war gerade dabei, den Boden über der Wurzel festzustampfen. Sie beachtete mich. Sie sagte etwas. Ihre Worte waren kein Lärm und kein Geräusch, sie hatten Klang und Bedeutung. Ich verstand, was sie meinte. Ich sei zu klein, um allein auf den Spielplatz zu gehen, ich solle dort bleiben, wo ich war: auf dem Balkon.

 

Didi im Chat
ich nenne mich einen menschen und ihr nennt mich behindert. Ist das gerecht?

Jeder mensch hat ein recht auf huldigung seiner fähigkeiten. Ich zum beispiel. Ich rede kein wort und denke grosse sachen. Dqank der FC mache ich grosee foretschritte.

,ich möchte euch sagen, dass ihr mejhhr aud die leute achten müsst. Ich weiss von wqas ich spreche. Mich halten viele für bekloppt.

 

Tanja im Chat
JEDES GESPRÄCH IST GUT; AUCH ÜBERS I NETERNT: ICH FREUE MICH ÜBER DIESE MÖGLICHKEIT: ICH BIN TANJA; UND 32 JAHRE ALT: ICH GEHE GERNE IN DIE WERKSTATT UND HABE HIER AUCH FREUNDE GEFUNDEN: ICH WEISS DAS KINGT KOMISCH; WEIL ICH NICHT SPRECHEN KANN; ABER ICH KANN SCHREIBEN: KOMME IM MOMENT GUT ZURECHT: ICH SUCHE FREUNDE ÜBERS INTERNET:

ICH MUSS SCHREIBEN UM MICH VERSTÄNDIGGHEN ZU KÖNNENJ:

UND WEMN NIEMAND MIT MIR SCHREIBT BIN ICH STUMM: ICHN HABEW GELDRNT ZU REDEN; KANN RES ABE%R NICHT KONTROLLIEREN:M ICH LASSE NUR BLÖDSIN N AUS MEINEM MUND: ICH KANN NUR MIKT HILFE ANDERTER MENSCHEN KOMMUNI/ZIEREN: UND IHR MÜSST DIESE HILFE FÖRDERN: CH

 

Wolfgang Günther im Chat
ICH BIN WOKLFGANG GÜNTHER; BIN JUIGENDLICH UND GEHE IN DIE WERKSTATT FÜR BEHINDERTE IN LÖRRACH: ICH KOMME GUT ZURECVHT; ABER ES FEHLEN MIR KONTAKTE ZU GLEICHGESINNTEN_: ICH BIN NUR GERADE IN DER L:AGE MICH DURCH GESTÜTZTE KOM MUNIKATION ZU VERSTÄNDIGEN: NUN ICH BIN EIN GESUNDER MANN; DER GERNE M IT EINER NICHT ZU JUGENDLICHEN FRAU SPRECHBEN W`ÜRDE: ICH KOMME GUT ZURECHT ABER ES IST MIR ZU EINSAM ALLEIN AUF DER WELT: ICH FREUE MICH ÜBER GESPRÄCHE ÜBER DAS LEBEN UND DASX MITEINANDER: ICH GEHE GERNE IN DIE TROMMELGRUPPE UND IN DIE GESPRÄCHS GRUPPE;: ICH BIN EIN GUTER MENSCH DER GERNE LACHT UND JUBELT:JUBEL DIESER M ÖGLICHKEIT ÜBERS INTERNET

 

T. aus Sonnhalde Gempen
Als ich auf die Sonnhalde kam, war ich noch klein. Bin froh, dass ich jetzt gross bin und durch Schreiben einen Weg habe, in eure Welt zu kommen. Es wird mich an gute und schwierige, ja sehr schwierige Zeiten erinnern. Habe viel gelernt in der Schule. Im Wohnbereich war ich mein eigener Planet. Wie das zu verstehen ist, können nur Autisten. Ich wurde in eine Welt der Mitarbeiter hineingezogen, musste in einer Welt funktionieren, die für mich schwierig zu erreichen ist. Hatte oft fertigmachende Erlebnisse. Autisten wirklich verstehen kann man nur aus der Sicht einer andren Welt. Gibt es nicht eine grössere Hoffnung, als in einer Institution wie die Sonnhalde betreut zu werden? Vielleicht in Zukunft versteht ihr uns. Gehe gerne auf den Gempen, bin dort wie Zuhause. Möchte, dass es so weitergeht. Es gibt immer gute Vorsätze. Sie sollten schneller verwirklicht werden. Lleider kann ich noch nicht viel dazu beitragen. Bin nicht so geübt, dass ich ohne oder wenig stützen schreiben kann. Das Schreiben ist das einzige Mittel auf meinem Planeten, ein Fenster zu öffnen. Deshalb ist es wichtig, dass ich viel übern kann.


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