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Wo sind die Intellektuellen? 1/4

'Budapest - Ein kritischer Reiseführer'. Das ist der Titel eines Buches von András Török, eine nützliche und amüsant zu lesende Lektüre für und über Budapest (ISBN 963 13 4789 3):

Ich habe mir diesen Stadtführer gekauft und damit Budapest erwandert. Vieles kannte ich, habe es aber mit zusätzlichen Informationen jetzt neu gesehen. Einiges kannte ich nicht und habe es mit diesem Buch und grossem Interesse entdeckt (siehe Budapest Special). Die 3D Karten im Reiseführer sind eine Klasse für sich und sehr übersichtlich. András Felvidéki hat sie mit grossem Können und viel Geduld zustande gebracht. Mit diesem Reiseführer erfährt man, was in der Budapester Szene in ist, wo man wie übernachten und gut essen kann. Dem Wein ist ein eigenes Kapitel gewidmet und natürlich auch der Kunst.

Dem Besucher werden auch Ratschläge zum Umgang mit der schönen ungarischen Sprache gegeben. Sie nützen so gut wie nichts,

denn so angenehm sie in den Ohren klingt, man findet keinen Einstieg in diese Sprache, wenn man keine ungarische Freundin hat. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man trotz der vielen und sonderbaren Betonungszeichen anders spricht, als man schreibt. Schon um ordentlich 'Auf Wiedersehen' sagen zu können, muss man wohl in Ungarn geboren sein. Ich habe Jahrzehnte gebraucht, bis ich wenigstens ein Wort verständlich aussprechen konnte. Es hört sich ungefähr so an: 'Kössehnähmsehpäm!'. Eigentlich sind es zwei Worte und sie bedeuten 'Danke sehr!' Aber weil alle ungarischen Worte sehr lang sind, kommt es auf solche Feinheiten nicht an. Nach vielen vergeblichen Sätzen in English, Deutsch und Russisch kann man sich mit diesem schönen Wort von den freundlichen Budapestern verabschieden und wenigstens dann sicher sein, zum Schluss verstanden zu werden. Zwei Dinge machen die Verständigung mit den Ungarn in ihrer eigenen Sprache sehr schwierig: Erstens hat ihre Sprache keine Wurzeln in europäischen Sprachen und zweitens schotten sich die Ungarn strikt gegen Internationalismen und Anglizismen (schreckliche Worte ...) ab. Die Worte 'Auto, Museum und Metro' sind die grosse Ausnahme. Ich habe zum Beispiel vergeblich nach der Technischen Universität gefragt. Auch die Worte Technik und Universität kennt die ungarische Sprache nicht.

Das was das Buch von András Török zum intellektuellen Vergnügen macht, ist der Stil des Autors und das, was er ausser der Beschreibung touristischer Reiseziele, gesondert oder zwischen den Zeilen noch von sich gibt. Er schreibt ironisch und distanziert, gleichzeitig aber mit der unterwürfigen Freundlichkeit eines Beamten der verflossenen k.u.k. Monarchie. Das Buch atmet den 'morbiden Charme Magrebiniens', den ich an Budapest und Wien so liebe und an vielen Stellen wird, wie sich das gehört, der verschwundene Glanz ehemals angeblich besserer Zeiten heftig beweint. Alles meine subjektiven Eindrücke, aber wem sage ich das.

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