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Mr. Barnette aus Fairbanks, Alaska, 1903 1/3

Downtown Fairbanks und der Chena River

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Am Abend mache ich einen Spaziergang durch Downtown, denn gestern habe ich im Visitor Center ein interessantes Blatt bekommen: 'Spaziergang durch das Stadtzentrum' 35 Stationen werden (sogar in Deutsch) beschrieben und man soll sich gute zwei Stunden dafür Zeit nehmen. Ich nehme mir mehr als diese zwei Stunden Zeit, aber ich schaffe heute noch nicht alles. Vielleicht auch deshalb nicht, weil ich gleich in einer Bar versumpfte, wo mich stark angetrunkene Iren nicht von ihrem Tisch weg lassen und mich auch noch mit Inge, der im Dienst stark gealterten, aber immer noch weissblonden, germanischen Bardame bekannt machen. Sie spricht noch Deutsch, aber die Verständigung klappt in English deutlich besser. Die schreckliche deutsche Grammatik! Schon als sie 6 oder 7 Jahre alt war, ist ihre deutsche Mutter gestorben und seitdem spricht sie English, versteht aber noch gut Deutsch. Hier könnte ich mühelos den ganzen Abend verbringen und meinen Ärger über den Achsbruch in Bier und Schnaps ertränken. Inge würde mir dabei gerne helfen ... aber ich sage, dass ich keine Zeit habe und verabschiede mich schnell. Denn auf diesem Spaziergang will ich vor allen Dingen fotografieren, wie Downtown Fairbanks aussieht. Gestern hatte ich mir das schon vorgenommen, bin dann aber lieber nach Chena Hot Springs gefahren. Durch den Achsbruch musste ich mich nach Fairbanks zurück schleppen lassen. Deswegen also gibt es Bilder von Downtown Fairbanks, dieser einmaligen Weltstadt.

Eigentlich ist es nicht zu fassen, denn Downtown Fairbanks sieht eher wie eine verlassene, verfallene Baustelleneinrichtung, als wie das Zentrum einer Grossstadt aus. Aber Downtown Fairbanks ist ganz typisch, so sehen alle kleinen 'Städte' in Alaska aus: Numerierte Strassen, ein oder mehrere 'Strips' und 'Blocks', die man kaufen kann. Bei grossen Städten sind die Blocks an der Peripherie deutlich grösser, dadurch werden diese Städte ungeheuer weitläufig. Ohne Auto wären sie unbewohnbar. Auch das gilt für Fairbanks. Die First Avenue ist in Downtown die beste Lage. Alle Bilder, die ich heute gemacht habe, sind zwischen

 

Bahnhof, der 4 st Street, der Mainstreet (Cushman Street) und der Nobel Street entstanden. Ein Areal von vielleicht 400 mal 400 Metern.

Den Knotenpunkt von Downtown bildet die Brücke über den Chena River. Dort ist das Info Center in einer Blockhütte der 1 st Avenue untergebracht und dort steht das Denkmal der 'Unbekannten ersten Siedlerfamilie'. Wie in USA und Canada üblich: Kein staatliches Denkmal, sondern die Bürger haben Geld zusammengelegt. Dafür sind die Namen der edlen Spender auf 20 metergrossen Bronzetafeln verewigt worden. Der Rotary Club hat diese Aktion aus Anlass des Milleniums organisiert. In diesem Club sind die Honoratioren, die Elite der Stadt, versammelt. Am Denkmal hängen ein paar betrunkene ehemalige Nativs herum. Das gleiche habe ich auch Downtown Anchorage schon beobachtet. Aber obdachlose Nativs sind nicht typisch für Alaska. Im Umkreis von 200 Metern stehen drei bis sechs Hotels/Motels mit sehr unterschiedlichem Standard. Ein Hotel in der First Avenue 427 mit 134 Rooms ist geschlossen, es steht zum Verkauf. Auch in bester Lage ist es schwer, ein gutes Geschäft zu machen. Wie in Anchorage sind viele Blocks direkt in Downtown seit der Stadtgründung nicht bebaut. Baulücken und völlig unterschiedlicher Baustil und Bauweise. Direkt neben der Tankstelle, wo mein Auto repariert wird, die Rückfront eines noch nicht fertigen Palastes in Glas und in hellem Granit. Nur ein paar Schritte davon entfernt, das 'Fairbanks Hotel', eine dreistöckige Holzbaracke, rosa getüncht. Daneben ein hoher, vertikal gegliederter Bau mit zerbeulter Aluminium Fassade. Schrecklich! Diese Alufassade und die vielen Freileitungen in Downtown haben es mir angetan, sie sind so typisch russisch. Diese Alufassade mit den Freileitungen davor, könnte auch in jeder beliebigen russischen Stadt stehen. Russland ist von Alaska nicht weit weg. Auch da ein ähnlich verwilderter und unkoordinierter Baustil, wenn man nicht gerade vor irgendwelchen Prestige Objekten in Moskau oder St. Petersburg steht.

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