2.
Denkstil
Das Verfahren, mit dem wir täglich,
stündlich, rund um die Uhr denken, ist unbekannt. Es kann aber
versucht werden, die subjektiv unterschiedliche Denkweise von Menschen
zu beschreiben. Dazu kann man auch 'Denkstil' sagen.
Ein Ansatz wäre danach
zu fragen, welche Eigenschaften ein Mensch haben muss, der gut und
effektiv denken kann. Listet man diese Eigenschaften auf (z.B. flexibel,
kommunikativ, neugierig, unvoreingenommen, diszipliniert ....) kommt
man zu den Eigenschaften, die einen Manager/Leiter auszeichnen. Über
die Denkweise sind daraus keine Schlüsse zu ziehen.
Mein Ansatz zum Denkstil geht
von der Frage aus: Was braucht der individuelle Mensch zum Denken?
Welche Mittel benutzt ein denkender Mensch, der einen (schwierigen)
Prozess steuert, der ein Problem löst?
Aus meinen Erfahrungen/Beobachtungen gibt es unter diesem Aspekt verschiedene
Typen von Denkern:
Typ |
Mittel
|
Name/Bemerkung |
D |
Keine
Mittel |
Der
Denker
Das wäre der Mensch, der im Bett liegt oder
vor einem leeren Schreibtisch sitzt und denkt. Dann steht er auf
und trifft in einer komplizierten Situation die richtigen Entscheidungen.
|
R |
Diskussion,
Gespräch,
Reden |
Der
Redner
Redner können am besten beim Reden und Diskutieren
denken. Sie können nur in Gemeinschaft denken, während
sie mit anderen Menschen diskutieren. Vor Beginn der Diskussion
haben sie nur eine sehr verschwommene Vorstellung vom anstehenden
Problem. Gemeinsam mit anderen und im Gespräch wird eine
Lösung erarbeitet. Sonderfall: A) Alleine vor Publikum in
dieser Weise reden (Vorlesung, Rede, Präsentation). B) Psychologie:
Einen anderen zum Reden bringen. |
S
|
Texte,
Tabellen,
Matrizen,
abstrakte
Modelle |
Der
Schreiber
Der Schreiber braucht Papier oder einen Monitor und er denkt in
geschriebenen Sätzen, die er aber sehen muss. Seine Spezialität
sind Stabstriche, Tabellen und Matritzen, weil sie es erlauben,
Denkobjekte mit geringer Redundanz darzustellen. |
K |
Zeichnungen,
Bilder,
reale
Modelle |
Der
Konstrukteur
Der Konstrukteur denkt wie der Schreiber, aber er muss zum Denken
Bilder haben. Mit Bildern sind Denkobjekte mit geringer Redundanz
darzustellen. Ein Sonderfall ist die Benutzung physischer Modelle.
Erst mit solchen Modellen können sichere Entscheidungen getroffen
werden, z.B. im Design. |
A |
Formeln,
Spezial-
Sprachen,
Abstrakte
Modelle,
Methoden |
Der
Abstrakte
Der Abstrakte benutzt mathematische Formeln oder Spezialsprachen
(Computer, Chemie ...) beim Denken. Mit Formeln/ Spezialsprachen
sind Denk-objekte mit minimalster Redundanz darzustellen. Ein
Sonderfall sind Computerprogramme, die ohne Computer nicht mehr
zu erstellen sind ! |
I
|
Intuition
als Mittel |
Der
Intuitive
Der Intuitive wartet auf den guten Einfall. Er weiss, dass er
auf den Zufall angewiesen ist und baut darauf. Er kennt Mittel
und Methoden, um seine Intuition zu stimulieren. Die Streubreite
seiner Ergebnisse ist gross, es sind Zufallsprodukte. |
...? |
...? |
...? |
|
|
Aus
dieser Tabelle könnte man leicht eine Matrix machen. Mindestens
eine Achse ist die Geschwindigkeit, in der das Denkverfahren abläuft.
Gerade in dieser Hinsicht gibt es extreme Unterschiede (und es ist
unklar, warum). Eine weitere Achse müsste die Qualität der
Ergebnisse sein. Aber es ist praktisch unmöglich, diese Qualität
objektiv zu messen. Von wesentlicher Bedeutung sind auch die charakterlichen
Eigenschaften des Menschen. Es wäre interessant der Frage nachzugehen,
welche Korrelationen zwischen Charakter und Denkstil existieren.
Wozu sind Überlegungen
zum Denkstil sinnvoll und nützlich? Folgende Aspekte sehe ich:
#
Unterschiedliche Aufgaben verlangen unterschiedliche Denkstile.
# Für einen Manager ist es wichtig,
den Denkstil seiner Mitarbeiter zu kennen.
# Menschen mit gleichem Denkstil können
sehr gut miteinander kommunizieren.
# Die Unterschiedlichkeit des Denkstils
kann aber auch die zwischenmenschliche Kommunikation empfindlich stören,
ja verhindern.
# Vielleicht ist es möglich, vom
Denkstil auf das Denkverfahren zu schliessen. Z.Z. sehe ich dafür
aber keinen Ansatz.
Typ |
Mittel
|
Name/Bemerkung |
E |
Zureden,
Streicheln,
Sex |
Der
Emotionale
Es gibt viele Menschen, die ihre Emotionen kaum unter Kontrolle
haben. Sie denken auch, aber nicht rational (Paradebeispiel für
die Thesen s.o.!!). Erst nach vielen Streicheleinheiten oder Sex
ist dieser Mensch in einer emotional ruhigen Situation, die Voraussetzung
für das rationale Denken ist. Ohne eine solche 'Ruhigstellung'
laufen alle Steuerungsprozesse (=Denkprozesse!!) automatisiert
und emotional ab. |
G |
Schmecken,
Riechen,
Hören,
Anfassen |
Der
Geniesser
Denken liegt ihm nicht, aber manchmal muss es ja sein. Technik,
abstrakte Überlegungen und das Schreiben sind ihm ein Graus.
Aber alle sinnlichen Genüsse stimulieren ihn. In dieser Situation
verspürt er manchmal einen Schaffensdrang, aber nur solange,
wie ihn die Muse küsst. |
P
|
Spontanität
als Mittel |
Der
Spontane
Er hält sich an keine Termine oder Vereinbarungen, Ordnung
und Systematisches Arbeiten sind ihm völlig fremd. Jeden
Morgen wirft er die Ergebnisse des vorherigen Tages über
Bord und startet völlig neu. Ohne Zweifel, auch er denkt,
aber seine Gedanken sind unberechenbar und auch nachträglich
nicht nachzuvollziehen. Extreme Streubreite der Gedankengänge
und der Qualität der Ergebnisse. Alle Ergebnisse sind Zufallsprodukte. |
C |
Kombination
verschiedener
Mittel |
Der
Kombinierte
Alle Menschen sind Kombinierte, die reinen Typen sind sehr selten.
Aber es gibt bevorzugte Kombinationen. Solche Kombinationen sind:
R+E = Steuerung zwischenmenschlicher Beziehungen. = Herr und Frau
Jedermann, verheiratet.
S+K+A = Der Naturwissenschaftler
E+G+P+I = Der Künstler
R+G+P = ... oder
R+E+I = Der Alptraum jedes Managers, wenn das einer seiner Mitarbeiter
ist. |
...? |
...? |
...? |
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