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Rechtsextremisten ... Seite 2/2

Und um dem Frust noch die Krone aufzusetzen gibt es in diesem Staat weder eine reale wirtschaftliche Perspektive (es ist absolut nicht absehbar, daß sich hier Leistung lohnt) noch vermittelt dieser Staat eine Ideologie, eine Vision, ein gemeinsames Ziel, für das Entbehrungen (wenigstens zeitweilig) in Kauf genommen werden könnten. Und hier scheint mir der gegenwärtig entscheidende Schwachpunkt in Deutschland zu liegen: Dieses Land hat kein Ziel und keinen Ehrgeiz, nach 'höheren' Werte zu streben. Hier gilt nur ein Wertmaßstab: Wir brauchen keine Ideologie, wir brauchen keine Utopie, wir brauchen keine Religion, wir brauchen keine Moral und auch keine zehn Gebote: Wir brauchen nur Geld. Mit Geld kannst Du Dir alles kaufen, was es überhaupt gibt auf der Welt, also hast Du mit Geld die größtmögliche Freiheit erreicht, die nur heute und niemals vorher erreichbar war.

Alles richtig. Und gleichzeitig alles falsch. Denn erstens haben nur wenige wirklich genug Geld und zweitens zeigt sich leider, daß Geld (auch wenn man genug davon hat) und die totale Freiheit nicht allein glücklich machen. Diese Erkenntnis stammt nicht erst aus unserem Jahrhundert. Offensichtlich ist eine Utopie, die auch ruhig als Utopie erkennbar sein kann, die einem aber eine Existenzerklärung liefert, wirksamer für das Wohlbefinden, als ein dickes Konto.

Die christliche Kirche hat eine solche Utopie zu bieten. Sie ist aber nicht fähig, sie zeitgemäß zu verpacken.

Die Utopie des Sozialismus ist durch den mißlungenen Praxistest irreparabel beschädigt. Die Asiatischen Religionen haben wirkungsvolle Utopien und Riten zu bieten, aber sie sind zu weit weg, zu fremdartig und auch zu intellektuell. Was bleibt da anderes übrig als die so schön einfache Ideologie der Nazis: Alle Probleme sind gelöst, wenn wir endlich wieder einen starken Führer haben der uns sagt, wo es lang geht. Wie einfach alles ist,, wenn wir uns darauf besinnen, daß WIR die genetisch wertvollste Rasse sind und alle Ausländer, Nichtarier und Mischlinge des Landes verweisen. Das ist so ein simples Rezept, das kapiert jeder und das schmeichelt auch jedem. Da braucht man kein Studium oder zwei Jahre in einem tibetanischen Kloster, um die passende Richtung zu erkennen. Ein zündender Vortrag eines auch nur mittelmäßig charismatischen Unterführers reicht und das Leben hat wieder einen Sinn.

Die jüdische Religion zeigt erstaunliche Parallelen zum Rassismus (WIR - und nur wir - sind das auserwählte Volk !!) und auch zum Nationalsozialismus (z.B. der Umgang des Staates Israel mit seinen Nachbarn, seinen Jugendlichen und seiner Armee). Aber diese Religion ist auch keine Alternative: Es ist einfach zu kompliziert, Jude werden zu wollen. Das auserwählte Volk schützt sich wirkungsvoll gegen Zulauf und Inflation ...

Das hört sich sehr einfach an, aber wahrscheinlich ist es hier auch mal so einfach.

Jürgen Albrecht, 03. März 1998

 

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