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Monopolisten unter sich

Heute habe ich einen neuen Rechner für Conny gekauft. Für fast genau 4.000 DM bekommt man heute: Intel-Pentium-Prozessor 200 MHz, 32 MB RAM, 4,3 GB Festplatte, Grafikkarte Matrox Millenium II mit 4 MB, Soundkarte Soundblaster 32, 24x CD-ROM-Laufwerk, 3,5"-Diskettenlaufwerk, Tastatur, Maus, Lautsprechersystem, Farbmonitor 15", Laserdrucker 600 dpi, das Betriebssystem Windows 95 ist installiert, ½ Jahr Garantie auf das System, auf Grafikkarte, Drucker, Monitor mehr. Wir hätten das Ganze ca. 300 DM billiger machen können. Aber dann hätten wir gebastelt und umgebaut. So brauchen wir nur noch das ZIP-Laufwerk (300 DM zusätzlich) einbauen und die Software (von CA&D!) installieren. Mit der Software sparen wir mindestens 2000 DM!!

Auf diesem Markt gibt es zwei Monopolisten. Die Firma Intel hat den Prozessor-Markt im Griff. Intel setzt die Standards und produziert laufend neue und schnellere Prozessoren, mindestens zwei pro Jahr. Es gilt die Faustformel: Alle zwei Jahre doppelte Leistung für das gleich Geld. AMD und Cyrix bauen die Prozessoren nach. Wir hätten aber nur 180 DM gespart, wenn wir statt Pentium den K6 von AMD genommen hätten. Die Prozessoren sind nicht identisch, Kompatibilitätsprobleme sind möglich, also greift man zum Original. Die Prozessoren werden nur zwei bis drei Jahre produziert, dann gibt es sie nicht mehr. Ersatzteile sind Fremdworte. Wer nach drei Jahren einen Schaden hat, muß sich einen neuen Rechner kaufen. Nicht nur, weil es den Prozessor, die RAM-Bausteine und die Karten nicht mehr gibt, sondern vor allen Dingen, weil die neuen Betriebssysteme und neue Software auf drei oder fünf Jahre alten Rechnern nicht mehr laufen.

Dafür sorgt der zweite Monopolist: Microsoft. MS liefert für ca. 90% alle PC's weltweit die Betriebssysteme. Ohne Betriebssystem geht beim besten Rechner nichts. Jede Software baut auf das Betriebssystem auf. Mit dem Betriebssystem Windows hat Microsoft ca. 1990 einen weltweiten Standard gesetzt. Richtig angefangen hat es mit Windows 3.0, dann kam 3.1 und gleich danach 3.11. Parallel dazu wurden zwei völlig neue Betriebssysteme von MS auf den Markt geworfen, Windows 95 und Windows NT. Gerade jetzt wird aus Windows NT 3.51 die Version 4.0, das Update für Windows 95 ist für Mai 98 angekündigt: Windows 98.

Alle zwei Jahre spätestens wird erwartet, daß man das Betriebssystem wechselt und möglichst den Rechner gleich mit. Wer also immer auf dem neusten Stand der Rechentechnik sein will, muß alle halben Jahre einen neuen Prozessor, eine neue Grafikkarte und ein neues Betriebssystem kaufen. Das alleine reicht nicht, er braucht eigentlich mindestens zwei Rechner für wenigstens zwei der fünf möglichen Betriebssysteme von MS !! Außerdem gibt es heute z.B. Software, die läuft absolut nur unter Windows 95, gleichzeitig gibt es andere Software, die nur zusammen mit Windows NT 4.0 arbeitet. Eine irre Situation. Ich bin fest davon überzeugt, das ist Marketingstrategie von MS: Möglichst viel unterschiedliche Betriebssysteme bedeuten maximalen Umsatz. Der Kunde bleibt auf der Strecke, er ist kaum in der Lage, mal ein ganzes Jahr mit seinem Rechner in Ruhe nur zu arbeiten: Wegen neuer Hard- oder Software muß er kaufen und basteln!!

Viele Firmen haben es aufgegeben, mit dem letzten Stand der Technik zu arbeiten, es geht einfach nicht. Das haben auch die Monopolisten an der Umsatzentwicklung gemerkt. Ob sich etwas ändert, ist fraglich. Wir bauen an der BURG in diesem Sommer von Windows NT 3.5.1 auf 4.0 um und haben uns damit die größten Probleme eingehandelt. Unser Netzt ist so kompliziert, daß es mit NT 4.0 nicht zu managen ist, mit 3.5.1 lief alles hervorragend. Da sieht man das nächste Problem: Keine Software ohne massive Fehler. Bananensoftware reift beim Kunden. Dann kommen Updates, vielleicht. Oft werden sie durch neuere Entwicklungen überholt. Jetzt, fast drei Jahre nach der Einführung kommt ein Update, das aus Windows 95 ein stabiles Betriebssystem macht. Aber ein halbes Jahr später kommt der Nachfolger: Windows 98, wieder mit jeder Menge Bugs. Warum wird auch das wieder gekauft? Weil es interessante Software gibt, die man nur damit zum Laufen kriegt !

Eine völlig irre Situation, an der nur Intel und Microsoft ihre helle Freude haben: Intel Reingewinn im II Quartal 1997 1,65 Mia. US$, MicroSoft im ersten Halbjahr 1997 3,45 Mia. US$ Reingewinn. Bill Gates, der Chef von MS avanciert zum reichsten Mann der Welt: 37 Mia. US$ Privatvermögen !! Nicht mehr vorstellbar! Im Internet soll es einen Zähler geben, mit dem man sehen kann, um wieviel Bill Gates pro Minute reicher wird !

Jürgen Albrecht, 24. September 1997

 

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