BACK

 

Endlich Ferien. Ihre Schweiz.

Dieser schweizer Slogan trifft auf Conny zu. Endlich hatte er Ferien und wir fahren für eine Woche in die Schweiz. Wir wohnen in Gluringen, im Rhonetal. Am Abend steigen wir in Berlin in einen Zug und legen uns schlafen, das Frühstück wird uns schon in der Schweiz serviert. Von Zürich aus fahren wir in überfüllten Zügen (der Normalfall an Wochenenden in der Schweiz ...) durch eine schöne Landschaft und steigen um 14 Uhr in Gluringen aus. Kann man einfacher und angenehmer zu seinem Ziel kommen?

Schon vom Zug aus fällt uns auf: In der Schweiz müssen sehr viele Leute wohnen, überall, auch an den unzugänglichsten Stellen, stehen Häuser. Die Schweiz ist zugebaut. Tröstlich ist nur, dass man die vielen Menschen nicht auf der Strasse sieht. Nur am Wochenende, wenn alle schweizer Züge überfüllt sind, merkt man, dass hier viele Menschen wohnen, denn die sich hier ins Wochenende stürzen, das sind beileibe nicht nur Touristen. Die Statistik zeigt, die Schweiz besitzt eine Bevölkerungsdichte von 175,4. Australien steht mit 2,4 Einwohner pro Quadratkilometer fast am unteren Ende dieser Skala. Sogar in der Sahara leben statistisch mehr Menschen, als in Australien! Die Bevölkerungsdichte der Schweiz ist nicht besonders hoch, für Deutschland liegt dieser Wert bei 230 und in Monaco wohnen sogar 16.355 Menschen auf einem Quadratkilometer. Da ist es in der Schweiz gut auszuhalten, wenn man nicht direkt in die Urlauberzentren geht. Dort ist die Bevölkerungsdichte erheblich: Bis zu 2000 Menschen auf einem Quadratkilometer!

Die Menschen in der Schweiz sind freundlich (manchmal im deutlichen Gegensatz zu den Touristen). Jeder wird im Dorf gegrüsst. Die Touristen müssen auch freundlich behandelt werden, denn sie sind die grösste Einnahmequelle der Schweiz. Lieber wäre den Schweizern, man würde sie in Ruhe lassen. Das zeigt exemplarisch ein Schild in der Bahn, das ich noch nirgends auf der Welt gesehen habe: Finger vor dem Mund: Das Schild mahnt die Reisenden, so wenig wie möglich zu reden. Man hält sich auch daran und das ist ausgesprochen wohltuend.

Die Schweizer lieben zwar ihre Ruhe, aber sie lieben auch das Geld. Von der Arbeit auf der Alm, von Milch und Schokolade, kann man zwar leben, aber nicht gut genug. Die Schweizer haben schon vor mehr als 150 Jahren gemerkt, dass sie mit ihrer Natur einfacher Geld verdienen können. Deshalb haben sie sich früher als andere entschlossen, ihre schöne Landschaft bedenkenlos zu Geld zu machen.

 

Und was Schweizer tun, das tun sie gründlich und konsequent.

Die Natur wird um- und ausgebaut, sie wird zur Kulisse degradiert, die Natur wird ausgeschlachtet, aus ihr wird buchstäblich Kapital geschlagen. Auf jeden Hügel, auf jeden grossen Berg führt eine Seilbahn oder eine Zahnradbahn, jede Alm wurde zu Bauland oder zur Skipiste umfunktioniert, jedes zweite Haus ist ein Hotel, eine Ferienwohnung oder eine Gaststätte und auch wenn in der knallbunten, katholischen Dorfkirche ein Orgelkonzert stattfindet, kostet das 14 Franken (gleich 17 DM). Für alles muss teuer bezahlt werden. Einmal Zermatt-Gornergrat und zurück: 72,25 DM. Ein normales Abendbrot in einer normalen Gaststätte für zwei Personen: 60 bis 80 DM. Ein halbes Kilo Trockenfleisch: 33 DM. Ein Glas Tee kostet vier Mark. Das wenigstens ist gegenüber Amrum spottbillig, nur halb so teuer !! Bei 6,90 DM stimmt das nicht ganz, aber fast ...

Für Geld kann man alles in der Schweiz haben. Ganze Busladungen mit Menschen die kaum noch alleine auf die Toilette gehen können, werden in einer Seilbahnkabine auf 3000 Meter gehievt und oben auch noch mit Kaffee und Kuchen versorgt. Es gibt hunderte von Kilometern bestens präparierter Skipisten (Mein Verstand hat über meinen Bauch gesiegt und ich habe mich nicht auf Skier gestellt ...!). Nicht einer der Skiläufer muss nach oben laufen ... nur keine Anstrengung! Läuft man zu Fuss bergauf, ist man auch in der dicht besiedelten Schweiz sofort völlig alleine. In jedem Tal sind Loipen für den Langlauf gespurt und jedem Touristen wird klar gemacht, wie gut es für die Gesundheit ist, wenn man sich Skier oder Schlitten ausleiht. Und es gibt auch etwas Neues: Nach dem unsinnigen Fahrradhelm wurde der Skihelm kreiert und den Eltern wird (offensichtlich mit Erfolg) eingeredet, wie wichtig der für die Gesundheit ihrer Kinder ist. Wieder wurde ein neuer Markt entdeckt und erschlossen. Und das Snowboard ist auch inzwischen eingeführt. Wäre ich 20 Jahre alt, ich würde auch nicht mehr mit Skier, sondern mit dem Snowboard auf die Piste gehen. Das macht Spass, kann sehr elegant aussehen und erfordert die gleiche gute Körperbeherrschung, wie das Skifahren. Rundflüge, Busausflüge, Wildwasserfahrten, nächtliche Fackelabfahrten, Heimatabende, Bastelstunden, Klettern, Wandern, Skisailing, Paragliding, Reiten, Schlittenhunderennen ... es gibt nichts, was man als Tourist in der Schweiz nicht machen könnte.

Nächste Seite

 

BACK