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Alltag auf der kleinen Farm 4/4

Ich schleppe die Kettensäge durch den Wald, Conny ein paar Balkenabschnitte. Ich habe nur meine rote Unterhose und mein Graduation Hemd an und bin vom Garten völlig durchgeschwitzt. Schwärme von Fliegen folgen mir, ein paar Bremsen stechen mich. Die Fliegen nerven mich mehr, als der festgefahrene Truck. Mehrfach erinnere ich mich an 'Stucking in the river' Jetzt haben wir den Fall 'Stucking in the Forest'. Wir haben Mühe, den schwebenden Truck wieder auf die Räder zu holen. Dafür muss erst das Brett wieder zwischen Baumstumpf und Unterboden raus gezogen werden. Der Truck ist mit dem Wagenheber schwer anzuheben, es gibt keinen Festpunkt in diesem sumpfigen Gelände. Ständig kippelt der schwere Pick-Up und rutscht wieder zur Seite. Aber irgendwie schaffen wir es, den Truck mit dem Wagenheber und den Balken über dem Baumstumpf zu stabilisieren.

Jetzt tritt die Kettensäge in Action. Das erste Mal, dass ich mit einer Kettensäge arbeite, bisher hatte ich nie die Gelegenheit dazu. Jetzt ist sie da, aber gleich unter stark verschärften Bedingungen: Unter dem Auto, bei mehr als 30 Grad in der Sonne, mit entsetzlichen Fliegen und Bremsen und dann nur noch in roter Unterhose!! Aber es klappt so, wie ich es mir vorgestellt habe. Man kann mit so einer Kettensäge tatsächlich so einen Stumpen dicht über dem Erdboden absägen. Gut, dass der Baum schon vertrocknet war. Das trockne Holz sägt sich leicht, der leicht verrottete, nasse Mittelteil macht deutlich mehr Mühe.

Aber nach vielleicht einer Viertelstunde harter Arbeit ist es geschafft. Conny setzt sich in den Truck und fährt ihn mühelos wieder auf den Weg zurück. Geschafft !!

 

Die vielen Bilder zeigen, was das für ein harter Einsatz war. Aber wo kann man solche Abenteuer noch erleben? Auf einer Farm in Canada! Conny und ich werden lebenslang an 'Stucking in the forest' denken!

Um 14:30 Uhr gibt es nichts wichtigeres als eine Dusche. Heidi brät Eier zum Lunch. Lisa isst gleich vier gebratene Turkey Eier auf Brot ... ich nur ein normales Hühnerei und Conny zwei. Dann ist erst mal eine Stunde Mittagsschlaf absolut nötig.

Zur Fütterung der Raubtiere treffen wir uns alle wieder. Nur Heidi schläft fest und tief und verpasst den Kaffee, der Jet-lag hat sie voll im Griff. Ausserdem läuft bei ihr und Lisa die Nase und die Augen tränen. Die neue Umgebung löst allergische Reaktionen aus. Deswegen gibt es am ersten Tag auch kein langer Abend. Conny ist von Sheila eingeladen und fährt mit ihr zum Kino. Wir machen nur ein sparsames Dinner mit Röstbrot, Butter und Salat. Lisa mault, denn das ist für sie zu wenig und Salat mag sie gar nicht. Aber sie begnügt sich mit viel Marmelade und Butter auf dem Brot. Um 21 Uhr gucken wir zusammen die Bilder des Tages an und dabei schläft Lisa schon halb, obwohl sie immerzu behauptet, gar nicht müde zu sein. Die beiden gehen schnell ins Bett. Ein Gewitterregen giesst unseren hervorragenden präparierten Garten und so kann auch ich beruhigt gegen 22:30 Uhr ins Bett gehen.

Ein langer, ein normaler Tag auf einer kleinen Farm geht zu Ende. Und längst ist nicht alles gemacht, was eigentlich zu machen wäre.

Jürgen Albrecht, 16. July 2001, 13.04.04

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