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Old Salmon Cannery am Skeena River 2/2

Diese Fischfabrik ist 1889 gegründet worden. So wie sie jetzt noch zu sehen ist, besteht sie seit 1895. Das Verfahren, nachdem hier bis 1972 produziert wurde, ist ziemlich einfach: Es mussten vor allen Dingen Dosen aus Blech hergestellt und verschlossen werden. Der Lachs wurde ausgenommen (den ganzen Tag mit den Händen im kalten Wasser ...!), dann wurde er mit einer Maschine in breite Scheiben geschnitten und von Frauen per Hand in die Büchsen einsortiert.

Die Büchsen wurden in einem Autoklaven erhitzt und dann verschlossenen. Fertig ist die Lachskonserve. Der Fisch wurde komplett verarbeitet. Mit einer 'Reduktionsanlage' wurde aus den Fischabfällen Fischmehl und Öl produziert. Trotz einfacher Techniken waren die Schwierigkeiten massiv. Wo bekommt man Arbeiter her und woher die Ausrüstung? Wie erzeuge ich weitab von der Zivilisation Energie und Dampf? Wie baue ich eine Fischfabrik in einen kalten und nassen Urwald? Das waren gewaltige Herausforderungen und sie waren zur damaligen Zeit nur an der Küste zu erfüllen. Denn nur über See konnten Geräte und Menschen transportiert werden. Auch dabei waren die Schwierigkeiten mit den Dampfschiffen noch gross genug.

Mit der Zeit wurde von der Dampfmaschine auf Elektroenergie und Dieselmotor umgestellt. Die Menschen aber blieben die gleichen: Japaner waren für den Fischfang inclusive Bootsbau und Netze verantwortlich. Chinesen verarbeiteten den Fisch und hatten die Herstellung der Blechbüchsen unter sich. Die Indianer machten die Hilfsarbeiten: Fische ausnehmen im kalten Wasser. Die Weissen hatten den gesamten Laden und das Management in der Hand. Erstaunlich, dass sich diese Arbeitsteilung herausbildete und dass es trotz des Zusammenlebens auf engstem Raum zwischen den vier verschiedenen Volksgruppen kaum Kommunikation und Beziehungen gab. Die Ethnien blieben unter sich, sie wohnten zusammen, sprachen ihre Sprache und lebten in ihrer angestammten Kultur. Am wenigsten ist über die Indianer bekannt. Warum haben sie hier überhaupt gearbeitet? Wahrscheinlich haben sie einfach das Geld (und der Alkohol) verführt.

 

Die Produktion wurde 1968 eingestellt, nachdem die Fischfabrik abgebrannt war. Feuer war eine riesige Gefahr, denn alle Gebäude bestanden einschliesslich der Fundamente aus Holz. Der Betrieb wurde noch einmal kurz aufgenommen, weil gleich noch eine zweite Cannery abbrannte ... aber 1972 war endgültig Schluss. 1978 gründeten Einwohner von Port Edward die Nord Coast Marine Museumsgesellschaft. Sie konservierten die gesamte Anlage und so ist heute hier wirklich von den Maschinen und Gebäuden bis hin zum Laden mit vollen Regalen viel zu sehen. Ein wirklich interessantes Museum der Technikgeschichte.
Ganz nebenbei erfährt man auch, dass in diesem Bereich der Nordküste rund 50 Fischfabriken existierten, die von den 20-er bis in die 60-er Jahre alle produziert haben. Jetzt gibt es nur noch fünf Fabriken, aber mit der zehnfachen Produktivität. Sie stellen die Dosen mit Alaska Seelachs her, die wir dann bei ALDI und PLUS für 0,99 DM kaufen.

Hier kann man auch Fischbüchsen kaufen und ich werde dringend eingeladen, den Lunch hier einzunehmen. Es riecht schon sehr gut auf dem hölzernen Quai. Künstler sind in einige Gebäude eingezogen und es werden sehr schöne Glas- und Schmucksachen angeboten. Ich gerate in eine Theater Show und darf sogar den Projektor bedienen. Ein Schauspieler stellt in einer One Man Show die Story der Old Cannery dar. Nicht schlecht, aber auch nicht sehr gut. Es gibt viel zu restaurieren und zu konservieren und so sind die Häuser nicht zugänglich, in denen Dampf und Strom erzeugt wurde. Schade, denn mit Sicherheit existiert hier noch mindestens eine alte Dampfmaschine. Unter den hölzernen Quai sollte man möglichst nicht gucken, denn dort liegt der Schrott im Wasser, der auf dem Dock nicht mehr zu gebrauchen war.

Wieder eine Lehrstunde über die Eroberung der Neuen Welt durch die Weissen! Was mich am meisten fasziniert hat war die Tatsache, dass Chinesen und Japaner auf der Suche nach Arbeit, Geld und Glück mit Familien in kleinen Booten über den Pacific bis hier her gesegelt und gerudert sind. Das ist beeindruckend. Was müssen in ihrem eigenen Land für Zustände geherrscht haben, dass man sich entschliesst, lieber aufs offene Meer zu fahren, als zu Hause zu bleiben !? Die Asiaten haben eine unwahrscheinliche Vitalität und Motivation. Nicht erst seit heute und auch nicht nur in Südostasien.

Jürgen Albrecht, 16. Juno 2001, 11.11.2003

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Der alte Laden