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Nach Skagway zur Fähre 2/2


Bennet Lake

Am Ende des Summit Lake hat man die Grenze zwischen Canada und Alaska erreicht. Der White Pass ist die offizielle Grenzen, der Kontrollpunkt liegt aber weiter unten. Nach dem Summit Lake geht es bergab und das Tal wird enger, die Strasse immer steiler.


Abfahrt nach Skagway, links die Eisenbahnlinie

Hohe, bewaldete Talwände, schroffe Felsen. An einer sehr engen Stelle liegt der amerikanische Grenzkontrollpunkt. Ein freundlicher Officer macht mir lächelnd einen schönen Stempel in meinen Pass, das war alles.

Was das für ein Tal ist, durch das diese steile Abfahrt führt! Riesige Mengen von Schmelzwasser haben diese Schlucht mit der Gewalt von eintausend Metern Höhenunterschied in die Felsen gefräst. Durch diesen Canyon wurde hoch zum White Pass und weiter nach Whitehorse eine Eisenbahn gebaut: Der Yukon Railway!

Damit brauchten die Waren nicht mehr mühevoll über den Chilkoot Trail geschleppt werden. Es muss eine schreckliche Schinderei gewesen sein, auf diesem Trail Lebensmittel und Material von den Schiffen aus Skagway nach Whitehorse zu transportieren. Dort wurden diese Güter auf andere Schiffe umgeladen und auf dem Yukon bis Dawson verschifft. Ein sehr beschwerlicher Transportweg, besonders im Winter, der nur mit Pferden und Mulis zu bewältigen war. Ich will mir die Schinderei überhaupt nicht vorstellen ...! Frost, Schneesturm, eiskaltes Wasser, Raubüberfälle, Wölfe, Bären. Wie haben die Leute in der Nacht kampiert? Ein solcher Treck von Skagway nach Whitehorse hat mindestens 14 Tage gedauert.

Jetzt kann man als Touristenattraktion einen Teil des Chilkoot Trails von Bennett nach Skagway mit Rucksack von Hütte zu Hütte erwandern. Ein 53 Kilometer langer Wanderweg wurde präpariert. Sicher eine sehr schöne Wanderung, aber nur im Sommer und wenn man dabei nicht auch noch einen Zentner Salz oder einen Kleiderschrank von Skagway nach Bennett transportieren muss.

Die Story des Baus der Yukon Railway füllt Bände. Die Fahrt auf dieser Strecke ist sicher nicht nur ein technisches Erlebnis. Heute wird die Strecke mit Dieselloks betrieben. Aber eine Steigung von tausend Metern auf einer Strecke von höchstens zwanzig Kilometern ist für jede Eisenbahn eine schwierige Herausforderung.

 

Da habe ich es viel einfacher. Ich rolle mit meinem Auto gemächlich die gute Strasse hinunter und habe nur ein Problem: Leider kann ich hier nicht alles fotografieren, was ich fotografieren möchte. Wirklich berauschende Bilder, die man auf dieser Strecke zu sehen bekommt. Schon wieder ein Superlativ: Diese Strasse von Whitehorse nach Skagway muss man gefahren sein !!

Um 18:30 Uhr lande ich vor dem Ferry Terminal in Skagway und wie ich das schon aus Valdez kenne: Der Terminal ist geschlossen. Aber hier steht wenigstens, dass die Schalter um 21:30 Uhr geöffnet werden. Dann legt hier eine Fähre an, die in der Nacht auch wieder abfährt. Am Fahrplan ist zu erkennen, dass es meine Fähre in Richtung Juneau ist. Ob es dafür aber Tickets gibt, ist erst ab 21:30 Uhr zu erfahren.

Also stelle ich mich auf den Parkplatz vor dem Terminal, koche mir einen schönen Tee und esse Abendbrot. Wenn es möglich ist, werde ich gleich heute Nacht nach Juneau mitfahren, was versäume ich in dem kleinen Ort Skagway? Ausser der Fähre gibt es hier ein Gold Rush Museum, Informationen über den Chilkoot Trail und die Eisenbahn. Interessant, aber leider habe ich jetzt nicht mehr genug Zeit.

Drei Stunden später ist die Inside Passage bis Prince Rupert gebucht und um 3:15 Uhr wird die Fähre mit mir und meinem Auto in Skagway ablegen. Leider habe ich nur einen knappen Tag in Juneau und nur vier Stunden Aufenthalt in Sitka. Dafür aber fast 48 Stunden in Ketchikan. Der Engpass war Sitka. Ich hätte in Sitka eine Woche bleiben müssen, es gab keine Möglichkeit, Sitka eher wieder zu verlassen. Die Inside Passage kann man ohne Zwischenaufenthalt ziemlich problemlos buchen. Will man aber an jedem Haltepunkt zwei Tage bleiben, muss man die Tickets langfristig vorbestellen.

Ich bin froh, dass es in dieser Weise überhaupt funktioniert. Die Inside Passage führt durch eine herrliche Fjordlandschaft und ist vergleichbar mit der Hurtigrute in Norwegen. Mit Sicherheit ist es die beste Variante, Alaska zu verlassen, wenn man über den Alaska Highway in den Norden gefahren ist. Die Passage für mein Auto und mich kostet 545 US Dollar (ohne Kabine). Ein fairer Preis wenn man bedenkt, dass ich in Fairbanks kurz davor war, 750 Dollar zu bezahlen, um nach Point Barrow zu fliegen und dort einmal zu übernachten!

Gerade habe ich in der Dämmerung (23:09 Uhr) das letzte Foto gemacht: Die Fähre nähert sich dem Anleger (s.u.). In den nächsten 10 Minuten wird sie hier anlegen. Für dieses Schiff habe ich ein Ticket !! Die nächste Reise beginnt. Diesmal per Schiff, aber auch mein Auto ist dabei …

Jürgen Albrecht,Ferry Terminal Skagway, 9. Juno 2001

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