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Totem Poles in Sitka und Ketchikan 3/3


Totem Bight Historic Park

Totem Poles in Ketchikan
Die Totem Poles (grosse, geschnitzte und bemalte Holzsäulen) sind der Höhepunkt des Tages. Ketchikan ist stolz darauf, die grösste Sammlung solcher Poles zu besitzen. Nur die hier im Alexander Archepelago lebenden Haida und Tlingit Indianer haben die Kunst der Totem Poles zu solcher Blüte gebracht. Die Totem Poles gehörten ganz selbstverständlich zu ihren festen Siedlungen, die aus einigen Holzhäusern und einem Clanhaus bestanden. Die geschnitzten Pfähle haben keine religiöse Bedeutung.

Sie wurden auch nicht erneuert, wenn sie sich der Regenwald nach 20 oder 50 Jahren wieder zurückholte. Das hat man akzeptiert und zum Anlass genommen, einen neuen Pole zu schnitzen. Offenbar war das dann Angelegenheit der ganzen Siedlung. Alle haben mitgemacht, anders hätte man die bis zu 20 Meter hohen Säulen auch gar nicht errichten können. Die Pfähle waren nicht nur grob behauen, die Indianer waren wie die Eskimos in der Holzschnitzerei sehr kunstfertig. Sie haben dafür auch eine Reihe völlig unterschiedlicher Schnitzmesser und spezialisierte Holzwerkzeuge benutzt.

Totem Poles wurden aus ganz verschiedenen Gründen aufgerichtet: Heraldik Poles dienten dazu, die Identität des hier wohnenden Clans auszuweisen. So ein Pole war praktisch ein ‚Ortseingangsschild’. Memorial Poles erinnerten an bedeutende Clan-Mitglieder, Mortuary Poles wurden errichtet, wenn ein Mitglied von hohem Rang gestorben war. Diese Sitte hatten die Aboriginals auf Tiwi Island auch (Australien, NT). Ihre Poles aber waren nicht so gross und sie besassen auch keine figürlichen Schnitzereien. Auch auf den Osterinseln wurden figürliche Totem Poles errichtet, riesengross und aus Stein. Die Poles sind ein globales, kulturelles Phänomen.

Die vier zentralen Säulen des Hauses wurden geschnitzt. Die ebenfalls geschnitzte Eingangssäule hatte eine Öffnung, durch sie betrat man das Haus. Die aufwendigen Schnitzarbeiten am Haus hatten für die Sippe (Tribe) auch einen bedeutenden Prestigewert. So konnte man Wohlstand und Reichtum demonstrieren. Auch aus Anlass eines Potlatsches wurden Poles errichtet. Potlatsches waren grosse Feste, die teilweise jahrelang vorbereitet wurden und dann wochenlang gefeiert wurden. Aber es gab auch Shame or redicule Poles. Sie mahnten daran, dass jemand sein Wort gebrochen, eine Schuld nicht bezahlt, oder Tabus des Clans verletzt hatte.

Die Haida und Tlingit Indianer standen der Weissen Zivilisation deutlich näher, als beispielsweise die australischen Aboriginals. Sie waren sesshaft, begütert und wussten sehr wohl das Eigentum und den Wohlstand zu schätzen.

In Ketchikan sind an drei Stellen Totem Pfähle zu besichtigen. In Saxman Tlingit Village stehen Pfähle an einer Strasse, die auf ein Clanhaus zuführt. In der Umgebung arbeiten Natives in Werkstätten und man kann Ihnen bei der Herstellung solcher Poles und anderer Holzschnitzarbeiten zusehen. Das Clanhaus ist nicht sehr aufregend, aber die Holzschnitzereien in den Werkstätten sind sehr schön. Die schönste Schnitzarbeit habe ich im Museum von Ketchikan gesehen: Ein kleine viereckige Truhe, deren Wände konkav nach aussen 'gebeult' und dabei noch durch Schnitzereien stark verziert worden sind. So ein herrliches Stück!

 

Das Totem Heritage Center befindet sich direkt in der Stadt Ketchikan. Nur hier kann man historische Totempfähle besichtigen. Sie sind 100 bis 150 Jahre alt und natürlich hat ihnen die Witterung stark zugesetzt. In klimatisierten Räumen werden noch weitere Poles konserviert.


Totem Heritage Center

Es sind die einzigen authentischen Zeugnisse aus einer nicht mehr existierenden Kultur. In dieser Ausstellung sind auch viele Fotos zu sehen, teilweise älter als 100 Jahre. Man sieht Siedlungen der Indianer, neben ihren Häusern stehen vielleicht 30 grosse Poles. Wahrscheinlich wurde jährlich ein Totem Pole neu geschnitzt und errichtet.


Saxman Tlingit Village

Der landschaftlich schönste Park von Totempfählen ist der Totem Bight Historic Park. Er wurde in den 30-er Jahren von einem weissen Architekten initiiert der sah, dass diese Kultur unterging. Er bildete Natives in der Schnitzkunst aus, restaurierte Totem Pfähle, schnitzte und bemalte neue im traditionellen Stil. Das Civilian Conservation Corps CCC wurde gegründet und so entstand dieser Park mit einem sehr schönen Clan House (s.o.). 1970 wurde der Park in das Register der Historic Places der USA aufgenommen. Dieser Park ist sehr beeindruckend. Hier kann man am ehesten nachempfinden, wie die Haida und Tlingit am und mit dem Pacific gelebt und wie die kunstvollen Totempfähle in der ruhigen und unterkühlten Landschaft gewirkt haben.

Morgen bin ich wieder in Canada. Um nicht gleich nach einer Tankstelle suchen zu müssen, habe ich heute das letzte Mal in Alaska getankt. Das teuerste Benzin, das ich je in den Tank gefüllt habe: 4,5 Gallonen (a 3,78541 Liter) haben 10,08 US$ gekostet. Bei einem Kurs von 2,2 ergibt das 1,30 DM/L (2,24 $/Gal). In Juneau hat das Benzin 2,05 US$ gekostet. Der normale Preis liegt zwischen 1,6 und 1,8 Dollar. Mit diesem teuren Benzin werde ich mit Sicherheit die Tankstelle in Prince Rupert, Canada, erreichen. Und es gibt eine optimistische Perspektive: Teurer als hier kann das Benzin nicht sein.

Jürgen Albrecht, Ketchikan, über dem Ferry Port , 14. Juno 2001

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