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Juneau - die Hauptstadt von Alaska 3/3

Das Alaska State Museum
Nach dem beruhigenden Blick aus dem Fenster mache ich mir heute Morgen Frühstück: Ich stehe wieder nahe am Wasser, aber meine Einschätzung von gestern war richtig, die Tide hat mich nicht erreicht - aber man kann sich ja auch verrechnen! Ich habe am Strand des Gastineau Channel übernachtet. Gestern bin ich auf der Thane Road nach Osten gefahren und habe weit vor der Stadt einen 'Platz mit Aussicht’ gefunden. Gestern Abend ist hier direkt vor meiner Haustür ein riesiges Kreuzfahrtschiff vorbeigekommen. Ein schönes Bild in der Dämmerung.

Ich mache Fotos von der Strasse aus, ein mittelalterlicher Mann spricht mich an: Was für ein herrliches Bild! Wir unterhalten uns eine Weile. Er ist auch nicht von hier, weiss nicht wie der Fluss heisst, der hier unter der Brücke aus den Bergen in die See fliesst. Er lebt in Anchorage und ist für ein paar Tage Urlaub hier her geflogen. Nur freundliche Menschen habe ich bisher getroffen. 'Die Amerikaner' gibt es genau so wenig wie 'die Deutschen', 'die Juden' und 'die Radfahrer'.

Was fängt man am besten mit einem ganzen Tag an, der einem in Juneau geschenkt wird? Ich besuche das Alaska State Museum, gehe in Downtown spazieren, gucke in der Library mal ins Internet, suche das Last Chance Mining Museum und dann fahre ich auf der einzigen Strasse, die es hier gibt immer nach Westen. Irgendwo kommt ein Schild: Herbert River, von hier aus wandere auch noch zum Herbert Glacier.

Als erstes aber besuche ich das Alaska State Museum. Hier ist die beste Sammlung von Artefakten der Natives von Alaska zu finden. Von der Bekleidung über Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände, Boote, Fischereigeräte bis hin zu Totem Pfählen und Schnitzereien an Häusern ist hier alles im Original und in alten Fotos zu sehen. Das ist hervorragend gemacht. Hier wurde wirklich den Natives ein Denkmal gesetzt! Der Gold Rush, die Staatsgründung und die 'Russische Periode' werden nur zweitrangig behandelt.

Eine Sonderausstellung zeigt verschiedene Varianten von 'Labyrinthen' (interessant sind Muster, zusammengesetzt aus Würfeln ...) Und noch eine Sonderausstellung ist im oberen Bereich zu sehen: Patchwork, also die Herstellung von Textilien aus Stoffresten. Das kann man natürlich auch als Selbstzweck ansehen und damit dekorative Bilder herstellen.

 

Solche Arbeiten sind hier unter dem Titel 'Quilts' zu sehen. Dieser Begriff ist mir bisher völlig unbekannt gewesen. Es ist eine Handarbeit, die in England Tradition besitzt. Hier sind sehr interessante Arbeiten ausgestellt, zum Teil 100 Jahre alt. Ein Wandteppich wurde sogar aus Vogelbälgen zusammen gebaut. Interessant und leuchtende Farben, aber auch schade um die vielen Vögel, die dazu ihr Leben lassen mussten.

Ein wirklich sehr interessantes Museum, das die 5 Dollar Eintritt absolut wert ist. Gegen 11:30 Uhr verabschiede ich mich und laufe die paar Meter nach Downtown. Inzwischen liegen hier drei grosse Kreuzfahrtschiffe, erst heute Morgen hat ein solches Schiff hier angelegt. Man kann beobachten, wie gut dieser Quai für diese grossen Schiffe mitten in der Stadt funktioniert. Das muss ja auch so sein, wenn Juneau nur über das Schiff erreichbar ist! Die Stadt hat sich auf die vielen Kreuzfahrer eingestellt. Die riesigen Geschäfte voller Souvenirs warten nur auf die Touristen. Auch die Seilbahn macht sogar bei schlechtem Wetter gute Geschäfte, denn von da oben hat man die beste Sicht auf die darunter liegende Kreuzfahrtschiffe ... wenn das Wetter mitspielt.

In der Bibliothek kann ich den Leuten auf dem Schiff fast in die Kabine gucken, denn die Library ist im 5. Stock eines Parkhauses direkt am Quai untergebracht. Ich gucke eine halbe Stunde ins Internet. Internet ist free, aber man muss einen Termin buchen. Ich habe Glück, etwas warten und dann war eine halbe Stunde zu haben. Vor der Library leiste ich mir einen kleinen Salmon Spiess mit Reis (3,50 $) und einen Kaffee (2,50 $), um die Wartezeit zu überbrücken. Jetzt schlendere ich durch Downtown und lande in einem gemütlichen Kaffee, wo es noch einmal Kuchen und Kaffee gibt.

Dann ist alles erledigt und ich fahre zum Herbert Gletscher. Dort mache ich eine sehr schöne Wanderung und bin erst nach vier Stunden wieder an meinem Auto. Den Gletscher habe ich erreicht, gesehen habe ich ihn nur von Ferne. Die Abbruchkante liegt hinter einer hohen Felsbarriere. Entweder man klettert auf die Felsen (schwierig, nass, Eis, Unterholz, steil) oder man schwimmt im Gletscherfluss um diese Kante (eiskalt, starke Strömung, keine Badehose, keine Wärmflasche).

Trotzdem war es eine herrliche Wanderung durch einen sehr interessanten 'kalten Regenwald’, immer am Ufer des Herbert River entlang. Nur zwei ältliche Mädchen habe ich getroffen. Stundenlang allein in faszinierender Natur. Aber oft sind Hubschrauber in der Luft. Den Herbert Gletscher erkundet man per Heli, nur altmodische Menschen gehen zu Fuss.

Jürgen Albrecht, Juneau, 11. Juno 2001

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Die einzig mögliche Sicht auf den Herbert Glacier