BACK

Achsenbruch vor Chena Hot Springs 1/2

Zwei Tage habe ich mich als Gast der University of Alaska und ihrer schönen Bibliothek gefühlt. Als ich am Nachmittag von der Universität abfahre, höre ich ein schleifendes Geräusch an meinem Auto. Ich tippte auf die Bremsen, krieche unter den Pick-up und sehe nichts. Das Geräusch beruhigte sich, verschwindet aber nicht. Keine Probleme mit der Lenkung oder der Maschine. Ich verlasse Fairbanks in Richtung Chena Hot Springs. Endlich möchte ich mich mal wieder in viel heisses Wasser legen. Zwanzig Kilometer vor Chena aber habe ich keine Lust mehr, heute ist es zu spät zum Baden. An einem schönen See wird es Abend und ich übernachtete hier.

Am Morgen ein Frühstück mit Aussicht und danach will ich die letzten Kilometer bis Chena fahren. Das klappt am Anfang auch, keine Geräusche! Wie gewohnt fahre ich 70 km/h. Eine ganz leichte Rechtskurve und im Ausgang dieser Kurve plötzlich heftige Bewegungen des Hinterteils meiner Wohnung, verbunden mit unangenehmen Geräuschen. Schlagartig fühle ich mich fünfzig Jahre zurückversetzt. Damals sass ich auf einem Fahrrad mit exzentrischen Radachsen, ein Verein für Fahrradfreunde. Heute ist es ein Pick-up, der die gleichen Bewegungen macht. Verrückt !! Ich bremse, allerdings moderat, nicht mit Gewalt. Das Auto hüpft, aber es fährt weiter geradeaus, also keine unkalkulierbare Gefahr. Natürlich will ich die Mühle zum Stehen bringen und das schaffe ich auch problemlos.

Schon als ich aussteige weiss ich, dass die Hinterachse ein Problem hat: Das linke Hinterrad steht leicht schräg und ... oh Schreck, es ist nur noch mit einer Mutter befestigt, die mit höchsten drei Gängen die ganze Angelegenheit zusammen hält! Die anderen Radbolzen sind abgeschert. Der letzte Bolzen hat als Achse fungiert. Daher die exzentrischen Bewegungen. Jetzt ist auch klar, woher die Schleifgeräusche kamen:

 

Hier hat vor acht Wochen ein Autoschlosser gepfuscht. Er hat neuen Reifen aufgezogen, aber die Hinterräder nicht ordnungsgemäss angeschraubt. An den Vorderrädern sind die Muttern in Ordnung, aber auch am rechten Hinterrad sind sie lose. 6.500 Kilometer bin ich mit losen Muttern an den Hinterrädern gefahren! Erst habe ich sie der Reihe nach verloren, jetzt beim Crash hat es alle Bolzen bis auf einen abgeschert. Dabei hatte ich wieder Glück: Bei einer Gewaltbremsung wäre vielleicht auch noch der letzte Bolzen abgerissen, krumm war er schon. Dann wäre eine weiche Landung wesentlich schwieriger geworden.

Warum habe ich mir gestern nur die Räder von hinten, aber nicht die Verschraubung angesehen?! An lose Muttern habe ich absolut nicht gedacht … weil ich so ein Problem noch nie hatte. Kann ich mit einem Rad 90 Kilometer zurück nach Fairbanks fahren, das nur an einem krummen Bolzen befestigt ist ?! Das lasse ich lieber sein.

Schon wieder muss ich Hilfe für mein Auto organisieren! Ich sichere das Auto, nehme den Rucksack und warte, dass ein Auto nach Chena vorbei kommt. Vielleicht kann mir dort schon jemand helfen. Gleich das erste Auto hält an. Eine Frau nimmt mich sofort mit, als sie sieht, was los ist. In höchstens 10 Minuten sind wir in Chena Hot Springs.

Dem Manager des Resorts erkläre ich mein Problem. Es ist ein ruhiger, freundlicher Mann. 'Nein, hier gibt es für das Problem keine Hilfe.' sagt er, nachdem er bei seinem 'technischen Direktor' nachgefragt hat. 'Wir müssen Ron anrufen. Ron's Towing wird Dich abschleppen!' Rons Firma sitzt in Fairbanks. An der mehr als 90 km langen Strasse von Fairbanks nach Chena gibt es nichts ausser ein paar schönen Angelplätzen am Nebenarm des Chena Rivers. Es wohnen natürlich auch Leute im Wald, aber Autos repariert niemand.

Nächste Seite

BACK