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Kraterseen in Sumatra

 

 

 

 

 

 

 

VON SINGAPORE
NACH PADANG

08. Februar 1996

 

 

Noch sind wir in Singapore. Inzwischen wieder auf dem Flugplatz Changi. Nicht gut geschlafen - war es der Kaffee auf dem Dachgarten? Um 8:30 Uhr aufgestanden, Rasieren, Duschen, Frühstück. 10:30 Uhr noch einmal auf Sightseeing-Tour in der Orchard Road. Stefan will für seine Wahnsinnskamera (Dynax 7000) Chip-Karten (Steuerung spezieller Funktionen) kaufen und dann wollen wir Geld für Sumatra eintauschen. Die großen Kaufhäuser machen erst gegen 10 Uhr auf. Das, was Stefan sucht, haben sie nicht. Aber wir finden eine Bank. Für einen 100 US$ Traveller Scheck erhalte ich 200.000 Malaysische Rupien und 5 Singapore Dollars zurück. Ein wahnsinniges Geld! Wir gehen schnell wieder, weil wir nur mit 70.000 gerechnet haben. Aber es war der Kehrwert von 0.58! Als wir das wissen, geht Stefan noch einmal das gleiche Geschäft machen. Dann zurück zum Hotel und auf's Klo - das war schön. Gegen 11:20 Uhr Check-Out und mit unserer Bagage in den Park vor dem YMCA-Hotel. Ich bleibe als Wache und lese im 'Loose' über Padang. Stefan geht zu Funan und bekommt tatsächlich das gesuchte Kabel und zwei Chip-Karten - zu 50 % des Preises, den das in Deutschland kosten würde. Gegen 12:15 Uhr gehe ich und Stefan übernimmt die Ablösung am Gepäck. Ich gehe in den Fort Canning Park. Die einzige historische Architektur, die es hier gibt: Kolonialstil und ein alter, christlicher Friedhof: Hier Ruht Hans Hermann Eschke, Kaiserlich Deutscher Generalkonsul, geb. 10. Nov. 1856 - gest. 19. Juli 1904. Und: In Memoriam of Wladimir Astatiew, Late Lieutenant of the Imperial Russian Navy, Born 1860, Died in Singapore 23.10.1890. Es gibt nur noch ca. 10 freistehende Grabsteine, ca. 80 sind in eine Begrenzungsmauer eingelassen. Eine schöne, ruhige, große Rasenfläche vor dem Fort Canning Centre. Unten ein Weg, auf dem moslemische Brautpaare warten, weil hier das Büro of Registration Moslem Marriages (Schreibweise i.o.?) ist. Viel Betrieb, viel gut und sorgfältig gekleidete Menschen. Dann zurück zu Stefan. Vorher noch an einen Baum uriniert ... großes Vergehen!! Urinieren im Fahrstuhl ab 500 S$ Strafzoll aufwärts. Vieles scheint hier sehr rigide zu sein: Rauchverbot 'by law', kein Fahrschein: '1000 S$ Maximum'. Papier wegwerfen, Kaugummi usw. alles verboten und weil die Polizei allgegenwärtig ist, sieht auch alles wie geleckt aus! Die Führung orientiert sich an der Lehre des Konfuzius: Die Elite muß das Volk auf den rechten Weg führen. Gut und schön, aber wer ist die Elite oder gehört dazu und was ist der rechte Weg? Aber so lange es so wie in Singapore z.Z. funktioniert, ist es wesentlich besser, als der reale Sozialismus a la DDR. Hier hat man die Geldfunktion nicht außer Kraft gesetzt und die Marktwirtschaft regelt den Rest.

Um 13 Uhr fahren wir mit dem Bus 16 E zum Flugplatz: Voll!! 1,50 S$, nicht klimatisiert und eng. Schulkinder kommen aus der Schule. Alle mit der Uniform ihrer Schule. An den Kindern sieht man am schönsten die z.T. herrliche Mischung, die aus Malayen, Chinesen, Indern, Arabern u.v.a. entsteht. Wir steigen im Terminal 1 aus - zu früh, denn wir müssen in den Terminal 2. Aber es gibt ja die Schwebebahn mit Rädern. Silk Air hat noch nicht auf um 13:50 Uhr - noch drei Stunden bis zum Abflug. Wir gehen Essen mit unserem Gepäck: 15 S$ für zweimal gut essen. Jetzt wird der Schalter in Reihe sieben bald aufmachen und wir fliegen nach Padang.

Singapore, Airport Changi, 15:14 Uhr,

 

WIR SIND IN SUMATRA !!

17 Uhr Start in Singapore mit Silk Air und einer Fokker 70. Die Maschine ist nur halb ausgebucht. Ich sitze rechts, Stefan links. Wir fotografieren. Der Äquator wird überflogen, ist aber nicht zu sehen ... ! Dafür fotografiert Stefan riesige christliche (?) Zeichen im Urwald. Es wird diesig, hohe Wolken, bitte anschnallen. Aber kein Vergleich mit dem 12-Stunden Rütteln von Schönefeld nach Singapore. Eine große Schleife über dem indischen Ozean. Inseln, Fischerboote, sanfte Brandung, Wellblechhütten, Reisfelder. Landung 18:05 Uhr in Padang, Ortszeit 17:05 Uhr. Ohne Gangway aufs Rollfeld, Paß- und Zoll unkompliziert. Im Handbuch nachgelesen: Femina Hotel empfehlenswert.

Viele Taxi-Driver, wir feilschen um den Preis, 5000 oder 7000 Rp (2000 Rp sind ca. 1 US$). Umringt von jungen, freundlichen Männern kommt es zu ersten Kontakten: Wo gibt es ein Auto zu mieten? Angebot: 125.000/day mit Driver. Wozu ein Auto ohne Fahrer? Es gibt doch so viele Busse hier, die überall hin fahren! Und wie kommt das Auto aus Medan zurück?! Also die Autovermietung hat offensichtlich hier noch nicht Fuß gefaßt. Wir müssen sehen, wie das hier geht. Erst mal fahren wir 8 km mit Taxe für 7000 Rp. Der Bus in die Stadt hätte 500 Rp gekostet. Bus nach Sumgaipenuh (80 km südlich, heiße Quellen) kostet ca. 5000 Rp .... Stefan liest das gerade aus dem Handbuch vor! Aber das ist wie überall: Am besten kann man die Touristen am Flughafen betrügen!

Das Hotel ist gute Mittelklasse: Zimmer mit Cooler, Bad (Dusche geht nicht) mit WC, stechender Geruch nach Mottenkugeln, gute Betten, TV, Frühstück und in der Stadtmitte für 60.000 + 10 %. Das bedeutet drei Nächte für 100 US$. Wir nehmen es, Duschen ohne Dusche und gehen danach gegen 19 Uhr in die Stadt, wir brauchen Mineralwasser. Nicht weit weg, der Muezzin, tolles Abendrot, Markt. Gerade hat der Muezzin den Sonnenuntergang verkündet. Es ist Ramadan (bis 19. Februar)! Jetzt endlich darf gegessen werden! Wir fallen auf. Hier gibt es keine Weißen und Stefan ist soooo lang. Die Atmosphäre wie in Baghdad, mehr Slum als Stadt, völlig unübersichtlicher Markt. Aber die Menschen sind völlig anders, jeden, den man anguckt, lächelt, sagt 'Hello! Apakabar?' Wie geht's?! Mädchen machen uns an: Nicht uns, Stefan! Das wäre in Arabien völlig unmöglich gewesen. Hier ist es Freundlichkeit, Unbefangenheit, Neugier. Es war absolut kein Straßenstrich, sondern ein fröhlicher, quicklebendiger Markt. Erst hier sieht man, was in Singapore alles ausgerottet worden ist. Das hier ist das wahre Leben in der Südsee - in Singapore ist alles Plaste, künstlich und labil. Ist der Big Boß weg, bricht alles wieder auf dieses Niveau herunter { oder besser: es stellt sich wieder dieses natürliche Niveau ein, was man hier sieht! } .

Wir kaufen Wasser (2000 Rp für zwei Flaschen), gehen in unser Hotel zurück. Essen: Nicht sehr viel, nicht sehr gut, nicht sehr billig. Dann noch ein Spaziergang zum Hotel gegenüber: Wir fragen nach Selbstfahrer. Ungläubiges Staunen, aber es gibt eine Visitenkarte: Rent a Car - morgen werden wir das probieren!

Auf dem Bett werden Karten gewälzt. Reiseplanung ohne Auto: Wir entscheiden uns, morgen zur Touristeninformation zu gehen und die Stadt zu erkunden. Sonnabend machen wir die erste Tour - wahrscheinlich mit Bus, man ist erst urteilsfähig, wenn man es ausprobiert hat.

Jetzt noch einmal Dusche mit Schöpfkelle, dann ins Bett - es ist sehr gut, hart und groß. Die Leute verstehen was vom Essen und vom Schlafen.

21:47 Padang, Femina Hotel

 

 

 

 

 

 

 

 

EIN TAG
IN PADANG

09. Februar 1996

 

 

Nachtrag zu Singapore:

Wie extrem Singapore ist, sieht man an folgendem Beispiel: Airport Changi, ich gehe auf die Toilette. Groß, hell, sauber. Ein Mann beim Reinigen der Waschbecken. Ich gehe in eine WC-Box: WC zum Hinhocken. Wenn man das begriffen hat, geht es sehr gut. Danach Händewaschen und wieder raus. An der Ausgangstür bemerke ich einen Zettel 'Toillet Inspections Plan'. Ich bin schon fast draußen, da gehe ich noch einmal zurück und stelle fest: Alle zwei Stunden kommt ein Inspektor, drückt seinen Stempel in das Formular: Inspektion und Unterschrift mit Datum und Uhrzeit. Und das jeden Tag 12 mal! Wer soll das bezahlen? Aber Singapore ist extrem personalintensiv. Da geht kann man sich auch das leisten. Passend dazu: Wer nach der WC-Benutzung nicht spült: 500 S$ Strafe. Daß die Chance sehr groß ist, dabei erwischt zu werden ... s.o.

Padang, 090296, 15:19 Uhr

 

Aber jetzt sind wir ja in Padang, wo alles komplett anders ist! Schlecht geschlafen in der Nacht: Es ist kalt durch die Klimaanlage. Nachdem ich mir eine zweite Decke genommen habe, schlafe ich gut bis 6:45 Uhr. Hellwach. Vor dem Hotel rauscht der Verkehr. Ich ziehe mich an und mache einen Spaziergang: Ich will den indischen Ozean sehen! Ich laufe auf den Berg zu, durch Straßen, die mich lebhaft an Bagdad erinnern. Kleine Unterschiede hier: Die Luft ist feuchter, viel mehr Grün und die Menschen ganz entscheidend freundlicher! Der Blickkontakt ist entscheidend. Sobald man jemanden direkt fixiert, fängt Männlein oder Weiblein an zu lächeln. Meist folgt 'He, Hello, Good Morning Mister!' Auch ohne Blickkontakt wird man ständig und von allen Seiten gegrüßt. Weiße und lange Menschen fallen extrem auf. Eine Frau sitzt mit ihrem dreijährigen Jungen auf dem Moped. Fünf Meter weit weg. Der Junge schreit 'Hello!' (Das war heute mittag, Stefan kann es bezeugen, er war mit seiner Länge der Anlaß).

Ich laufe ½ Stunde ziemliche Umwege. Am Fluß ein Hafen. Leute setzen auf Booten über, gehen zur Arbeit. Viele Schulkinder sind unterwegs, alle lachen, lustig, freundlich. Auch das überall gegenwärtige Militär/Polizei grüßt! Ich erreiche die Beach. Sechs Männer sind mit Rechen dabei, den Strand zu säubern.

 

 

Ich besichtige den Indischen Ozean: Unauffällig und dreckig. Aber es gibt ein paar Muscheln, wie an der Ostsee. Zurück fahre ich mit einem heruntergekommenem Taxi: 1500 Rp, der Fahrer hat ein Taxameter und gibt heraus - ich hätte ihm ruhig zwei Tausender geben können! Im Hotel gegen 8 Uhr: Stefan schläft noch. Unter die nicht vorhandene Dusche, dann ist Stefan wach. Wir gehen nach unten ins Restaurant: Das Frühstück besteht aus zwei Tassen Kaffee und zwei Scheiben Toast, inside Marmelade.

Gegen 9:30 Uhr brechen wir auf zu der Touristeninformation. Es ist schon deutlich wärmer, die Sonne steigt. Wir laufen, obwohl hier keiner läuft! Freundlicher Empfang, wir bekommen einen Stadtplan. Mehr ist nicht drin, die Leute sprechen kaum English. Ein Arbeitsplatz mit Computer (Wordstar !), es ist aber unklar, welche Funktion die Leute haben, Touristen scheinen sich hierher so gut wie nie zu verirren!

Mit Taxe fahren wir zum ersten Hotel am Platz: Pangeran's Beach Hotel. Zwei freundliche Damen erklären uns in English, das so gut wie unseres ist, daß man ein Auto mieten kann, aber nur mit Driver: 200.000 Rp/Tag. Selbst fahren geht auf dieser Insel offensichtlich wirklich nicht. Wir unterhalten uns, schäkern mit den netten Mädchen. Mit viel Papier verabschieden wir uns mit der Zusage, das nächste Mal logieren wir hier mit special offers. Für dieses Weekend z.B. 50 % Discount, immer noch wesentlich teurer als in unserem Hotel { Diese Damen erklärten uns die Sehenswürdigkeiten der Umgebung und gaben uns den Tip, nach Maninjau zu fahren, dort wäre es sooo schön! } .

Wir wollen Kaffe trinken, aber das wird hier sehr teuer, da setzen wir uns lieber ans Meer: Von hier sieht der Indische Ozean schon nach etwas aus. Blau und grün, es weht ein (etwas zu warmer) Wind. Kinder baden. Sie setzen sich neben uns. Fast Hautkontakt. Aber weil wir sie nicht beachten und intensiv miteinander sprechen, sagen sie kein Wort zu uns! Erst, als wir sie ansprechen, kommen wir ins 'Gespräch'. Wir probieren unsere Sprachkenntnisse aus: Ich habe ab heute immer einen Zettel mit den wichtigsten Worten dabei. Sie korrigieren unsere Aussprache. Bis wir gehen, sind sie freundlich und aufgeschlossen, aber absolut nicht aufdringlich; ca. sechs Jungen, sechs bis acht Jahre alt, baden mit Unterwäsche.

Zurück ins Hotel wieder mit Taxe. Aussteigen am Markt. Im Kaufhaus (kalt) erstehen wir eine große Karte von Sumatra. Ein Bündel einheimischer Bananen, 12 Stück 1000 Rp. Waschpulver, Wasser: In der Post gibt es einen sehr ordentlichen (staatlichen ?) Shop. Gegen 12 Uhr sind wir im Hotel zurück. Ich dusche, wir essen Wurst aus meiner Reisetasche + Bananen + Wasser. Dann lege ich mich hin und schlafe sofort und fest ein. Stefan weckt mich um 15 Uhr: Er geht auf Foto-Tour. Ich wache langsam auf. Fange an zu schreiben. Ich werde jetzt ins Museum gehen.

Stefan hat unter Mittag die ganzen Prospekte studiert. Gegen 15:30 Uhr kommt er noch einmal zurück: Er hat kein Geld mit, es steckt im anderen Hemd. Er war tief im Markt, hat Fotos gemacht. Dort ist kein Tourist zu sehen. Aber 'Fast wäre hier unsere Reise zuende gewesen! Beim Abbiegen ist mir ein Auto (mit Niederdruckreifen) über den Fuß gefahren!' Er lacht. 'Das soll mir eine Lehre gewesen sein!' Die fahren hier wirklich wie die Henker und offensichtlich nach dem Prinzip: Je größer das Auto, desto mehr Vorfahrt! Fußgänger existieren für die stolzen Driver nicht! Wo ist die Taxe - ich will in das Museum zur Kultur der Minangkabau: In diesem Stil sind hier alle großen, offiziellen Häuser/Banken gebaut.

Ab heute { bei mir, .... bei Stefan schon von Schönefeld an } Sandalen ohne Socken!!

Padang, 090296, 16:00

 

Um 16 Uhr gehe ich los. Es ist heiß, aber die Sonne ist bald weg. Eigentlich wollte ich mit der Taxe fahren, aber ich laufe. Die Richtung stimmt. Ich komme an das tolle Hotel SEDONA, Minangkabau-Stil.

 

 

Ich dachte erst, das wäre das Museum. Ich gehe in das Hotel, weil ich das Museum nicht finde. Eine sehr freundliche, junge Dame empfängt mich mit Handschlag und zeigt mir den Weg. Dann bietet sie 50 % Nachlaß an, damit wir in dieses tolle Hotel ziehen!

Das Museum ist enttäuschend. Es ist kurz vor 17 Uhr und es ist geschlossen. Ein Wärter sagt: Offen nur bis 16 Uhr. Ich zeige ihm den Zettel, wo die Öffnungszeiten bis 18 Uhr vermerkt sind. Er zeigt Respekt und ich darf (außen) alles ansehen. Ein schönes Haus mit Bambuswänden. Wie sieht es innen aus? Schade. Sehr viele Schnitzereien. Und dazwischen, rot angestrichen, riesige Wasserbehälter. Dazu noch eine sozialistische Mahn- und Gedenkstätten. Entsetzlich und geschmacklos. Aber ein tolles Haus und ein schöner, gepflegter Park. Die Denkmäler scheinen neu zu sein, mit Gewalt in das Museumsgelände hinein gebaut. Stil heroischer Sozialismus. Man feiert 1996 das 50. Jubiläum der Staatsgründung. Auf der anderen Straßenseite steht eine Firmenresidenz im Minangkabau-Stil: Schöner und aufwendiger als das Haus des Museums.

Dann laufe ich auf der Suche nach einer weiteren Sehenswürdigkeit (Plastik, Arts usw.) bis zur Beach, finde es nicht und laufe zurück bis zum Hotel. 17:45 Uhr bin ich am Hotel: Ich mache ein Photo davon (Date ist heute noch auf Singapore eingestellt). Duschen, Stefan ist da und begeistert von den schönen Fotos, die er gemacht hat. Ich habe auf dem Markt vor dem Kaufhaus Abendbrot eingekauft. In Fett frittierte 'Bouletten', vegetarisch. Das gibt es auch beim Inder in Kreuzberg (kleine Bällchen). Scharfe Kartoffelchips. Wir essen Abendbrot auf dem Bett für 2.500 Rp. Dann schlafe ich bis 19:30 Uhr.

Aufbruch, wir wollen im Restaurant noch einen Tee trinken. Geschlossene Veranstaltung (?) es wird gefeiert. Wir machen einen großen Spaziergang in der Marktgegend und besichtigen dabei den Busbahnhof. Wir haben uns aber entschieden, morgen mit der Taxe nach Bukkitingi zu fahren. Wir wollen an den Kratersee Lake Maninjau. Empfehlung der Damen aus dem Hotel von heute morgen. Um 20:30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Im Restaurant singen Kinder zu TV Karaoke. Wir setzen uns dazu. Zweimal Suppe (vorzüglich), zweimal Tee, einmal Cola für 9.100 Rp. Der Tee ist herrlich, aber mir läuft der Schweiß den Rücken runter. Das Wasser kommt überall wieder raus, trotz FAN. Dann gehen wir nach oben. Karte studieren, Weg für morgen und Hotel aus Reiseführer aussuchen.

Wir packen zusammen, denn morgen ist Reisetag. Mal sehen, was das wird!! Morgen bezahlen wir auch das Hotel - VISA { Stefan } wird akzeptiert, AMEX { Al } nicht! Heute hatten wir Wäsche, first time. Hoffentlich ist das morgen trocken.

Padang, 090296, 22:38, Hotel Femina

 

 

 

 

 

 

 

 

 

VON PADANG ZUM
LAKE MANINJAU

10. Februar 1996, Embun Pagi

 

 

Die 'kleine Oma' (meine Mutter) hat heute Geburtstag (95). Wenn sie wüßte, was wir hier machen! Es ist 18:07 Uhr. Wir sitzen auf einer Terrasse, es weht ein kühler Wind (25 Grad).

 

 

Die Sonne steht noch über dem Krater, das Wasser des Sees blinkt, Wolkenflecke darauf. Der Muezzin ist aus der nahen Moschee zu hören: Alle warten darauf, daß die Sonne sinkt und der Muezzin es erlaubt, jetzt im Ramadan zu essen. Dann geht die Party im Dorf los!

Wir sind in Maninjau, ein kleines Dorf an einem riesigen Kratersee, ca. 7 x 10 km groß. Umrahmt von Bergen, die mal der Kraterrand waren. Jetzt mit Urwald bedeckt, den wir noch nicht gesehen haben. Über dem Dorf, nach ca. 45 Haarnadelkurven (jede Kurve ist numeriert) ist noch ein Dorf und das Hotel 'Embun Pagi', ca. 3 bis 400 Meter über dem See. Alles ist gerodet, jetzt Gras mit Bäumen, das macht die 'spektakuläre' Sicht (Reiseführer) auf den See und den Kraterrand möglich.

 

 

Das 'Hotel' besteht aus zwei Häusern/Villen, eins davon im Minangkabau-Stil. Das Zimmer darin kostet 40.000 Rp, davor steht ein älteres Haus, hier kostet es nur noch 25.000 Rp. Im größten Zimmer dieses Hauses, 30 Quadratmeter mit anschließendem Bad, haben wir um 14:30 Uhr Quartier bezogen. Im Zimmer stehen zwei Ratan-Sessel, ein Tisch und ein 2 x 2 m großes Bett mit blau gestickter Bettwäsche und großen Kissen. Ich legte mich dort hin und habe gleich zwei Stunden herrlich geschlafen. In dieser Zeit hat Stefan die Gegend erkundet. Hütten entlang der Straße nach Bukkitingi in denen auch was verkauft wird. Gegen 16:45 Uhr stehe ich auf. Wir sitzen auf der Veranda in dieser tollen Luft. Unten sind es 35 Grad und mehr gewesen, hier oben ist es herrlich frisch. Man braucht keinen AC (Aircooler), man braucht einen Pullover! Mein roter Kaschmirpullover war bisher das wichtigste Kleidungsstück.

Dann laufen wir die Straße nach Bukkitingi runter. Wir sind bei den Leuten aufgefallen wie zwei bunte Hunde, haben nach allen Seiten gegrüßt und dabei das eßbare Angebot begutachtet. Für 2000 Rp kaufen wir eine Kokosnuß, ca. 10 Bananen und eine Mango. Der Sohn (40) hat verkauft, die Mutter (70) hat den Preis gemacht. Auf der Straße ein Händler, der zum Dorfplatz unterwegs ist. Für 2.500 Rp. 12 Spieße mit Fleisch vom (?) und Soße aus dem großen Topf { der täglich nachgefüllt und nie sauber gemacht wird } , alles verpackt in Bananenblatt und Plastiktüte. Auf der Veranda gab es dann das erste Mal nach dem Frühstück etwas zu essen. Die Spieße hätten länger über der Holzkohle bruzeln können, aber die Soße war sehr gut. Scharf, braun, würzig. Der Hund leckte den Rest auf. Die Mangoschale läßt sich abziehen, habe ich nicht gewußt. Sie schmeckt hervorragend, die Mango. Auch die einheimischen Bananen, sie sind kleiner als die üblichen und dreieckig ...

Gerade habe ich ein Foto gemacht (Datum vor einer Stunde auf die richtige Zeit gestellt), der Himmel färbt sich rot, es ist 18:34 Uhr. Stefan fotografiert auch und liest ein Horror Buch von Stephen King. Wir werden jetzt mal zum 'Restaurant' gehen, 300 Meter von hier. Der Muezzin wird bald das Zeichen geben, daß das Abendbrot beginnen kann. Sooo eine tolle Gegend. Wirklich spektakulär, die Sicht und die Luft auf der Terrasse.

Embun Pagi, 100296, 18:38 Uhr

 

Es war nichts mit der Party - wir haben Glück gehabt, daß wir vorher was zum essen gekauft haben: Jetzt um 19:20 Uhr ist hier Ruhe. Das 'Restaurant' des Hotels besteht aus einem Schild und einer Baustelle. Die Anlage sieht so aus, als sollten täglich hier mindestens 100 Touristen abgefertigt werden. Wir aber sind hier (seit Tagen/Wochen?) die einzigsten Gäste. Wir sind noch ein Stück die Straße runter gelaufen: Eine 'Gaststätte' in einer der Wellblechhütten war offen. Aber die Schüsseln waren weitestgehend leer. Das was übrig war, sah nicht verlockend aus. Wir verkneifen uns weitere Abendbrot-Versuche. Es gibt ja noch eine Kokosnuß und ein paar heimatliche Reserven (u.a. Nußschokolade, die Reiner vor 14 Tagen Peter geschenkt hat!). Stefan hat die Kokosnuß aufgemacht, mehr als ein großes Glas Saft ist darin, schmeckt nicht ganz so gut, wie in Singapore, aber: Viel Kokosfleisch.

In einem Laden, der gleichzeitig Wohnstube ist, kaufen wir eine kleine Flasche Wasser und eine Flasche Bier: 4.200 Rp. Sicher werden wir dabei über den Tisch gezogen, aber um uns herum sitzt die Familie, die es nötig hat: Mutter scheuert, Vater macht den Preis, 8 (acht !) Kinder im Alter von 2 bis 8 Jahren sitzen dabei. Großvater auch, im Hintergrund bewegt sich noch mehr - Mein Gott, wir sind in einer anderen Welt !!

Heute morgen, Start um 9 Uhr mit Taxe vom Hotel. Der Portier sagte uns, mit Taxe kostet es 45.000 Rp. nach Maninjau - 'Aber es fährt doch direkt ein Bus hin, warum wollt Ihr den nicht nehmen?' Wir entscheiden uns, wenn der Bus unannehmbar ist, dann fahren wir mit der Taxe. Am Bus-Terminal war uns die Sache schon aus der Hand genommen. Ein Agent schleppt uns zu dem (nach seiner Ansicht) richtigen Bus, unser Gepäck wurde auf dem Dach verseilt, wir sitzen auf der hintersten Bank. Wie alt ist der Bus? Ich wage nicht zu schätzen. 30 Fahrgäste, voll, aber keiner muß stehen. Fahrer und Hintermann bilden ein Team. Der Hintermann steht bei 60 km/h freihändig vor der offenen Tür und zählt Geld. Es ist der Mann mit der 'Ultraschallpfeife'. Er pfeift (ohne Pfeife) so laut und schrill, wie mit einer solchen Hundepfeife, hängt sich weit aus der Tür und schreit den Passanten zu, 'Wir fahren nach Maninjau!'. Handtuch um die Stirn. Immer lachend, 16 Jahre. Er kassiert auch, aber erst, wenn der Fahrgast zwei oder drei Stationen mitgefahren ist. Er trägt das Gepäck rein und raus, verstaut es auf dem Dach und klettert auch mal während der Fahrt auf's Dach. Im Bus das ganze Leben von Sumatra. Männer, Frauen, Kinder, ein Junge kotzt mehrfach, Frauen in ihren besten Kleidern auf der Fahrt 'nach Stadt'. Es sind ca. 35 Grad im Bus (Thermometer am Rucksack). Alle Fenster auf, nichts von AC, es zieht und läßt sich gut aushalten. Ich dachte, die Hitze wäre schlimmer. Der Pullover ist bestens, sonst könnte ich jetzt schon den Hals nicht mehr bewegen!

Wir fahren an der Küste entlang. Kokospalmen, Bananen, Reis. Von Regenwald nichts zu sehen. Anton neben mir - ein 14-jähriger Junge, wohnt in Pariaman. Er überlegt immer sehr lange und dann kommt (nach 10 Minuten) ein englischer Satz: 'Give me your adress!' Ich gebe ihm meine Visitenkarte - Welten begegnen sich. Stefan kann nur mit Mühe seine Beine verstauen, die Knieä { Wie schreibt man das: Das Knie, die Kn..??? .. } versperren die halbe Tür!

Wahrscheinlich in Manggopah: Alles aussteigen, der Mann mit dem Besen treibt alle raus. Ich dachte zuerst 'Pause', aber es heißt Umsteigen in einen anderes Auto, ein Minibus. Reisetasche und Stefans Rucksack, Bündel von Kokosnüssen, ein Hund ist seit Padang in einer Kiste auf dem Dach, Säcke mit ?? Kartoffeln usw. und dazu ca. 22 Menschen - man kann es in dem Gedränge auf maximal sechs Quadratmetern Fläche nicht mehr exakt feststellen { Es war ein Kleinbus, der in Deutschland für ca. 6 Sitzplätze hinter dem Fahrer zugelassen wäre. } . Alle freundlich, lächelnd, schwatzend. Ein Mädchen wie Clara, so alt wie sie, aber schwarze Haare, schwarze Knopfaugen und ein Mund wie geschminkt. Ich schäkere vorsichtig mit ihr - Oma und Mama lachen, die Kleine nicht!

Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten. Es geht nur bergauf, Asphaltstraßen, unklar, wie der Bus das mit dieser Ladung schafft. Wir fahren in Richtung Osten in den Krater hinein, sehen den See, Strand, kleine Dörfer. Ständig steigt einer aus oder ein. Dann auf dem zentralen Platz in Maninjau - wir sind schon um den halben See herumgefahren - Endstation. Wir stehen mit unserem Babel um 13:30 Uhr in der Äquatorsonne! Ich organisiere (zu schnell !!) ein Taxi. Ein Trupp junger Männer, ein 15-Jähriger ist der 'Chef', handelt mit uns den Preis aus. Bei 25.000 Rp. Wollen wir wieder aussteigen: 'Na gut, ich gebe Euch 5.000 Discount, aber 20.000 müßt Ihr für 45 Kurven nach oben rausrücken!' Wir zahlen und fahren die Haarnadelstrecke sehr bequem in einem (ähnlichen) Minibus (wie vorher), vorn sitzen die drei Driver (ca. 20 Jahre), hinten wir beide auf acht Plätzen.

Als wir hier oben auf der Terrasse sitzen merken wir, daß ständig Busse hoch und runter fahren: Ein Wink und sie halten an! Das kostet dann höchstens 2000/Person { tatsächlich nur 500/Person } . Für die Fahrt von Padang bis Maninjau haben wir 1 x 5000 und 1 x 2000 Rp. bezahlt. Die Taxe war viel zu teuer, aber immer noch spottbillig: 45 Haarnadelkurven für 15,- DM.

Draußen ist es dunkel, Hundegebell, eine Riesengrille zirpt ununterbrochen (Assoziation: Baden 1946 im Gaswerk von Salzwedel mit meinem Vater!!). Ein ganz heller Stern am Abendhimmel in Richtung Sonnenuntergang. Die Venus? { Ja, die Computertechnik macht es möglich, den Sternenhimmel von Embun Pagi zu diesem Zeitpunkt zu simulieren. Es war die Venus.}

 

Name Rise Transit Set

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Moon 22h 36m 04h 47m 10h 59m Phase 0.664 zunehmend

Mercury 05h 15m 11h 18m 17h 22m

Venus 09h 35m 15h 37m 21h 40m

Sun 07h 00m 13h 04m 19h 08m

Mars 07h 23m 13h 25m 19h 28m

Jupiter 04h 05m 10h 07m 16h 10m

Saturn 09h 08m 15h 09m 21h 11m

Uranus 05h 46m 11h 48m 17h 50m

Neptune 05h 22m 11h 24m 17h 26m

Pluto 01h 45m 07h 46m 13h 48m

__________________________________________________

Das sind die Werte für Maninjau am 10. Februar 1996

 

Und genau über uns, das Sternbild, das bei uns über dem Horizont zu sehen ist. Die Konstellation, die wie ein gespiegeltes Fragezeichen aussieht, was ist das? { Bis jetzt - 14.06.96 23:35:31 - noch nicht identifiziert ! 20 Minuten später, noch mal nachgeforscht: Es kann nur der Orion gewesen sein !! } . Im Zimmer sind 24 Grad, draußen höchstens 20 Grad: Entsetzlich kalt! Starker Wind, das Wellblechdach klappert. Bald werden wir ins Bett gehen! Der 'Pförtner' sitzt am Fernseher: Es kommen Nachrichten im Propagandastil der DDR!

Embun Pagi, 100296, 20:28 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

ERSTER
DSCHUNGELTRIP

11. Februar 1996, Embun Pagi

 

 

Verschärfte Bedingungen: Es ist 21:16 Uhr, stockdunkel, der Strom ist ausgefallen. Der Hotelboy hat uns eine Petroleumlampe hingestellt, die jede Menge Fliegen und Insekten anlockt.

Stichworte von diesem HERRLICHEN Tag:

 

 

 

 

Embun Pagi, 110296, 21:42 Uhr

 

 

 

 

Jürgen Albrecht
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AL/240599

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